Rewe darf sich nicht bei Lidl ansiedeln

28.9.2014, 15:50 Uhr
Rewe darf sich nicht bei Lidl ansiedeln

© Limes-Luftbild

Die Ansiedelung des Rewe-Marktes war als erstes behandelt worden, weil Matthias Berneker, der Expansionsmanager von Rewe für die Region Süd, dem Stadtrat noch einmal das Ansiedlungsvorhaben genauer erklärte und fast schon leidenschaftlich dafür kämpfte. „Wir sind schon lange am Standort Weißenburg interessiert“, bekannte er. Aus Sicht des Konzerns sei zwar nach wie vor das Bender-Areal an der Nürnberger Straße Favorit, das Anselm-Areal sei aber eine „mögliche Alternative“.

Die hohe Zentralität Weißenburgs für das Umland und die Innenstadtnähe seien die maßgeblichen Gründe, warum Rewe seit mittlerweile sieben Jahren um die Gunst Weißenburgs buhlt. Aus Sicht der Kunden brächte ein Rewe-Markt laut Berneker folgende Vorteile: „Der Kunde kann bei uns mit geringem Zeitaufwand seinen gesamten Wocheneinkauf erledigen.“ Dies sei der maßgebliche Unter-
schied zu Discountern oder den größeren Märkten Marktkauf oder Kaufland.

Vorteile für die Stadt?

„Welche Vorteile hat Rewe denn für die Kunden in der Altstadt?“, wollte Sonja Strunz von Berneker wissen. Der CSU-Stadträtin war zudem das Verkehrsgutachten der Ingenieurgesellschaft Dr. Brenner aus Aalen „zu optimistisch“ gerechnet. Das war zu dem Schluss gekommen, dass aufgrund der innenstadtnahen Lage maximal 60 Prozent der Einkäufer mit dem Auto kommen und so ein Aufkommen von rund 1550 zusätzlichen Fahrten am Tag zu erwarten sei. Allerdings, gibt das Gutachten zu bedenken, könne die Verkehrsbelastung ohne aktuelle Zählungen nur geschätzt werden.

Wenn Rewe käme, sei das Berneker zufolge auf jeden Fall ein Vorteil für die Bewohner der Altstadt: „Sie haben ja bislang überhaupt kein Lebensmittelgeschäft in der Altstadt.“ Die Verkehrsproblematik sei seiner Ansicht nach lösbar. Inge Pfitzinger-Miedel (SPD) wollte wissen, wie lange die Mietdauer sei. Die Antwort des Expansionsmanagers: „In der Regel mindestens 15 Jahre.“

Bernhard Amend (CSU) warf letztlich die Frage in die Runde, die die Diskussion in die Länge zog: „Brauchen wir in Weißenburg überhaupt einen weiteren Lebensmittelmarkt?“ Zudem wollte er wissen, ob es ein Gesamtkonzept für den Fall gebe, wenn Lidl eines Tages den Standort auf dem Anselm-Areal verlasse. Rechtsdirektor Heiko Stefke gestand: „Wir haben da keinen Daumen drauf, was da baulich eines Tages passiert.“
Sabine Käsberger (CSU) wollte wissen, ob Weißenburg auch einen City-Markt bekommen könnte, was Berneker verneinte. Dieses Konzept sei nur für Großstädte gedacht, wo in einem Radius von 500 Metern rund 6000 Einwohner leben. Heinz Gruber (Die Linke) vertrat die Meinung, dass der Bedarf in Weißenburg gedeckt sei und das Neulinger-Areal, das schon früher einmal in der Diskussion war, am geeignetsten gewesen wäre, weil man dort Rewe und den Drogeriemarkt „dm“ gemeinsam hätte ansiedeln können.

CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Drotziger vertrat die Meinung, dass das Anselm-Areal aus Verkehrsgründen ungeeignet sei und wurde dabei vom Parteikollegen Karl Roth unterstützt: „Das Verkehrsgutachten ist für mich kein Gutachten.“ Worauf Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) erwiderte: „Das Gutachten gibt eine erste Einschätzung, dass der Verkehr kein K.-o.-Kriterium ist.“

Eine Entwicklungsfrage

Stadtbaumeister Thomas Schwarz rief in Erinnerung, worum die Diskussion eigentlich gehen sollte: „Wir wollen heute entscheiden, wie und wo sich die Stadt in Zukunft entwickeln soll.“ Für SPD-Fraktionsvorsitzenden An-dré Bengel war das Ziel klar: „Wir wollen heute eine Versorgung sicherstellen, die auch ohne Auto möglich ist.“ Gerhard Naß (SPD) formulierte es so: „Wir klagen seit Jahren über die mangelnde Grundversorgung der Bürger und sollten die Chance deshalb jetzt nutzen. Auch wenn wir die eine oder andere Kröte schlucken müssen.“ Kurz vor der Abstimmung rief Maximilian Hetzner (Grüne) noch einmal in Erinnerung, was die Kollegen abwägen sollten: „Wir müssen vor allem entscheiden, was der Stadt nützt und was ihr schadet, das andere regelt der Markt.“

Oberbürgermeister Schröppels Fra-ge „Sind wird der Auffassung, dass wir im Planungshoheitsgebiet der Stadt Weißenburg einen weiteren Vollsortimenter ansiedeln wollen“, beantworteten bis auf Stadtrat Gruber schließlich alle anderen mit „Ja“. Für das Anselm-Areal konnten sich neun Stadträte (Grüne und SPD) und OB Schröppel erwärmen. Die Vertreter von CSU, FW, FDP und Linke lehnten das Areal dagegen ab, so dass das Patt von 10:10 Stimmen zur Ablehnung des Anselm-Areals führte.

Für Rewe ist Weißenburg dennoch nach wie vor interessant. Expansionmanger Matthias Berneker sagte auf Anfrage des Weißenburger Tagblatts, er sei erfreut, dass immerhin 19 von 20 Stadträten Rewe „politisch wollen“. Der Konzern wolle sich jetzt mit dem Bender-Areal an der Nürnberger Straße erneut auseinander setzen, das ohnehin favorisiert werde. Wenn sich auch der Stadtrat für dieses Grundstück erwärmen könnte, sei das aus seiner Sicht nur „folgerichtig“. Weitere Alternativen seien aus seiner Sicht in Weißenburg dann allerdings nicht mehr vorhanden.

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