Pflegefamilien dringend gesucht

27.5.2018, 13:06 Uhr
Pflegefamilien dringend gesucht

© Markus Steiner

Denn wenn das Jugendamt einschreitet, dann muss es schnell gehen. Oft werden Monika und Heinz Wirth ganz kurzfristig informiert, dass ein neues Pflegekind zu ihnen kommt. Manchmal vergehen zwischen dem Anruf des Jugendamts und der Ankunft des Kindes gerade einmal 30 Minuten. Wie erst vor Kurzem, als die Pflegeeltern einen erst wenige Tage alten Säugling aufnehmen mussten. Die vierfache und alleinerziehende Mutter war einfach überfordert und meldete sich selbst bei der Polizei, die dann die Inobhutnahme veranlasste.

60 Einsätze pro Jahr

Ein Fall, der so oder ähnlich im Landkreis pro Jahr knapp 60-mal (Statistik aus dem Jahr 2017) vorkommt, wie Britta Liegel, die Leiterin des Sozialpädagogischen Fachdienstes vom Landratsamt weiß. Auch in diesem Jahr mussten bereits 17-mal Bereitschaftspflegeltern einspringen, weil Kinder in Obhut genommen werden mussten, weil das Wohl der Kinder gefährdet war. Oftmals sind Liegel zufolge Alkohol oder Drogen im Spiel, die Mütter oder Eltern überfordert und sonst keine nahestehenden Verwandten da, die einspringen könnten.

Dann helfen Pflegeeltern wie Monika und Heinz Wirth aus. Die beiden Rentner, die eine inzwischen 43-jährige Tochter und zwei Enkelkinder haben, haben mittlerweile genügend Zeit und auch die Muße und Ruhe, um sich um die Pflegekinder zu kümmern. Die ehemalige Kinderkrankenschwes­ter und ihr Mann hätten sich vor inzwischen über 30 Jahren ein weiteres Kind gewünscht, konnten aber keines mehr bekommen und haben deshalb auch über eine Adoption nachgedacht. Das Jugendamt fragte sie damals, ob sie sich auch vorstellen könnten, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen. Der Beginn einer echten Erfolgsgeschichte.

Inzwischen fanden 55 Pflegekinder eine Obhut bei den Wirths, die sich um die Kinder kümmern, als wären es ihre eigenen. „Wir wollen den Kindern einfach eine Familie geben“, nennt Monika Wirth ihre Motivation. Ihr Mann Heinz ist stolz darauf, dass ihnen das bislang offensichtlich ganz gut gelungen ist: „Alle haben einen Beruf erlernt und haben eine feste Anstellung.“

Kontakte über viele Jahre

Freilich ist auch in einer Pflegefamilie nicht immer alles eitel Sonnenschein. Zumal die Kinder ja nach wie vor leibliche Eltern haben. „Das kann oft eine Herausforderung sein, hier zu vermitteln“, weiß Liegel. Zumal die meisten Pflegekinder ja mehr Kontakt zu ihren Pflegeeltern haben als zu ihren „echten“ Eltern, die aber auch ihren festen Platz hätten. Denn so schlimm Außenstehende die Verhältnisse oftmals auch bewerten: „Kinder verstehen oft gar nicht, warum sie wegmüssen und wollen immer lie­ber bei ihrer Mama und ihrem Papa sein.“

Auch für die Wirths ist es noch heute nicht einfach, wenn ein Kind wieder gehen muss, wenn sie sich gerade aneinander gewöhnt und ins Herz geschlossen haben. Selbst wenn sie natürlich aus ihrer langen Erfahrung heraus wissen, dass man mit den Kindern immer nur eine Beziehung auf Zeit eingeht. Zu den meisten ihrer Kinder haben sie auch nach vielen Jahren und Jahrzehnten noch eine gute Verbindung und freuen sich, wenn es ihnen gut geht. „Es ist einfach eine schöne Aufgabe, ich will den Kindern einfach etwas mitgeben“, sagt Monika Wirth zufrieden und schaut liebevoll auf den kleinen Säugling, der in einer Wiege im Wohnzimmer gerade friedlich schläft.

Falls Sie neugierig geworden sind und sich auch überlegen, Pflegekinder bei sich aufzunehmen, können Sie sich beim Jugendamt unter Telefon 0 91 41 / 90 24 52 an Britta Liegel oder an den Pflegekinderdienst, Telefon 0 91 41 / 90 24 31 wenden. Das Jugendamt steht Pflegeeltern mit Rat und Tat zur Hilfe. Eltern, die die Bereitschaftspflege übernehmen, werden natürlich vom Jugendamt vergütet. Je nach Alter des Kindes gibt es eine monatliche Vergütung für den Unterhalt von mindestens 800 Euro.

 

Keine Kommentare