Schräges Jubiläum

12.7.2011, 10:05 Uhr
Schräges Jubiläum

© Leykamm

Glücklicherweise meinte es auch Petrus gut mit den Jubelbläsern, und so konnten auch im Freien neben dem Gebäude noch Sitzbänke aufgestellt werden, um alle Besucher unterzukriegen. Zum Festgottesdienst kamen sie in den Genuss des wuchtigen Klangs von knapp 100 Bläsern, denn natürlich waren viele Chöre aus dem Umland angereist, um aktiv mit dem Jubelchor gemeinsam zu feiern.

Fast 200 Menschen saßen derweil im Publikum, darunter auch eine Abordnung der Gemeinde Brunow in Meck­lenburg-Vorpommern, mit der die Alesheimer Gemeinde eine Partnerschaft pflegt. In all der Feststimmung versäumte es Pfarrer Hans Rohmer  nicht, an seine kürzliche verstorbene Alesheimer Kollegin Claudia Fischl-Fellner zu erinnern, die eigentlich an seiner statt die Predigt hätte halten sollen.

Mit Vorzeichen nichts am Hut

Es kam anders, und so hatte Rohmer am Fest eine Doppelfunktion zu übernehmen: als Geistlicher wie auch als Bezirksobmann der Posaunenchöre. In beiderlei Rollen blickte er in seiner Predigt durchaus nachdenklich in die Gründerzeit des Trommetsheimer Chores. Damals sei es noch nicht selbstverständlich gewesen, dass Posaunengruppen wichtige Feste umrahmt hätten. Vielleicht sei der Jubelchor gar auf Widerstand im Kirchenvorstand gestoßen, fragte sich Rohmer. Rückblickend aber würden sich die Bedenkenträger, so es denn welche gegeben habe, sicher über die Erfolgs­geschichte des Chores freuen.

Schräges Jubiläum

© Leykamm

Diese begann 1900 mit viel Enthu­siasmus, aber noch fehlender musikalischer Präzision. Was vor allem daran gelegen habe, dass in den Übungsstunden „die jungen Musiker es unbewusst verstanden, jegliches Vorzeichen der gespielten Choräle konsequent zu ignorieren“, wie es in einem Faltblatt zum Jubiläumsfest zu lesen steht. Im­merhin: Die Aktivität der Gruppe ruhte auch während der Weltkriege nicht und musikalisch ging es munter bergauf.

Seit 2002 schwingt Helmut Zäh den Taktstock. Der Gemeinschaftssinn sei das Rezept des Erfolgs, ließ der Chorleiter wissen. Auch käme ein Posaunenchor der eher „redefaulen“ Men­talität im Altmühlgrund entgegen, so Zäh mit leicht schelmischem Lächeln. Die Bläser könnten durch ihr Musizieren ihre innere Überzeugung kundtun, ohne den Zuhörer mit dem gesprochenen Wort zu belasten.

Ganz ernst gemeint hingegen war das Lob vom Bürgermeister der Gemeinde Alesheim, Manfred Schuster. Der Jubelchor sei als einer der ältesten Posauenenchöre Mittelfrankens nicht mehr aus dem dörflichen Leben wegzudenken. Bei öffentlichen Veranstaltungen sei er ebenso gefragt wie bei Hochzeiten, Beerdigungen oder beim Musizieren im Krankenhaus. Auch Bezirkschorleiter Michael Haag war voll des Lobes. So verteilte er gleich drei Einsen an die Trommetsheimer. Eine „für die musikalische und bläserische Arbeit“, eine für „den guten Ton, der hier herrscht“ und eine für die „gute Dorfgemeinschaft“.

Eine besondere Würdigung erfuhren im Rahmen der Festversammlung, in die der Gottesdienst nahtlos überging, einige langjährige aktive Mitglieder. Auf fast 60 Jahre Bläserdienst können Fritz Hüttinger und Willi Wenk verweisen. Beide wurde ebenso geehrt wie Willi Seegmüller und Gerhard Schus­ter – Erstgenannter ist etwas über, der andere knapp 45 Jahre aktiv im Jubelchor dabei. Für fast 40-jähriges Blasen im Chor wurden Herrmann Hertlen und Karl Schuster gewürdigt. Auch Alfred Schuster und Jürgen Schuster konnten sich über eine Auszeichnung freuen. Sie halten dem Chor seit fast 35 Jahren aktive Treue. Der Rathauschef selbst bläst seit über 30 Jahren mit und wurde dafür ebenso geehrt.

Der Kirchenvorstand dankte ihnen allen für das große Engagement. Mit dem geblasenen Klassiker „Wochen­end und Sonnenschein“, im eigenwilligen Arrangement vorgetragen, ging die Festversammlung schließlich zu Ende. Zumindest deren offizieller Teil – gefeiert wurde noch weiter.