Pfarrer Alexander Reichelt feierlich eingeführt

14.3.2018, 07:55 Uhr
Pfarrer Alexander Reichelt feierlich eingeführt

© Robert Renner

Die Stadtkirche hatte sich gut gefüllt. Ehrengäste, Pfarrer und Pfarrerinnen, Diakone, Kirchenvorstände, ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter sowie Gemeindeglieder aus Weißenburg und Förrenbach bei Hersbruck, wo Reichelt zuletzt gewirkt hatte, waren gekommen. An der Orgel spielte Kirchenmusikdirektor Michael Haag, und der Gospelchor unter Leitung von Monika Hümmer sorgte ebenfalls für feierliche Klänge – unter anderem zur Einführungshandlung.

Dazu kniete Pfarrer Reichelt vor dem Volksaltar nieder, und Dekanin Gottwald-Weber, Doris Eckerlein als Vertrauensfrau des Kirchenvorstands, Dieter Reidel als Vertrauensmann aus Förrenbach, Reichelts Vater Eckhard – selbst Pfarrer im Ruhestand – und Reverend Philip Down, ehemaliger Archdeacon of Ashford, legten dem neuen Weißenburger Geistlichen die Hände auf.

Pfarrer Alexander Reichelt feierlich eingeführt

© Robert Renner

Archdeacon Down war gekommen, weil Reichelt Theologie unter anderem in England studiert hatte und zum Doctor of Philosophy (PhD) an der University of Kent in Canterbury in England promovierte. Überhaupt war der Geistliche schon an zahlreichen Stellen tätig oder wie es Gottwald-Weber ausdrückte: Reichelt habe „im­mer wieder Systeme verlassen und sich in neuen zurechtgefunden“. Er habe „immer wieder gelernt über den eigenen Horizont hinauszuschauen“.

Prägende Jahre seien jene in Canterbury gewesen, von wo er den Doctor
of Philosophy (PhD) mitbrachte. In allen seinen Berufsjahren habe er den Kontakt dorthin gehalten, genau­so wie er den Austausch der Landeskirche zur schwedischen Kirche begleitet habe. Gottwald-Weber stellte Reichelts weitere berufliche Stationen vor und befand, an ihren neuen Kollegen gewandt: „Gott führte Sie wunderbare Wege. Mit all dem, was Sie mitbringen, was Sie können und was Sie auszeichnet, werden Sie hier richtig am Platz sein.“

Gefangen in eigenen Vorstellungen

Vertrauensfrau Eckerlein zufolge freuen sich die Kirchengemeinden Weißenburg und Wülzburg, für die sie ebenfalls sprach, „dass im zweiten Pfarrhaus wieder Licht brennt“. Sie hofft auf gute Zusammenarbeit und „viele neue Impulse“. Außerdem, verriet sie, freue sie sich auf Reichelts erste Predigt, die er kurz darauf zu Philipper 1, Vers 15 bis 21, hielt und die sich um Vielfalt, Gemeinsinn und Toleranz dreht.

Musik sei „wunderbar“, meinte er dabei. Sie könne „ mitreißen und trösten“, „umwerben und protestieren“, „die unterschiedlichsten Menschen zusammenführen und Gemeinschaft stiften“, „aber auch zu heftigen Diskussionen führen“. Und es gebe die verschiedensten Musikarten, Oratorien von Bach genauso wie Rap von Bushido. Er habe gelernt, gut gemachte Musik könne Kunst sein, auch wenn er selbst damit nichts anfangen könne. Reichelt: „Wenn ich meinen eigenen Musikgeschmack absolut setze, verpasse ich viel. Aber das kann passieren, wenn ich in meinen eigenen Vorstellungen, Stilrichtungen, in meinem Milieu, in meiner Erwartung gefangen bin.“

Gefangen seien Menschen in ihren Vorstellungen oft auch, wenn es um den Glauben gehe und wie er gelebt werde. Er habe seinen Dienst als Pfarrer in Förrenbach so getan, wie er es verantworten habe können, jetzt werde ein anderer kommen und „es ganz anders machen“. Er sei jetzt Pfarrer in Weißenburg und wisse, vor ihm seien „gute und beliebte Pfarrer“ da gewesen, und die Gemeindeglieder wüssten längst: „Der Neue ist ganz anders.“ Reichelt an die Gläubigen: „Und doch wird es der einen oder dem anderen schwerfallen, Gewohntes und Bewährtes für Neues und Anderes aufzugeben. Was mir bleibt, ist, Sie dazu einzuladen.“

Durch das, was in der Weißenburger Kirchengemeinde geschehe, griff der Prediger Paulus’ Worte aus dem Brief an die Philipper auf, „soll in aller Öffentlichkeit Christus groß gemacht werden. Denn er ist es, der uns die Partitur des Glaubens vorgibt. Ob volkskirchlich oder erwecklich, ob aus der Kirchentagsbewegung oder der Jugendarbeit, ob Bach oder Gospel – Hauptsache ist doch, sagt Paulus, dass Christus verkündet wird.“

Beim Empfang im Gemeindehaus boten viele der Grußwortredner Reichelt eine gute Zusammenarbeit an. So hießen ihn und seine Familie Landrat Gerhard Wägemann und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel willkommen. Der OB wies auf die „jahrhundertelange protestantische Tradition“ der Stadt sowie die „lange Reihe bekannter Vorgänger“ Reichelts hin und zeigte sich überzeugt, dass auch der Geistliche „viele eigene Spuren hin­terlassen“ wird.

Ingrid Gottwald-Weber sprach im Namen des Dekanats, des Evangelischen Bildungswerkes und des Altenheims St. Andreas von einem „Freudentag“. In den vergangenen zwei Jahren seien zeitweise zweieinhalb Stellen in der Gemeinde nicht besetzt gewesen. Das habe dazu geführt, dass die verbliebenen haupt-, aber auch ehrenamtliche Mitarbeiter viel leisten mussten. Ihnen dankte die Dekanin herzlich. Dem schloss sich Vertrauensfrau Eckerlein an.

Erfahrungen einbringen

Diakonie-Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer ging auf die gemein­samen Aufgaben der Kirche und des Diakonischen Werkes ein. Und Hans Rohmer hieß als Senior des Pfarrkapitels im Weißenburger Dekanat den neuen Kollegen willkommen. Er erzählte, dass er selbst vor 24 Jahren Nachfolger von Reichelts Vater als Pfarrer in Uffenheim war. Ein Mitarbeiter habe ihm damals dessen Aufzeichnungen übergeben und gemeint: „Machen Sie was daraus.“ Er habe sie aber „ins Regal gestellt und nicht reingeschaut“. Rohmer schmunzelnd: „Vielleicht hätte ich es tun sollen.“ Wichtig sei aber, dass Reichelt nun seine Erfahrungen, nicht ins Regal stelle, sondern an seiner neuen Wirkungsstätte einbringe.

Gute ökumenische Zusammenarbeit bot Diakon Norbert Waldmüller an und überbrachte die Grüße der katholischen Gemeinde St. Willibald. Den langen Reigen an Grußworten beendeten Lara Huth und Katja Uffelmann vom Jugendausschuss. Es sei wichtig, sich Zeit gut einzuteilen und immer wieder auch neue Energie zu tanken. Sie machten dies mit Essen, meinten sie launig, und überreichten Pfarrer Reichelt „einen Korb mit Energieträgern“.

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