Schützen lassen es krachen

24.5.2013, 16:49 Uhr
Schützen lassen es krachen

© Leykamm

Er bildete nach der Abholung der Vereine und der Totenehrung den Auftakt der Feierlichkeiten, der auch rundweg gelang. Zumindest in den Dingen, die im Zuständigkeitsbereich der Verantwortlichen lagen. Man habe wohl nur eines vergessen, nämlich „beim Wettergott anzurufen“, wie Schützenmeister Michael Wild augenzwinkernd einräumte. Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, den Wild wie einige weitere Ehrengäste fünf Tage lang zu Weimersheimer Bürgern ernannte, hatte in der Tat als Schirmherr zum Auftakt der Feierlichkeiten alle Hände voll zu tun. Er tröstete die Festgemeinde damit, dass es gar kein Regen sei, der da vom Himmel fiel, vielmehr habe es sich um „erhöhte Luftfeuchtigkeit“ gehandelt.

Der Sozialdemokrat zog gleich Parallelen zum Jubiläum seiner eigenen Partei. Die Gründung des Allgemeinen Deutschem Arbeitervereins habe wohl die Weimersheimer „so in Schrecken versetzt, dass sie einen Schützenverein gegründet haben“, so der OB spaßhaft.

Schützen lassen es krachen

© Leykamm

Ernste und lobende Worte folgten aber auf dem Fuße: Die Jubelgesellschaft habe sich als unentbehrliche Säule des Gemeinwesens entwickelt. Der Schießsport selbst sei eine „gute Charakterschulung“, die unter anderem Disziplin, Ausdauer und Konzent­ration fördere. Denjenigen, die nach Amokläufen „reflexartig nach schärferen Gesetzen rufen“, erteilte Schröppel eine klare Absage. Die Gesetze seien nicht zu lasch, sondern würden nur von wenigen Unverbesserlichen zu wenig beachtet, so der langjährige Richter. Das Schützenwesen dürfe hier nicht in Sippenhaft genommen werden, das sei schlicht Diffamierung.

Geschenke, Geschenke

Als Geschenk konnte der OB ein Erinnerungsband an die Fahne des Jubelvereins heften. Auch Landrat Gerhard Wägemann konnte mit seinem Geschenk punkten: Er spendierte den Festdamen eine Drei-Literflasche Prosecco. Auch er betonte seine uneingeschränkte Solidarität mit den Schützen, die insbesondere im Falle der
Jubelgesellschaft „mit Stolz auf eine lange Tradition zurückblicken können“. Hier würden Sport und Kultur verbunden, so der Landrat, der den Mitgliedern großes Engagement attes­tierte.

Gemeinschaftsgeist und Kameradschaft beschied dem Verein hingegen der zweite Bezirksschützenmeister Karl Renn, der auch nicht mit leeren Händen angereist war. Er hatte hohe Auszeichnungen dabei: die Ehrengabe des Mittelfränkischen (MSB) sowie die Ehrenmedaillen des Deutschen (BSB) sowie des Bayerischen (Sport-)Schützenbundes (BSSB). Zur Erinnerung an das große Fest gab es vom Patenverein Germania Emetzheim eine Jubiläumsscheibe als Geschenk, die dessen Schützenmeister Walter Gutmann überreichte. Er wünschte dem „Geburtstagskind“, auch die nächsten 150 Jahre Mitglieder zu finden, die nicht nur aktiv dabei sind, sondern auch Verantwortung in verschiedenen Funktionen übernehmen.

Einen Einblick in die vergangenen eineinhalb Jahrhunderte des Vereins gab der dienstälteste Schütze der SG Flüglingen zu Weimersheim. Die Gründung des Vereins sei vielleicht sogar ein Weihnachtsgeschenk jenes Beamten gewesen, der die Genehmigung einst just am 24. Dezember 1863 erteilt hatte, blickte Helmut Hemmeter in die Annalen. In den Anfangs­jahren habe es regen Schießbetrieb gegeben, doch der Chronist wusste auch von der Anhäufung von Schulden zu berichten. Auch so einige Querelen habe es wohl gegeben. All dies habe dann gar zur zwischenzeitlichen Auflösung des Vereins geführt. Die Neugründung erfolgte 1926, in der Folgezeit sorgte der Zweite Weltkrieg für ei­ne weitere Zäsur. Eine ziemlich große sogar, denn erst 1967 erfolgte eine weitere Neugründung. 1974 konnte das neue Vereinsheim eingeweiht werden.

Auch auf sportliche Erfolge galt es zu verweisen – beispielsweise den Aufstieg der ersten Mannschaft in die Bezirksliga, der 1989 und (nach zwi­schenzeitlichem Wiederabstieg) ein weiteres Mal 1997 gelang. Vor vier Jahren konnte das seinerzeit umgebaute Schützenhaus eingeweiht werden. Derzeit zählt der Verein 110 Mitglieder.

Zahlreiche Ehrungen

Etliche von ihnen galt es am Kommersabend für ihre Verdienste zu ehren. Für den Beginn des Reigens sorgte Gauschützenmeister Werner Müller. Er verlieh die Goldene Ehrennadel des MSB an Erwin Pfahler, das Protektorabzeichen in Silber an Erwin Hussendörfer, Helmut Hussendörfer und Manfred Hopf sowie die Gaumedaille in Bronze an Helmut Hemmeter. Die grüne BSSB-Ehrennadel in Anerkennung bekamen Marco Föttinger, Wilhelm Hackl, Hartmut Kemmelmeier, Karl Loy, Daniel Meißner, Michael Meißner, Armin Seemann und Andreas Walz. Für langjährige Treue zum BSSB (in Klammern die Zahl der Mitgliedschaftsjahre) zeichnete Schützenmeister Wild zahlreiche Mitstreiter aus: Günther Beckstein und Helmut Hemmeter (je 40), Markus Beil, Ernst Brunnhuber, Dieter Glaser, Wilhelm Hackl, Erwin Hussendörfer, Helmut Hussendörfer, Friedrich Irro, Hartmut Kemmelmeier, Heinz Kilian, Erwin Pfahler und Erwin Rohrhuber (je 25). Für die langjährige Mitgliedschaft im Jubelverein wurden ausgezeichnet: Fritz Walz (40), Markus Beil, Wilhelm Hackl, Armin Hecker, Hartmut Kemmelmeier und Heinz Kilian (je 25) sowie Klaus Bauer, Hubert Beckstein, Maximilian Hager und Jürgen Kilian (je zehn).

Eine Finanzspritze zur Anschaffung eines Lasergewehrs gab es als Geschenk seitens der örtlichen Vereine, Vertreter von Sparkasse und Raiffeisenbank überbrachten zudem je einen Scheck als Sponsoren der Preise des Gauschießens.

Gestern sorgte die Band „Pop nach 8“ für Stimmung. Heute Abend spielen die „Störzelbacher one & six“ zum Champions-League-Finale auf. Der morgige Gottesdienst wird von den „Musikfreunden Weimersheim“ mitgestaltet, die auch den Kommersabend umrahmten. Platzschießen der Böllerschützen und ein großer Festzug stehen ebenso auf dem Sonntagsprogramm. Für Stimmung sorgt die Schützenkapelle Meinheim, am Nachmittag werden die Gaukönige proklamiert, abends spielen die „Top 3“ auf. Für einen abschließenden Höhepunkt sorgt am Montag „ein Diamant der Blasmusik“ (Wild): Peter Schad, der seine „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ natürlich mit dabei hat.
 

Keine Kommentare