SAPV Südfranken zog positive Bilanz

24.8.2018, 08:50 Uhr
SAPV Südfranken zog positive Bilanz

© Leah Mühlöder

Seit Januar 2018 gibt es die SAPV für die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen und Roth. Menschen, die an nicht heilbaren und weit fortgeschrittenen Erkrankungen leiden, müssen ihre Lebenszeit nicht mehr in Krankenhäusern verbringen, um gepflegt zu werden. Diejenigen, die das Angebot in Anspruch nehmen, können sich darauf verlassen, dass 24 Stunden täglich jemand für sie erreichbar ist – und bei Bedarf auch zu Hause oder im Pflegeheim vorbeischaut. Die Anschubfinanzierung der PKV-Stiftung in Höhe von 30000 Euro war dabei  eine willkommene Unterstützung und ermöglichte den Start in das erste halbe Jahr.

Die Patientenzahlen sprechen für die neue Pflegestruktur: Anfang August steht die SAPV bei 122 ambulant versorgten Fällen. Das entspricht mehr als dem gesetzten Ziel, so Dr. Christian Maune vom Klinikum Altmühlfranken. Man sei bei der Planung davon ausgegangen, dass etwa zehn Prozent der Sterbenden die Hilfe von SAPV in Anspruch nehmen würden. Das entspricht ungefähr 233 Personen pro Jahr. Nach etwas mehr als einem halben Jahr könne man daher pro­gnostizieren, dass die SAPV bereits im ersten Jahr auf das errechnete Soll kommen wird, so die Einschätzung Maunes.

Ermöglichen von Selbstbestimmung

Die neue Struktur bei der Pflege von Sterbenden in deren gewohntem Umfeld wird gerne angenommen, weil sich die Gesellschaft immer mehr verändert: Die Menschen werden zwar immer älter, aber auch kränker. Hinzu kommen neue Familienstrukturen: Die Kinder wohnen nicht mehr zu Hause, können sich nicht rund um die Uhr um pflegebedürftige Familienangehörige kümmern: „Wer hat heute schon noch Zeit?“, bringt Maune das Problem auf den Punkt.

Ohne die Familie fehlt den Kranken oft die Möglichkeit, ihre Wünsche zu äußern. Hier soll die SAPV helfen: „Selbstbestimmtheit braucht auch Unterstützung“, betont Agathe Meixner, Vorsitzende des Hospizvereins Hilpoltstein-Roth. Rufen die Kranken oder deren Angehörige erst mal einen Notarzt, so ist die Möglichkeit der Mitbestimmung über den weiteren Weg weitgehend eingeschränkt. Die SAPV-Pflegekräfte hingegen stehen immer in Kontakt zu ihren Patienten und wissen, wann eine Veränderung in der Schmerzmitteldosierung ausreicht oder zu welchem Zeitpunkt tatsächlich eine Einweisung nicht zu vermeiden ist. Maune lobt hier „das Talent der Pflegekräfte, mit den Betroffenen in der Situation gut umzugehen“.

Das meistern die sieben Palliativ-Care-Pflegekräfte mit Bravour. Verteilt auf vier Vollzeitstellen gilt es pro Tag zwischen acht und zehn Menschen zu versorgen. Die zurückgelegten We­ge führen oft kreuz und quer durch zwei Landkreise. Ein Einsatz in Rohr und danach gleich einer in Ettenstatt, schildert Haarmann ihren Arbeitsalltag. Dazwischen liegen rund 50 Kilometer und viel Zeit auf der Straße. Das erfordert Koordinierung.

Ein weiterer besonderer Punkt ist  die Kooperation zwischen der Kreisklinik Roth und dem Klinikum Altmühlfranken. Denn eigentlich steht man im direkten Wettbewerb zueinander. Aber Dr. Werner Rupp, Vorstand der Kreisklinik Roth, gibt sich pragmatisch: „Die Aufgabe steht über dem Ganzen.“

Hausärzte wenig kooperativ

Trotz der überwiegend positiven Bilanz bleiben noch Bereiche, die ausbaufähig sind: so zum Beispiel bei der Zusammenarbeit mit den Hausärzten. Denn die sind es, die Überweisungen für den Dienst der SAPV ausstellen. In der Realität sei es aber so, dass sie von manchen Hausärzten nicht angefordert würden. In der Folge hätten Patienten erst den Hausarzt wechseln müssen, um letztendlich doch eine Überweisung ausgestellt zu bekommen. Maune stellt hier klar: „Wir sind keine Konkurrenz, auch nicht zu der hausärztlichen Rufbereitschaft.“

Auch mit den Pflegeheimen läuft es noch nicht immer rund. Das Konkurrenzdenken ist hier ebenfalls Thema. Die SAPV-Pflegekräfte empfange man oft mit einer gewissen Skepsis und Distanz, schildert Ulrike Haarmann, pflegerische Leiterin des SAPV-Teams. „Wir sind hier aber nur der Zusatz, wir erfüllen keine Kontrollfunktion in den Heimen.“ Das müsse man in Gesprächen immer wieder betonen. Wegen des Personalmangels in Altenheimen und des damit einhergehenden Zeitdrucks gäbe es selten umfassende Übergaben. Die wären allerdings nötig, um die Barrieren mit den externen SAPV-Mitarbeitern zu überwinden, bedauert sie.

Insgesamt sieht es aber sehr gut aus für die SAPV Südfranken. Das kleine Wunderkind in Pleinfeld „krabbelt nicht nur, sondern läuft bereits“, lobt Rademacher das gesamte Team. Denn verglichen mit anderen Einrichtungen legte die SAPV Südfranken einen problemlosen Start hin oder metaphorisch gesprochen: Es gab durchaus schon schwerere Geburten.

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