Schaum, Musik und harte Worte beim Playground-Open-Air

3.8.2014, 15:33 Uhr
Gute Stimmung herrschte beim Nennslinger Playground-Open-Air bis zum Schluss.

© Jan Stephan Gute Stimmung herrschte beim Nennslinger Playground-Open-Air bis zum Schluss.

Noch gibt es keine offiziellen Zahlen, die Veranstalter sind bis Mitte der Woche ausreichend damit beschäftigt, das Festivalgelände besenrein zu bekommen. Die Tendenz aber ist klar: Die Besucherzahl dürfte sich um die 4000er-Marke einpendeln, so wie in den vergangenen Jahren. „Wir haben vom Programm her draufgesattelt und haben gehofft, dass mehr kommen. Das hat nicht geklappt“, stellte Daniel Schuster am Sonntag fest. Für den Festivalleiter kein Grund Trübsal zu blasen, denn das Fazit fiel unter dem Strich positiv aus. „Wir sind nicht unzufrieden mit der Situation“, betonte Schuster.

Dazu gäbe es tatsächlich wenig Grund. Das Playground-Open-Air bot einmal mehr ein hochklassiges Programm und eine reibungslose Organisation. Die 4000 Besucher feierten vier Tage lang auf dem zum Festivalgelände umfunktionierten Waldspielplatz, ohne dass es zu Zusammenstößen oder größeren Unfällen kam.

Musikalisch präsentierte sich das Playground erneut recht hiphopbegeistert. In dem Genre waren mit „MC Fitti“ und „Dendemann“ zwei der vier Headliner unterwegs und mit den Lokalmatadoren von „ALC“ ein weiterer Publikumsmagnet. Keine so schlechte Idee, wie sich herausstellte.

ALC lieferten in gewohnter Manier eine rauschende Show ab und hinterließen nicht nur bleibenden Eindruck, sondern auch jede Menge Schaum aus einer eigens angemieteten Kanone. „Dendemann“ begeisterte das Publikum am Samstag mit einmaliger Reibeisenstimme, furiosen Texten und großer Ausstrahlung. Der Deutschrapper gilt zurecht seit einem Jahrzehnt als einer der ganz Großen der Szene. Von „MC Fitti“ würde man das eher nicht behaupten. Sein - trotz immensem Konfetti-Einsatz - etwas uninspirierter Auftritt legte nahe, dass er eher zu den musikalischen One-Hit-Wondern gehören dürfte.

Viele Stinkefinger

Mit der Punklegende „Slime“ schauten auch die 1980er-Jahre am Playground mal vorbei, und mit ihnen eine beißende Systemkritik, die aus der Zeit gefallen wirkte. Während Sänger Dirk Jora „Deutschland verrecke“ ins Publikum brüllte und dabei eifrig von seinem Mittelfinger Gebrauch machte, wunderten sich manch jüngere Besucher über so viel Grimm. In den ersten Reihen allerdings hatten sich viele Punkfans der alten Schule versammelt, die mit „Slime“ ihre Jugend verbracht hatten und sich nun in Nennslingen textsicher an diese Zeit zurückerinnerten.

„Anthony B.“, die vierte Kraft im Headliner-Quartett, überzeugte am Samstagabend. Der international gefeierte Star erinnerte musikalisch schwer an Bob Marley, den Übervater des Genres, und war ein würdiger Abschluss für das Hauptprogramm des Festivals. Am Sonntag gab es mit der Nennslinger Blaskapelle und einem Weißwurstfrühschoppen einen gemütlichen Rausschmeißer. Im Biergarten des Festivals saßen bald Einheimische im Kirchengewand neben Jugendlichen im Bieranzug. Einer der vielen sympathischen Dinge, mit denen das Playground zu überzeugen weiß.

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