Statik des Römermuseums sorgt für Probleme

25.7.2014, 08:57 Uhr
Statik des Römermuseums sorgt für Probleme

© Stephan

Der Bauausschuss hat keinen Empfehlungsbeschluss für den Stadtrat gefasst, weil noch weiterer Klärungsbedarf bis zur Stadtratssitzung besteht. Diese wird am Dienstag, 29. Juli, um 17.00 Uhr im Gotischen Rathaus stattfinden.

Lange verschieben brauchen die Ratsdamen und -herren ihre Entscheidung dann aber nicht mehr, machte Professor Dr. Rupert Gebhard, Leiter der Archäologischen Staatssammlung (ASS) in München, deren Zweigstelle das Römermuseum bekanntlich ist, deutlich. „Wir sind gezwungen, die Aufträge in diesem Jahr noch zu vergeben“, sagte er, um nachdrücklicher zu ergänzen, dass eine Entscheidung „zügig“ zu treffen ist. „Wir können sonst nicht die Dinge tun, die wir tun müssen.“ Damit meinte er die Auftragsvergabe an Fachfirmen. Gebhard: „Wir kommen sonst in ein gewisses Risiko.“

Wie berichtet, hat die Stadt jahrelang gedrängt, das mittlerweile über 30 Jahre alte Museum zu modernisieren, weil es nicht zeitgemäß ist. Im vergangenen Jahr stellte die ASS endlich 500000 Euro für die Erneuerung der Ausstellung zur Verfügung. Um den Gebäudeunterhalt muss sich aber die Stadt Weißenburg kümmern. Das ist vertraglich so geregelt.

Eine Ausstellungsmodernisierung ist aber ohne eine Gebäudesanierung kaum sinnvoll und würde auch von der Staatssammlung nicht gemacht. Daher ist die Stadt fast gezwungen, in das ehemalige Manufakturgebäude am Martin-Luther-Platz zu investieren. Im vergangenen Jahr waren vom
Architekturbüro „Space 4“, das viel Erfahrung mit der Unterbringung von Museen in Baudenkmälern hat, Kos­ten in Höhe von 1,9 Millionen Euro ermittelt worden.
Um für den Haushalt 2014 eine Mehrheit zu bekommen, schlug Oberbürgermeister Jürgen Schröppel vor, die Kosten auf eine Million Euro zu deckeln. Dies hätte aber auch nach sich gezogen, dass zwar ein Aufzugsschacht geschaffen worden wäre, der Fahrstuhl selbst wäre aber nicht
eingebaut worden. Hierfür hatten Be­obachter nur einen Kommentar ge­funden: „Schildbürgerstreich.“

Kurz darauf wurden bei der Untersuchung durch Tragwerksplaner Krach die statischen Mängel festgestellt. Damit war klar, dass der gesteckte Kostenrahmen nicht zu halten sein wird.

Zugleich zeigt sich die Zuschuss­situation „deutlich erfreulicher“, berichtete OB Schröppel. Der Kulturfonds Bayern hat 450000 Euro in Aussicht gestellt. Landrat Gerhard Wägemann wird mit einem Beschluss-
vorschlag für eine 100000-Euro-Förderung des Projekts in den Kreistag gehen. Und von der Bayerischen Landesstiftung könnten elf Prozent der förderfähigen Kosten übernommen werden. Auf hiesige Institutionen, wie die Sparkassen-Kulturstiftung, will das Stadtoberhaupt noch zugehen.

Neu diskutieren

Vor diesen Hintergründen brachte die Verwaltung das Thema Römer-
museumssanierung nun nochmals auf den Tisch. „Es zeigt sich, dass mit dem aktuellen Kenntnisstand eine Neudis­kussion und eventuell eine Neufest­legung des Maßnahmenumfangs notwendig und sinnvoll ist“, schreibt der im Stadtbauamt zuständige Diplom-Ingenieur Hermann Auernhammer in den Sitzungsunterlagen. Und weiter: „Die Folgen des Weglassens einzelner Maßnahmenpakete sind zu diskutieren und Prioritäten zu setzen.“

Jürgen Hess vom Architekturbüro „Space 4“ stellte die Unterschiede zwischen dem Planungsstand im vergangenen Oktober und dem jetzigen vor. Trotz der statischen Reparaturen in den Geschossdecken, werden die Ausgaben für die bisher ermittelten Bereiche sogar eher leicht sinken. Im „Sinne der Nachhaltigkeit der Maßnahme“ ist es aber Auernhammer zufolge „bedenkenswert, ob nicht zusätzliche Maßnahmen durchgeführt werden“.
Hess nannte dazu das Erneuern aller Fenster (250000 Euro), Forderungen des Brandschutzes, die mit fast 90000 Euro zu Buche schlagen, eine neue Einbruchmeldeanlage (90000 Euro), die Dachstuhlsanierung (300000 Euro) den Dachgeschossausbau zur Technikzentrale und Werkstatt (25000 Euro) sowie eine Blitzschutzanlage  (4000 Euro). Inklusive der Neben­kosten von 470000 Euro müssten für die Gebäudesanierung dann 2,6 Mil­lionen Euro berappt werden.

Aufteilung in Abschnitte

OB Schröppel sprach sich dafür aus, die zusätzlichen Maßnahmen mitanzugehen, die Wechselausstellungsräu­me aber nicht einzubeziehen. So könnten die Kosten auf 2,1 Millionen Euro gesenkt werden. Dem pflichtete Professor Gebhard bei. Diese Räume könnten in fünf bis zehn Jahren angegangen werden, um dem Museum wieder einen neuen Schub zu geben.
Deutliche Kritik an dem Gesamtvorhaben wurde im Bauausschuss nicht laut. CSU-Fraktionsvize Karl Roth wollte lediglich wissen, ob schon Überlegungen angestellt wurden, wie die Besucherzahlen wieder erhöht werden können. Gebhard meinte, dass die neue Präsentation automatisch mehr Besucher anlocken wird. Und Museumsleiterin Sabine Philipp wies die Darstellung zurück, die Besucherzahlen seien im vergangenen Jahr eingebrochen. Sie seien aber tatsächlich seit 30 Jahren sukzessive zurückgegangen.

Wolfgang Hauber (Freie Wähler) bemängelte die Kleinräumigkeit des Gebäudes gerade im Bereich der Römerschatzpräsentation. Bauliche Veränderungen sind dort aber nicht möglich, machte Ingenieur Hess deutlich. Und Professor Gebhard sagte, dass das Problem erkannt sei und man nach Lösungen suche.
Für die Grünen signalisierte Maximilian Hetzner Zustimmung zu den Plänen. Das Römermuseum sei „ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt“. Das dürfte auch Rupert Gebhard gefreut haben, der von Gesprächen mit Kultusminister Ludwig Spaenle berichtete. Der Freistaat sei an einer Modernisierung des Museums interessiert. Das sehe man auch daran, dass es das einzige Großprojekt ist, das vom Kulturfonds Bayern in diesem Jahr gefördert werde.

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