Politisch motiviert?

4.1.2012, 15:32 Uhr

Gegen 3.30 Uhr am Neujahrstag sind am Weißenburger Busbahn- hof zwei jeweils etwa fünfköpfige Gruppen verbal in Streit geraten, gab der 22-Jährige zusammen mit zwei Bekannten bei der Polizei- inspektion Weißenburg zu Protokoll. Ein junger Mann aus dem gegnerischen Lager habe ihn zu einem Gespräch unter vier Augen – abseits der beiden Gruppen – gebeten, sagte der Weißenburger. In der Straße Mohrenzwinger seien dann mehrere Personen auf ihn losgegangen und hätten auf ihn eingeschlagen.

„Hierbei seien Beleidigungen mit politischem Inhalt gefallen“, for­mulierte es die Polizei zurückhaltend. Konkreter wollte ein Sprecher gestern auch auf Anfrage unserer Zeitung nicht werden. Zunächst soll auch die Gegenseite zu dem Vorfall gehört werden. Bevor das nicht geschehen ist, wollte sich der Pressesprecher auch nicht auf Angehörige der rechten und der linken Szene festlegen lassen. Er bestätigte aber, dass die Ermittlungen unter dem Schlagwort „politisch motivierte Kriminalität“ laufen.

Der 22-Jährige erlitt Prellungen und Schürfwunden. Er flüchtete in Richtung Obertorstraße. Die Ansbacher Kriminalpolizei ermittelt wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung. Die Beamten hoffen auf neutrale Zeugen des Vorfalls. Hinweise nimmt der Kriminaldauerdienst unter der Telefonnummer 09 11 / 21 12 33 33 rund um die Uhr entgegen.

Die Polizei will sich derzeit nicht äußern, ob die Ansbacher Schlägerei in der Silvesternacht auf das Konto der Neonazis geht, die in den vergangenen Wochen und Monaten im Weißenburger Raum in Erscheinung getreten sind. Wie im überregionalen Teil berichtet, tauchte vor einer linken Szenekneipe in Ansbach plötzlich eine Gruppe schwarz gekleideter Männer auf. Es kam zu einer Prügelei. Über mögliche Verbindungen nach Weißenburg gebe es noch keine genauen Erkenntnisse, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Es bliebe abzuwarten, bis die Befragungen von Zeugen vollends abgeschlossen sind.

Verbindungen in den Landkreis

Unter den Personen, deren Per­sonalien die Polizei festgestellt hat, fanden sich auf jeden Fall welche aus Weißenburg-Gunzenhausen – neben welchen aus Unterfranken, Hamburg und Rheinland-Pfalz. Von den Besuchern im Ansbacher Lokal äußerten einige den Verdacht, dass die Spuren nach Weißenburg-Gunzenhausen führen. Das würde auch dem typischen Verhalten der Rechtsradikalen im Allgemeinen entsprechen, sagen Fachleute: Wenn in einer Stadt der Fahndungsdruck durch die Polizei zu groß wird, ziehen sie ein Stück weiter.

Die Neonazis waren im Weißenburger Raum in den vergangenen Monaten immer wieder aufgefal-len. Jüngste Aktionen waren diverse rechtsradikale Schmierereien. Trauriger Höhepunkt war der Angriff von einem guten Dutzend Vermummter auf das Jugendzentrum nach einer Mahnwache Ende November.

Weil das Thema Neonazismus derzeit leider allgegenwärtig ist, eröffnet am Montag, 9. Januar, in der Stadtbibliothek Weißenburg die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsradikalismus bekämpfen“ des Bayernforums der Friedrich-Ebert-Stiftung. Birgit Mair, Angestellte im Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung, wird dort einen kurzen Vortrag zum Thema „Neonazismus in Nordbayern und Handlungsstrategien dagegen“ halten. Beginn ist um 19.00 Uhr.

Keine Kommentare