Reparatur nach über 100 Jahren

11.11.2018, 13:40 Uhr
Reparatur nach über 100 Jahren

© Jan Stephan

Die Weißenburger schätzen ihre Wülzburg. Die rund 400 Jahre alte Festung ist ein beliebtes Spazier- und Ausflugsziel. Seit man sie nach der Fällung einiger Bäume vor Jahren auch wieder von weit her sieht, gehört sie ganz selbstverständlich zum Weißenburger Stadtbild. Bei aller Zuneigung zur Festung muss man aber feststellen, dass wohl kaum einem auf­gefallen ist, dass am Wappen der dänischen Königsenkelin Sophie von Braunschweig-Lüneburg am Ein­gangsportal der Festung eine ordentliche Ecke fehlt. Dabei hätte man ausreichend Zeit gehabt, es zu bemerken, immerhin geht dem Wappen seit mehr als 100 Jahren ein Teil ab.

„Wir haben Fotos, die um das Jahr 1900 aufgenommen wurden, da ist das Teil schon weg“, erklärte Thomas Brechenmacher, der bei der Stadt für die Wülzburg zuständig ist. Übertriebene Eile kann man der Stadt also beim Blick auf die Sanierungs-Reparatur nicht unterstellen. Kein großes Wunder allerdings, denn die Wülzburg ist für die Stadt eine dauerhafte Mammut-Aufgabe. Wünschenswerte Kleinigkeiten wie die Wappensanierung müssen angesichts einer dauerhaften Instandhaltungssumme von 300000 bis 450000 Euro pro Jahr schon mal hinten anstehen. Umso erfreulicher sei es, dass sich nun die beiden Stiftungen gefunden hätten, um hier zu helfen, bedankte sich Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel.

Historischer Pfusch am Bau

Der Grund, dass eine Herzogtochter aus Braunschweig mit Verbindungen zum dänischen Königshaus am Fes­tungstor hängt, ist im Übrigen eine Ehe. Sophie von Braunschweig-Lüneburg war nämlich mit dem bran-
denburgisch-ansbachischen Markgraf Georg Friedrich I. verheiratet. Die beiden waren zusammen die Bauherren der 75000 Quadratmeter großen Fes­tung.

Amüsantes Detail am Rande der Sanierungsarbeiten: Auch um das Jahr 1600 war Pfusch am Bau nicht völlig unmöglich. „Bei den Untersuchungen stellte man fest, dass die Verzierungen der Wappen offenbar gar nicht richtig fertig waren“, erklärte Brechenmacher. Man habe sich wohl sehr beeilen müssen, um die Wappen in einen ansehnlichen Zustand zu bringen und anschließend habe man das Interesse an einer Fertigstellung verloren. Die Schludrigkeit könnte damit zusammenhängen, dass Georg Friedrich 1603 starb, als die Wülzburg noch nicht komplett fertiggestellt war.

Die Aufwendungen für die Festung habe man sich in der Vergangenheit mit Bund und Land in etwa dritteln können, stellte OB Schröppel fest. Derzeit arbeite man daran, ein Folgeprogramm für die nächsten Jahr aufzulegen und stehe mit den Ministerien in Verhandlungen. Die Wülzburg ist als national bedeutendes Bauwerk eingestuft, weil es wenig Festungen aus der Renaissance gibt, die so umfangreich erhalten sind.

Neben dem Ersatz des fehlenden Wappen-Teils wurde eine Reihe wei­terer Sanierungsmaßnahmen durch­geführt. Die Maßnahme kostete rund 16000 Euro, die weitgehend durch den Beitrag der beiden Stiftungen sowie Mitteln aus dem Ehrenamtspreis für die Mitglieder der Denkmalgruppe Wülzburg finanziert werden konnte. Die Sanierung geschah in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege.

Bald in bunt?

Möglicherweise könnten die Wappen in zwei, drei Jahren auch wieder in farbigem Glanz erstrahlen, stellte Brechenmacher fest. „Das ist im Moment noch eine Frage, die man mit dem Landesamt klären muss.“ Bei einer früheren Sanierung habe man Reste von Weiß und Altrosa gefunden, zudem ist die Farbigkeit der beiden Wappen überliefert. In zwei Jahren steht eine Sanierung der Torfassade an, das könnte dann der passende Moment für die Farbgebung sein, so der Stadtmitarbeiter. Immerhin würde das dazu führen, dass die Weißenburger das nächste Mal schneller merken, wenn einem der beiden Bauherren-Wappen ein Zacken abgeht.

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