Primiz in Weißenburg

23.4.2018, 06:03 Uhr
Primiz in Weißenburg

© Geraldo Hoffmann

Bei der Priesterweihe im Eichstätter Dom hatte Bischof Hanke betont, dass ein Priester kein Behördenchef sei, sondern vor allem die Rolle eines Vaters übernehmen müsse, der nach dem Vorbild des guten Hirten handelt. Der Priester werde deshalb auch in vielen Ländern und Sprachen mit „Vater“ angesprochen. Zugleich lebe der Pries­ter in der Berufung, ganz und gar Kind Gottes zu sein. Gleich einem Kind habe der Priester die Offenheit zu leben für das Größere Gottes, das er nicht für sich, sondern für die Menschen empfängt.

Das aus dem Glauben an den Vater im Himmel gelebte Kindsein lasse eigene Fehler und Schwächen erkennen und mache frei, Unzulänglichkeiten und Versagen einzugestehen. „Wir werden und wurden nicht zu Priestern geweiht, weil wir heilig und vollkommen sind“, so der Eichstätter Bischof. „Wer sich klein und bedürftig weiß wie ein Kind, wer Hunger nach Wachstum seines Menschseins nach Christi Vorbild und nach der Gnade in sich trägt und bereit ist, Gott als seinen Vater und Trainer anzunehmen, der kann geweiht werden.“

2016 zum Diakon geweiht

Alle drei Neupriester haben Theo­logie studiert und vor ihrer Priesterweihe einen knapp zweijährigen Pas­toralkurs absolviert. Thomas Rose, der aus der Heimatpfarrei St. Willibald in Weißenburg stammt, arbeitete als Praktikant in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Berching. Er empfing 2016 die Diakonenweihe, die als Vorstufe zur Priesterweihe gilt. Gestern feierte Rose seine Primiz in seiner Heimatpfarrei, wo zuletzt in den 70er-Jahren ein Priester geweiht wurde.

Primiz in Weißenburg

© Robert Renner

Allein daran lässt sich abschätzen, was für ein besonderes Ereignis die Primiz gestern war. Demgemäß waren neben Bürgermeisterin Maria Schneller, Landratstellvertreter Robert Westphal und Dekanin Ingrid Gottwald-Weber auch viele Ehrengäste und Roses geistige Ziehväter vertreten. Festprediger war Pater Rolf Biegler aus Salzburg, der maßgeblichen Anteil an Roses Berufung hat.

Denn Roses Weg war nicht von vorneherein zum Priester bestimmt, wie man auch in der Predigt erfahren konnte: Erst 1990 kam er mit seiner Familie aus Oberschlesien im heutigen in Polen nach Deutschland. Er studierte zuerst Wirtschaftsinformatik und arbeitete in einem großen Unternehmen als Diplomand und Werkstudent. Bis ihn die Frage eines befreundeten Priesters eines Tages ins Grübeln brachte: „Warum wirst du nicht auch Priester?“ Diese Frage habe ihn nicht mehr losgelassen.

Pater Biegler betonte, dass es immer die Begegnungen mit Gott seien, die tiefe Spuren im Leben eines Menschen hinterlassen. Jedes Mal bei der Wandlung während der Eucharistiefeier verwandle sich auch der Priester selbst ein Stück und der Himmel stehe offen. Biegler überreichte dem Neupriester einen Stein, der aus dem Fluss Jordan stammt und ihn immer an seine Primiz erinnern solle. Im pries­terlichen Alltag müsse Rose „ein Fels in der Brandung sein“, wofür er Gott um Kraft und Durchhaltevermögen bitten solle. „Es ist wichtig, dass Du die Menschen magst, denen Du begegnest“, schrieb der Pater dem 34-jährigen Neupriester ins Stammbuch, der nicht nur das erste Mal das Messopfer feiern durfte, sondern am Ende des Festgottesdienstes sogar den päpstli­chen Segen in der Kirche spenden durfte, die für ihn auch heute noch ein besonderer Ort sei.

Denn als er vor 28 Jahren die Kirche das erste Mal betreten habe, war ihm diese Kirche erst einmal fremd, weil sie so ganz anders war als die Kirchen, die er aus seiner alten Heimat kannte, Heute sei die Heilig-Kreuz-Kirche dagegen seine geistige Heimat geworden, wofür er auch seinen Eltern und allen Angehörigen und der gesamten Pfarrei St. Willibald dankte.

Nach dem Primizsegen überbrachte Bürgermeisterin Schneller die offiziellen Grußworte der Stadt. Auch für Weißenburg sei es ein ganz besonderer Tag: „Wir freuen uns mit Ihnen, dass Sie Ihre Berufung gefunden haben.“ Dekanin Gottwald-Weber meinte ebenfalls, dass es in der heutigen Zeit ein großes Glück sei, „wenn sich Menschen in diesen Dienst rufen lassen.“ Dekan Konrad Bayerle wünschte Rose unter anderem Freude in seiner Aufgabe, Gottes Nähe und Menschennähe und den Schutz Gottes. Als Geschenk der Pfarrei überreichte er eine Ikone des Heiligen Thomas.

Zum Mittagessen eingeladen

Im Anschluss an den Gottesdienst und als Dank lud der Primiziant die gesamte Pfarrgemeinde zum Mittagessen im Festzelt auf dem Kindergartengelände ein. In den ersten Wochen seines priesterlichen Dienstes wird Rose bis zu seiner Versetzung in seiner Praktikumspfarrei als Kaplan wirken.

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