Polnische Rekordnationalspielerin kickt für die Eintracht

27.5.2017, 07:00 Uhr
Polnische Rekordnationalspielerin kickt für die Eintracht

© Mühling

Kurz vor dem Anpfiff beim Betreten des A-Platzes am Anton-Schnabl-Weg bekreuzigt sich die Spielerin im dunkelroten Trikot mit der Nummer neun. Kaum rollt der Ball, dann merkt man sehr schnell, dass sie eine natürliche Autorität hat. Viele Angriffe laufen über die technisch starke Maria Makowska, immer wieder versucht sie ihre – meist deutlich jüngeren Mitspielerinnen, deren Mutter sie sein könnte – gut in Szene zu setzen. Wenn möglich stößt sie selbst in die Spitze vor. All das sieht flink und dynamisch aus, sodass man fast vergessen könnte, dass die Mittelfeldspielerin schon 48 Jahre als ist. Nur eines muss Maria Makowska zugeben: „Nach den Spielen habe ich richtig, richtig Muskel­kater“, sagt sie und lacht dabei.

Kein Wunder auch: Fast fünf Jahre hat sie zuletzt nicht mehr Fußball gespielt. Im Dezember 2012 ging ihre Karriere offiziell zu Ende, beim damaligen Regionalligisten SV Weinberg. Dem vorangegangen war eine durchaus schillernde Laufbahn mit Einsätzen auf ihrer Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld bei Länderspielen, in der Bundesliga sowie in der Champions League. Doch der Reihe nach.

Triple mit Potsdam

Maria Makowska wurde 1969 in Breslau geboren und wuchs in dieser polnischen Stadt auf. Beim dortigen Verein Pafawag begann sie mit dem Fußball, spielte dann für Stilon Gorzow und wurde 1996 für die deutsche Bundesliga entdeckt. Sie kam zum 1. Frauen-Fußball-Club (FFC) Turbine Potsdam, spielte dort als Profi in einem Spitzenteam, mit dem sie 2003 und 2004 Deutsche Meisterin wurde. 2003/2004 war zugleich ihre „erfolgreichste Saison“, wie sie rückblickend erzählt, denn neben dem Bundesliga-Titel gewann Turbine auch den deutschen Hallenpokal und holte als Krönung den DFB-Pokal, ein Triple sozusagen.

Vor 30 000 Zuschauern in Berlin besiegte Potsdam im damaligen Cup-Endspiel den 1. FFC Frankfurt mit 3:0. Maria Makowska stand im Erfolgsteam, dem unter anderem bekannte deutsche Fußballerinnen wie Ariane Hingst, Anja Mittag, Conny Pohlers und Torhüterin Nadine Angerer an­gehörten. Bei ihrem Wechsel nach Deutschland war die Polin schon längst Nationalspielerin ihres Heimatlandes gewesen. Bereits 1986 debütierte die Breslauerin in der Landesauswahl, stieg später zur Spielführerin und Rekordnationalspielerin auf. Ihre 111 Länderspieleinsätze sind auch heute noch die absolute Bestmarke bei der polnischen Frauen-Nationalmannschaft. Es hätten noch einige Partien mehr werden können im weiß-roten Nationaldress, doch konn­te sich Polen bislang noch nie für eines der großen Turniere (WM, EM, Olympia) qualifizieren.

Maria Makowska ist dennoch sehr zufrieden mit ihrer Laufbahn. Nach dem Dreifach-Triumph mit Potsdam im Jahr 2004 wechselte sie zu Krka Novo mesto – ein Kapitel, an das sie sich nicht allzu gerne erinnert, denn nach dem Champions-League-Aus für den slowenischen Verein drehte dessen Boss den Geldhahn zu. Durch den Kontakt zu einer Freundin kehrte Makowska anschließend nach Deutschland zurück, genauer gesagt nach Mit­telfranken, wo sie in den Folgejahren für den Post SV Nürnberg, den TSV Kleinschwarzenlohe und den SV Weinberg kickte.

Und jetzt also die SpVgg Eintracht Kattenhochstatt, Kreisklasse Neumarkt/Jura 1. Die polnische Rekordnationalspielerin ist in der untersten deutschen Liga angekommen. Maria Makowska lacht darüber, denn es macht ihr überhaupt nichts aus und sie nach wie vor Spaß am Spiel – egal in welcher Liga. Ihre Arbeitskollegin Anja Rottler hat sie dazu überredet, bei den Eintracht-Fußballerinnen in den letzten Saisonspielen auszuhelfen und mitzumischen. Makowska ist bei Jesch Industrielackierungen in Weißenburg als Poliererin beschäftigt und lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Michael in Stirn. Der Fußball als Ausgleich zum Alltag kommt ihr momentan ganz gelegen.

Uefa-Lizenzinhaberin

Zuletzt beim klaren 5:0 gegen die DJK Gnotzheim II erzielte Maria Makowska einen Treffer, am heutigen Samstag gibt es zum Saisonabschluss noch einmal ein Heimspiel gegen Grafenberg (16.00 Uhr). Kommende Saison will die 48 Jahre alte, gelernte Elektromechanikerin zwar nicht mehr unbedingt selbst mitspielen, dafür könnte sie sich gut vorstellen, als Trainerin bei der Eintracht einzusteigen – sie kann sogar die Uefa-Lizenz vorweisen. Stephan Rührer, der aktuelle Coach, lobt sowohl die freundliche Art wie auch die hohe fußballerische Kompetenz seines Neuzugangs und würde ein Engagement der früheren Profispielerin vollauf begrüßen: „Von jemanden mit dem Können und der Erfahrung von Maria können wir alle hier in Kattenhochstatt nur profitieren“, sagt er.

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