Post-Zusteller in Weißenburg und Treuchtlingen streiken mit

17.6.2015, 05:30 Uhr
Post-Zusteller in Weißenburg und Treuchtlingen streiken mit

© Steiner

Schon seit vergangener Woche tröpfelt nur vereinzelt Post in die altmühlfränkischen Briefkästen, da die bayerischen Verteilzentren bestreikt werden. Doch jetzt geht in Weißenburg und Umgebung die nächsten Tage postmäßig gar nichts mehr. Der Warnstreik der Briefzusteller dauert noch mindestens die ganze Woche an, kündigte Soldner gegenüber unserer Zeitung an. Bundesweit werden nach Angaben der Post derzeit rund ein Fünftel der Briefe und ein Viertel der Pakete nicht zugestellt.

„Aus unserer Sicht ist es eine Schweinerei, dass die Post die Regionalgesellschaften gegründet hat, die die Kollegen zu niedrigeren Löhnen anstellt“, erklärte der Gewerkschafter den Hintergrund des Streiks. Vor allem jüngere Kollegen mit befristeten Arbeitsverträgen seien davon betroffen, die bis zu 25 Prozent weniger Lohn erhalten und zum Beispiel auf ein 13. Monatsgehalt verzichten müssen.

Verdi will durch den Streik erreichen, dass auch diese Kollegen wieder nach dem Haustarif der Post AG bezahlt und dort richtig angestellt werden. Abgesehen davon befürchtet Verdi ganz allgemein eine weitere Zerschlagung der Post.

Streikbeauftragter Jürgen Kallert aus Nürnberg sagte dem Weißenburger Tagblatt: „Wir haben recherchiert, dass die Post zum Teil in Inseraten in Ludwigshafen schon gezielt nach Mitarbeitern für eine weitere Ausgliederung suchte.“ Nach Kallerts Meinung soll auf diese Weise die Belegschaft, die auseinanderdividiert werden soll, die Zeche für die Gewinngier des Vorstands und der Aktionäre zahlen.

„Gerechten Lohn“

Obwohl die Post einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro allein im Geschäftsfeld Briefe und Post eingefahren habe, werde bei den Angestellten der Regionalgesellschaften, den DHL Delivery GmbHs, gespart werden. Aus Sicht von Jürgen Kallert ist das ungeheuerlich.

Denn die Post AG habe selbst den freiwilligen Verzicht auf eine lineare Einkommenserhöhung in diesem Jahr und eine strukturelle Veränderung der bestehenden Entgelttabelle für alle neu eingestellten Beschäftigten ausgeschlagen. Die hätte zur Folge gehabt, dass sie künftig nicht mehr nach zwei, sondern erst nach drei Jahren in die jeweils nächsthöhere Erfahrungsstufe aufgestiegen wären.

Weil die Deutsche Post AG das Angebot nicht angenommen hat, rief Verdi zum unbefristeten Streik auf, der sich nach Kallerts Meinung deutlich vom Kita-Streik unterscheidet: „Wir wollen nicht mehr Geld, wir wollen einen gerechten Lohn für alle, denn wir sind eine Belegschaft und machen alle die gleiche Arbeit.“

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