Sparkasse Mittelfranken-Süd lagert Mitarbeiter aus

30.1.2018, 15:29 Uhr
Sparkasse Mittelfranken-Süd lagert Mitarbeiter aus

© Sparkasse

Es geht um die Auslagerung von Bereichen der sogenannten Marktnachfolge. Das Ausarbeiten von Baufinanzierungen oder von Verträgen für Konsumdarlehen fällt beispielsweise hierunter. Auch beim Anlagegeschäft sollen Dienstleistungen verlagert werden. Die Kunden sollen davon nichts merken, verspricht Rohmer. Sie besprechen ihre Anliegen wie bisher mit ihrem Berater. Rohmer: „Das Festsetzen von Konditionen oder auch eine Kreditentscheidung geschieht nach wie vor vor Ort.“ Ob die entsprechenden Verträge dann in Roth oder künftig in Nürnberg ausgearbeitet werden, würde für den Kunden nichts ändern.

Ab Mai in Nürnberg

Die ersten Mitarbeiter werden im Rahmen einer sogenannten Personalgestellung an die DSGF im Mai nach Nürnberg umziehen. Der Kreditbereich soll im Oktober folgen. Rohmer sprach zwar davon, dass im Rahmen des in wenigen Tagen anlaufenden Projekts sämtliche Details noch mal überprüft werden. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass an der Grundsatzentscheidung nicht mehr gerüttelt werde.

Personalratsvorsitzender Tobias Scherbel äußerte auf Anfrage unserer Zeitung Verständnis vonseiten der Belegschaft. Dennoch sieht er die gefundene Lösung als gut an, da sie bedeutet, dass die Arbeitsplätze langfristig erhalten bleiben können.

Bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd gibt es aktuell 650 Stellen, die sich etwas mehr als 800 Menschen teilen. Laut Rohmer sind 60 bis 70 von ihnen von der Verlagerung nach Nürnberg betroffen. Aus internen Kreisen ist auch von 120 Beschäftigten, die umziehen müssen, die Rede.
„Das sind zunächst keine monstermäßigen Einsparungen“, räumte er ein. Doch mittel- bis langfristig verspricht er sich mehr und mehr Vorteile. Das hat vor allem mit Soft- und Hardware zu tun. In der Finanzbranche werden immer mehr Abläufe automatisiert. Statt verschiedener manueller Arbeitsschritte, die entsprechend Zeit brauchen, genügt dann ein Klick und die abschließende Kontrolle, ob Kollege Computer alles richtig gemacht hat. Doch die Anschaffung der entsprechenden Lösungen lohne sich eben nur, wenn die Zahl der Fälle entsprechend groß ist, begründet Rohmer den Schritt.

Gerade in der anhaltenden Niedrigzinsphase gerät die klassische Finanzierung einer Bank oder Sparkasse mehr und mehr ins Wanken. Im Gegenzug werden die gesetzlichen Auflagen immer schärfer und erfordern immer besser qualifizierte Spezia­listen. Deshalb nutzen die Geldhäuser alle Möglichkeiten, um interne Abläufe möglichst effizient zu gestalten.

Während die Sparkassen-Führungsebene in der Auslagerung der Arbeit Vorteile sieht, gibt es Kritik aus den Reihen der Beschäftigten. Mancher reagierte nach der Ankündigung, die der Vorstand vergangene Woche bei einer Betriebsversammlung kundgetan hat, regelrecht schockiert. Gerade für Teilzeitkräfte aus dem Weißenburger Raum ist es natürlich eine deutliche Mehrbelastung, wenn sie künftig nicht mehr nach Roth in die Sparkassenzentrale am Westring zur Arbeit müssen, sondern nach Nürnberg – selbst wenn die DSGF dort keine zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt ist.

Rohmer zeigte Verständnis für derartige Bedenken. Er sicherte zu, dass man um Lösungen bemüht sei. Denkbar sei beispielsweise das Verdichten der Arbeitszeit auf zwei oder drei volle Tage in der Woche, um nicht so oft nach Nürnberg fahren zu müssen. Betroffen seien natürlich vor allem die Beschäftigten aus dem Weißenburger Raum. Für jene Mitarbeiter, die nördlich von Roth wohnen, sei der Unterschied, ob sie nach Norden oder nach Süden pendeln, hingegen nicht so groß.

Der Sparkassenvorstand betont, dass die „räumliche Nähe“ ein ganz entscheidender Punkt für die Kooperation mit der DSGF gewesen sei. Es handelt sich um ein Unternehmen, hinter dem die Sparkassengruppe steht und deren Hauptsitz Köln ist. Aber es gibt eben das Kompetenzzentrum in Nürnberg für die Marktnachfolge. „Wäre das in Augsburg oder München gewesen, wäre das für uns gar nicht infrage gekommen“, ver­sichert Jürgen Rohmer. Und auch die gute Erreichbarkeit der DSGF mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei ein wichtiger Aspekt gewesen.

Sparkassenbeschäftigte

Ebenfalls sei es ihm und seinen Kollegen ganz wichtig gewesen, dass die Beschäftigten Mitarbeiter der Sparkasse Mittelfranken-Süd bleiben. Es gebe dieselben Sozialleistungen wie bisher, das Gehalt wird weiterhin aus Roth überwiesen, der Status öffentlicher Dienst bleibt, und natürlich würden sie auch weiterhin zum Betriebsausflug eingeladen. Somit ändert sich auch die Mitarbeiterstatistik nicht. Kritiker des Vorhabens werfen Rohmer vor, er wolle mit der Maßnahme die Belegschaft verkleinern und so die Bilanz aufhübschen.

Ein Randaspekt, den Mitarbeiter im Gespräch auch kritisieren, ist die Investition in ein neues Parkdeck an der Sparkassenzentrale am Westring in Roth. Das hätte es ja nicht gebraucht, wenn nun schlagartig fünf Dutzend Mitarbeiter ausgelagert werden. Rohmer verweist hingegen da­rauf, dass eine bisher vom Landkreis gemietete Parkfläche nicht mehr zur Verfügung steht und die Seminarräume immer öfter auch von externen Mietern genutzt werden. „Da hatten wir in der Vergangenheit oft das Problem, dass unsere sämtlichen Kundenparkplätze belegt waren.“
 

 

Keine Kommentare