Rettungsschwimmer standen im Fokus

28.6.2016, 16:00 Uhr
Rettungsschwimmer standen im Fokus

© Bastian Mühling

„Schwimmen macht einfach Spaß“. Diese Aussage von Edelgard Schmidt steht im krassen Gegensatz zu den Ereignissen des vergangenen Wochen­endes, an dem sich in Mittelfranken mehrere Badeunfälle ereigneten. Unter anderem ertrank am Rothsee ein Flüchtling. Nach einer halben Stunde zog man den 23-Jährigen leblos aus dem Wasser. Die Rettungskräfte hatten keine Chance mehr, dem jungen Mann zu helfen. Helmut Köhler von der zuständigen Kreiswasserwacht Südfranken versuchte das schlimme Ereignis nüchtern zu betrachten: Natürlich könne er den Wunsch nach Abkühlung verstehen, jedoch müssten sich Nicht-Schwimmer der Gefahr  bewusst sein.

Während dieses und weiterer Unfälle im Freistaat waren rund 1000 Mitglieder der DLRG in Weißenburg versammelt und kürten ihre diesjährigen Bayerischen Meister im Rettungsschwimmen. Einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen kann man laut Daniel Mülheims von der DLRG Weißenburg keineswegs herstellen. Dies lässt sich zum einen an Zahlen festmachen: von den rund 30000 bayerischen DLRG-Mitgliedern war letztlich nur ein kleiner Teil, nämlich 1000, in Weißenburg. Zum anderen ist die Kreiswasserwacht Südfranken, die zum BRK gehört, für den Rothsee zuständig. Die Schuld sieht Mülheims auf jeden Fall nicht bei der Wasserwacht. Es sei nahezu unmöglich gewesen, dem Flüchtling noch zu helfen.

Generell sieht Daniel Mülheims vermehrt Probleme auf die Wasserretter zukommen. In ihrem Heimatland haben die Flüchtlinge das Schwimmen schlichtweg nicht gelernt. In der Folge erschrecken sie bei Untiefen und geraten in Panik. Mülheims spricht von einer gefährlichen Situation und befürchtet, dass dieser „tragische Unfall nicht der letzte gewesen sein wird“.

Montags immer Training

Die DLRG und das BRK können aus Kapazitätsgründen nicht allen Flüchtlingen das Schwimmen beibringen. Es bestehe jedoch die Möglichkeit, am Training teilzunehmen, bei der DLRG Weißenburg beispielsweise immer am Montagabend. Hier bekommen die ausländischen Anfänger zumeist einen persönlichen Betreuer. Das Angebot werde, so Mülheims, mal mehr mal weniger gut angenommen.

Insgesamt bemängelt Mülheims die „abnehmende Schwimmfähigkeit der Gesellschaft.“ Die Kinder könnten oft nur planschen und das Seepferdchen reiche eigentlich nicht aus, um sagen zu können: „Ich kann schwimmen.“ In Anbetracht dieser Probleme sei die DLRG „sehr wichtig“. Warum? „Weil die Uraufgabe der DLRG darin besteht, den Menschen das Schwimmen beizubringen und Rettungsschwimmer auszubilden“. Um Letzteres zu er­reichen, sind die bayerischen Titelkämpfe ein entscheidender Faktor.

Sie werden nämlich in verschiedenen Disziplinen ausgetragen. Dazu zählen beispielsweise Hindernisschwimmen oder das Retten und Schleppen einer Puppe mit und ohne Flossen. Am ersten Tag standen die Einzelwettbewerbe, am zweiten die Mannschaftswettbewerbe auf dem Programm. Besonders interessant ist die Disziplin „Super Lifesaver“. Man schwimmt zunächst 75 Meter Freistil, schleppt dann 25 Meter eine mit Wasser gefüllte Puppe. Daraufhin legt man an der 100-Meter-Marke Flossen und Gurtretter an und schwimmt 50 Meter zu einer weiteren Puppe, die man nochmals 50 Meter mit dem Gurt­retter schleppt.

Aufgrund der Meisterschaften waren sowohl das Schwimmerbecken als auch die Sprungtürme im Limesbad für die „normalen“ Badegäste gesperrt, was jedoch keine Probleme bereitete. Einerseits herrschte aufgrund des Wetters kein allzugroßer Andrang. Andererseits hatten die Wettkämpfe natürlich auch einen „Marketingaspekt“, wie DLRG-Macher Mülheims es mit Blick auf Gäste aus ganz Bayern formulierte. Viele verbringen das Wochenende in Weißenburg und nehmen auch die Stadt in Augenschein.

Die Teilnehmer waren im Weißenburger Gymnasium und in der Realschule untergebracht. Zum Auftakt wurde in der Landkreishalle 50 Jahre DLRG Jugend gefeiert. Auch sonst ging es nicht nur um die Wettkämpfe, die von Thomas Passing organisiert wurden, sondern auch darum, „die Jugend zusammenzubringen“ (Mülheims). Die DLRG bot im Limesbad ein buntes Rahmenprogramm, vor allem für die Kinder. Diese konnten sich unter anderem in den Hüpfburgen, beim Basteln oder im Niedrigseilgarten vergnügen. Ebenso wie der Eintritt waren auch diese Aktivitäten für Badegäste und Teilnehmer kostenlos.

Letztere mussten sich qualifizieren und hatten teilweise eine sehr lange Anreise. Logisch, denn es waren ja bayernweite Wettbewerbe. Einzige Teilnehmerin aus Weißenburg war die bereits erwähnte Edelgard Schmidt, die in den Disziplinen 50 Meter Freistil, 50 Meter kombiniertes Schwimmen und 25 Meter Schleppen einer Puppe die Goldmedaille holte. Hier muss man allerdings hinzufügen, dass die 66-Jährige in ihrer Altersklasse ohne Konkurrenz schwamm. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, in einem solchen Alter noch so fit zu sein. Schmidt war die Frau des früheren und inzwischen verstorbenen Leiters der DLRG Weißenburg, Günther Schmidt, und hat sich laut Mülheims zur „guten Seele“ der Gruppe ent­wickelt.

Der Ortsverband zählt rund 250 Mitglieder und hat aufgrund seiner guten Jugendarbeit keine echten Nachwuchssorgen. „Dennoch“, so Mülheims, „können es natürlich immer ein paar mehr sein“. Lebensretter sind stets gefragt, wie die aktuellen Ereignisse zeigen. Aber auch andere Badegäste können helfen, indem man, so Köhler, „aufeinander aufpasst“.

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