Proteinshake in der Weißenburger Disco

8.7.2017, 13:39 Uhr
Proteinshake in der Weißenburger Disco

© Jan Stephan

Discos haben die Tendenz, sich zu erschöpfen. Insider berichten von ei­nem Fünf-Jahres-Zyklus, an dessen Ende man dem Partyvolk wieder neue Attraktionen bieten muss. Am besten ein Jahr lang zusperren, renovieren und mit Neueröffnung wieder fünf Jahre durchhalten. Beim Soho hat man bereits mehr als die Hälfte dieser fünf Jahre hinter sich gebracht, die Besucherzahlen aber stiegen zuletzt sogar wieder. Rund 16000 Besucher bei 40 Veranstaltungen sind die Jahresabschlussbilanz, die die Betreiber verkündet haben.

Im Premierenjahr lag die Zahl noch über der 20000er-Marke, fiel in der zweiten Saison, um sich nun auf einem höheren Niveau einzupendeln. Tobias Weißhaupt, Toni Dittmann und Peter Berschneider, die hinter dem Projekt stecken, sind mehr als zufrieden. „Es gibt einen Businessplan und die Zahlen passen“, sagt Weißhaupt. Sie passen sogar so gut, dass man die erheblichen Mehrkosten im Genehmigungsverfahren inzwischen gut verkraften kann.

Auf eine Prognose, wie es in fünf oder zehn Jahren weitergeht mit dem Club im Weißenburger Westen, wollen sich die beiden trotzdem nicht einlassen. „Das verändert sich so schnell, da weiß keiner, was passiert“, sagt Weißhaupt. „Noch vor ein paar Jahren war es unvorstellbar, dass in Weißenburg die Kneipenkultur so schnell zusam­menbricht“, stellt der Treuchtlinger fest. Tatsächlich war das Kneipenleben um die Jahrtausendwende erheblich lebhafter als nun in den Zehner-Jahren des neuen Jahrhunderts.

Dass die Kundschaft andere Ansprüche hat als früher, weiß man auch im Soho. Da kann man immer noch einen Wodka-Bull an der Bar kaufen, aber eben inzwischen auch einen Protein-Shake für gesundheitsbewusste Fitness-Freaks. Generell gilt es auch beim Angebot up to date zu sein. Dieses Jahr war der Moscow Mule international der Renner in den Clubs, und so ging der Wodka-Ingwer-Limetten-Cocktail eben auch im Weißenburger Club über den Tresen.

Zufrieden ist man bei den Betreibern vor allem, dass man sich eine funktionierende Stammkundschaft aufgebaut hat. „Wir haben einen im­mer größeren Stamm an Leuten, die fast jedes Wochenende kommen“, stellt Weißhaupt fest. Hauptzielgruppe sind 18- bis 25-Jährige aus dem Landkreis. Darüber hinaus kommen Gäste auch aus dem Ries und dem Rother Raum nach Weißenburg gefahren, um bis 5.00 Uhr morgens „clubben“ zu gehen.

Dass man in der allgemeinen Disco-Krise vor drei Jahren einen neuen Club eröffnete, war vor allem dem Enthusiasmus der drei Betreiber geschuldet, die sich damit einen Traum verwirklicht haben. Sie konnten das auch deshalb tun, weil es einen Plan B gab. Wäre die Disco nicht eingeschlagen, hätte Peter Berschneider die Halle mit seiner Firma Dotlux übernommen und so den Schaden in Grenzen gehalten. „Die Option ist jetzt vom Tisch“, stellen Dittmann und Weißhaupt klar. Denn ein paar Hundert Meter von der Disco entfernt wächst gerade der neue Firmensitz der Dotlux aus dem Boden. Die Soho-Halle wird also auf absehbare Zeit eine Disco bleiben. Eine Nachricht, die das junge Feiervolk in der Region freuen wird – und nicht zuletzt deren Eltern, die auch ein wenig beruhigter schlafen, wenn ihre Söhne und Töchter im Winter nachts nicht nach Nürnberg und zurück düsen müssen.

Vom Tisch oder besser gesagt vom Dach ist dagegen inzwischen endgültig die Roof-Top-Bar, die ursprünglich mal auf der Soho-Halle hätte entstehen sollen. Sie ist Opfer der Mehr­kosten beim Bau und von zusätzli-chen Auflagen geworden. Weißhaupt: „Schade. Wir wollten das machen, aber wenn es nicht geht, dann geht es halt nicht.“

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