Raiffeisenbank blickte auf "ordentliches" Jahr zurück

30.6.2016, 12:00 Uhr
Raiffeisenbank blickte auf

© Dressler

Die entscheidenden Kennziffern hatte der Vorstand der Raiffeisenbank bereits vor einigen Wochen mitgeteilt (wir berichteten). Die Bilanzsumme lag Ende 2015 bei 1,19 Milliarden Euro (Steigerung um 0,1 Prozent). Das Kundenkreditgeschäft kletterte auf 645 Millionen Euro (plus 3,9 Prozent). Die Kundeneinlagen machten 883 Millionen Euro aus (plus 0,7 Prozent). Wie Vorstandsvorsitzender Wilfried Wiedemann mitteilte, muss der Blick auf das gesamte betreute Kundenvolumen gerichtet werden. Es erreichte einen Wert von 2,26 Milliarden Euro (plus 5,2 Prozent), und das sorgt für Zufriedenheit. So finden sich in den Kundendepots immer mehr Wertpapiere, darunter Fondsanteile und Aktien. Die Bank sei gerade durch die genossenschaftliche Finanzgruppe stark.

Beachtliche Dividende

Wiedemann sprach von einer guten Entwicklung seines Hauses und eher zurückhaltend von einem „ordentlich“ abgelaufenen Geschäftsjahr, mit dem man „durchaus zufrieden“ sein könne. Unterm Strich ergab sich ein Jahresüberschuss von rund 3,27 Millionen Euro. Zwei Millionen wurden gleich in die Rücklagen überführt, und die Vertreter hatten sich mit dem verbleibenden Bilanzgewinn von 1,269 Millionen Euro zu befassen. Wie Vorstandsmitglied Gerhard Meyer darlegte, gehen davon 826 000 Euro in die Rücklagen, und knapp 444 000 Euro werden als vierprozentige Dividende auf die Geschäftsguthaben ausgeschüttet. Es war kein Wunder, dass die Versammlung diesem Vorschlag des Vorstandsgremiums folgte.

Vier Prozent Dividende, das ist beachtlich angesichts der allgemeinen Zinssituation. Diese macht nicht nur den Bankchefs Sorgen. Im aktuellen Jahr wird die Zinsmarge wohl noch weiter zurückgehen – sie ist eh schon mehr als knapp – und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. „Wir sind aber zuversichtlich, dies zumindest teilweise kompensieren zu können“, sagte Wiedemann. Der Jahresüberschuss 2016 wird nach seiner Einschätzung geringer ausfallen als der von 2015.

Auch der amtliche Prüfbericht des Verbandes, den Aufsichtsratsvorsitzender Willi Renner in Teilen vorstellte, ließ erkennen, dass die Geschäftsentwicklung aktuell als „ausreichend“ eingestuft wird. Da schimmern leichte Bremsspuren der Finanzmärkte durch. Renner stellte zusammenfassend fest, in einem schwierigen Umfeld habe sich die Bank 2015 als zuverlässiger Partner im Markt behauptet. Der Jahresabschluss zeige insgesamt gute Zahlen.

Auf jeden Fall sieht sich die Raiffeisenbank weiterhin fest verankert und verwurzelt in der Region. Die Zahl der 27 212 Mitglieder spricht Bände. Mit 243 Bankangestellten, davon 20 Auszubildenden, bleibe die genossenschaftliche Beratung vor Ort auf jeden Fall gesichert, so Renner.

Fünf Punkte nannte Wiedemann, die aus seiner Sicht die Bankwelt beschäftigen und verändern. Neben dem Niedrigzins ging er auch auf die Regulatorik und Bürokratie ein. Die Bank muss immer mehr „nach oben“ melden und mehr Personal in der Überwachung einsetzen. Das macht sich auch in Heller und Pfennig bemerkbar – jedenfalls war erkennbar, dass die Lau­ne des Vorstandsvorsitzenden angesichts der Pflicht zu Beauftragten, Revisoren und Oberbeauftragten nicht gerade besser wird. Die Verhältnismäßigkeit sieht Wiedemann hier nicht mehr unbedingt gegeben. Er warnte auch davor, einen immer stärkeren Verbraucherschutz als stets positiv zu sehen. Mehr sei nicht immer besser, zum Beispiel bei der „Wohnimmobilienkreditrichtlinie“.

Gegen falsche Anreize

Das System der Einlagensicherung in Deutschland habe bisher einwandfrei funktioniert. Wenn diese nun europäisch würde, würden falsche Anreize gesetzt: Risikoarme Sicherungssysteme für Einlagen bei Banken würden für riskante Systeme haften. Eine „europäische Vergemeinschaftung“ der Einlagensicherung würde die deutschen Sicherungssysteme belasten und das Vertrauen der Einleger in Deutschland beschädigen.

Die Gesellschaft wandelt sich hin zu immer mehr Digitalisierung, hörten die Vertreter. Das Kundenverhalten ändert sich enorm. Die Kunden agieren zunehmend mit Computer und Smartphone und nutzen die App. Die Transaktionen in den Geschäftsstellen, also das Geschäft von Person zu Person, schwinden deutlich. Wie berichtet, hat die Raiffeisenbank im April 2016 ihre Filialstruktur „angepasst“: Fünf Filialen wurden mit benachbarten zusammengelegt und eine SB-Geschäftsstelle geschaffen (Haundorf). Jede der aktuell 35 Geschäftsstellen betreut im Schnitt 1 286 Kunden – ein nach wie vor hoher Wert. Wiedemann kündigte an, das Onlinebanking noch auszubauen und mehr denn je auf die Kosteneffizienz zu achten.

Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden wird 2016/2017 die Zahl der Geschäftsstellen nicht verändert. Er räumte selbstkritisch ein, dass es besser gewesen wäre, die Absichten des Vorstands in diesem Punkt in einer der früheren Vertreterversammlungen mitzuteilen und zur Diskussion zu stellen.

Ein kräftiges Lob hatte Dr. Sigurd Schacht aus Gunzenhausen für die jetzigen Chefs (zu denen auch Jürgen Gempel gehört) übrig. Der Ehrenpräsident des Genossenschaftsverbandes Bayern für Mittelfranken bezeichnete das 2015er-Ergebnis als hervorragend. Er machte auch deutlich, dass er die Bemühungen des Vorstands, neue We­ge zu gehen und sich der heutigen Zeit anzupassen, voll mitträgt.

Keine Kommentare