Regent hat weiter Finanzprobleme

24.1.2015, 09:46 Uhr
Regent hat weiter Finanzprobleme

© Stephan

In der Summe geht es bei den nun verkündeten Urteilen um einige Tausend Euro, die die Regent GmbH bezahlen müsste. „Die Ansprüche auf die tariflichen Zuwendungen sind vom Beklagten nicht bestritten worden“, stellte Richter Jürgen Kachelrieß fest. Seine Schlussfolgerung: „Er zahlt vermutlich nicht, weil es finanzielle Schwierigkeiten gibt.“

Die Befürchtungen, dass das Ende des letzten namhaften Betriebs der einst wichtigen Weißenburger Textilbranche nahe sein könnte, wachsen. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe ist aber noch kein Insolvenzantrag beim zuständigen Gericht in Ansbach eingegangen. „Aber irgendwann fehlt einem der Glaube, dass sich die Situation noch verbessert“, hat Gewerkschafter Horst Schmitzberger schon vor einem guten Monat im Gespräch mit unserer Zeitung festgestellt.

Zahlungsprobleme sind bei Regent seit rund zwei Jahren immer wieder ein Thema. Mehrfach wurden Löhne und Gehälter erst mit mehreren Monaten Verspätung ausbezahlt; oft erst, wenn die Mitarbeiter und die zuständige Gewerkschaft IG Metall vor Gericht zogen. Auf den letzten Metern schoss dann der italienische Mutterkonzern Tombolini wieder etwas zu. Das Geld an die Beschäftigten konnte fließen, der Betrieb weiter gehen. Doch die Zahl der Mitarbeiter sank in der Vergangenheit bereits spürbar. Vor knapp zwei Jahren waren es nach der Statistik der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg noch über 70, vor einem noch gut 50, und inzwischen sollen es noch ein paar weniger sein.

„Wir zahlen“ – aber wann?

Auch diesmal gab es kurz vor dem Gerichtstermin, an dem die Urteile verkündet wurden, eine Betriebsversammlung, in der die Geschäftsführung versicherte: Das ausstehende Geld wird bezahlt. Ein Zeitpunkt wurde nach Informationen unserer Zeitung jedoch nicht genannt. Und das Unternehmen selbst schweigt. Auf einen Fragenkatalog des Weißenburger Tagblatts reagierte Regent innerhalb der gesetzten Frist gar nicht. In der Vergangenheit hatte man sich wenigs­tens noch die Mühe gemacht, auf derartige Anfragen mit optimistischen Durchhalteparolen zu reagieren – auch wenn diese meist eher inhaltsleer wa­ren.
Mit dem Urteil des Arbeitsgerichts haben die Mitarbeiter nun einen vollstreckbaren Titel in der Hand. Das bedeutet, sie können den Gerichtsvollzieher in Gang setzen. Ob sie das tatsächlich tun, bleibt fraglich. Denn die Folge könnte die Zahlungsunfähigkeit und damit die Insolvenz des Unternehmens sein. Nachdem etliche der Beschäftigten älter als 50 Jahre sind und Sorge haben, in der Region wieder einen Arbeitsplatz zu finden, ha­ben sie in der Vergangenheit stets auf das Prinzip Hoffnung gesetzt und sind ihrem Arbeitgeber immer wieder entgegengekommen.

Für Schmitzberger von der zuständigen Gewerkschaft IG Metall ist das Maß mittlerweile aber voll. „Zahlen oder Insolvenz“, das sind aus seiner Sicht die einzigen beiden Optionen, die dem edlen Herrenausstatter noch bleiben. Die Gewerkschaft hatte schon einmal einen Insolvenzantrag gestellt, weil es zu viele offenen Forderungen gab. Doch dann war „plötzlich wieder Geld da“, und die IG Metall zog den Antrag zurück.

Im Abwärtssog

Im vergangenen Jahr lagen die Hoffnungen der Beschäftigten auf einem Investor, mit dem die Verhandlungen schon sehr weit gediehen waren. Letztlich machte er jedoch einen Rückzieher. Zu den Gründen wurde nichts bekannt.
Bereits zuvor hatte Ende 2013 die italienische Chefin Fiorella Tombolini die renommierte Münchner Kanzlei Nachmann eingeschaltet, um ein Sanierungskonzept entwerfen zu lassen. Die gilt als Spezialist für derartige Aufgaben. Mit Klaus Steger tauchte im Frühjahr vergangenen Jahres ein Interimsmanager auf, und es schien Aufwind bei Regent zu herrschen. Ohne Erklärung verschwand Steger jedoch wieder.

Die Regent GmbH befindet sich seit eineinhalb Jahrzehnten in italienischer Hand. Sie ist eine hundertprozentige Tochter des Herrenmodeherstellers Tombolini mit Sitz in den italienischen Marken. Sie hatten den ed­len Herrenausstatter der Quandt-Familie abgekauft. Gegründet worden war Regent in Weißenburg 1946 von zwei jüdischen Flüchtlingen aus dem Lager in der Wülzburg.

Die Schneiderei stellt hochwertige, handgefertigte Herrenmode her. Der Schwerpunkt liegt auf Anzügen und Hemden. Die Weißenburger Manufaktur genießt international hohes Ansehen. Zuletzt sorgte man für Schlagzeilen, weil Regent für den niederländische Kronprinzen Willem-Alexander den Anzug schneiderte, in dem dieser zum König gekürt wurde.

Keine Kommentare