Tobias Grimm: Fußballbegeistert ja, fußballverrückt nein

11.3.2017, 06:00 Uhr
Tobias Grimm: Fußballbegeistert ja, fußballverrückt nein

© Uwe Mühling

Herr Grimm, in einer Fupa-Umfrage sieht eine Mehrheit von 36,5 Prozent ihr Team als künftigen Bezirksliga-Aufsteiger. Stimmen Sie dem zu?

Tobias Grimm: Jein, tendenziell nicht. Das primäre Ziel ist nicht der Aufstieg. Wir wollen einfach oben dabei bleiben und die gute Hinrunde bestätigen. Wir haben uns im Winter verstärkt und wollen bestmöglich abschneiden.

Man hofft also vergeblich auf die klare Ansage „Wir wollen aufsteigen!“ von Ihrer Seite?

Grimm (lacht): Auf jeden Fall. Das ist kein Wort wert momentan. Wir haben zwar drei Spiele weniger als Heideck, aber diese Spiele müssen wir erst einmal gewinnen. Vor allem gegen Meckenhausen und Pollenfeld wird es schwer.

Was erwarten Sie sich vom Auftaktspiel gegen die SG Ramsberg/St. Veit?

Grimm: Im Hinspiel haben wir ja mit 0:3 verloren. Wir freuen uns nun auf das Rückspiel und wollen Ramsberg auf Distanz halten. Ziel ist es, unsere gute Form der Vorbereitung abzurufen. Wir gehen positiver Dinge in die Runde und sind voller Tatendrang.

Haben Sie vor der Saison erwartet, dass es so gut laufen wird?

Grimm: Ganz ehrlich: Nein! Unser Ziel war der siebte Platz aus der Vorsaison. Gerade als Aufsteiger ist es im zweiten Jahr oft schwer. Dann kam auch noch ich als neuer und junger Trainer dazu, der das Erbe von Rainer Neubauer angetreten hat.

Neben den Wettelsheimer Herren trainieren Sie ebenfalls recht erfolgreich die U19 der SG VfL Treuchtlingen. Sind Sie ein Fußballverrückter?

Grimm: Das fragen mich viele. Vor allem meine Frau möchte gerne wissen, wie lange ich das noch mache. Im Vergleich zu früher habe ich das Engagement aber schon zurückgefahren. Zu Nagelberger Zeiten gab es eine Phase, in der ich die Herren des FC Nagelberg sowie die U17 und die U19 beim ESV Treuchtlingen trainiert habe. Klar ist: Ich würde das nicht machen, wenn es mir nicht Spaß machen würde, gerade die Arbeit mit jungen Leuten. Deswegen sehe ich mich nicht als verrückt, sondern einfach als fußballbegeistert.

Viermal die Woche Training, zwei Spiele am Wochenende. Was sagt Ihre Frau dazu?

Grimm (lacht): Sie ist natürlich nicht ganz erfreut, aber sie unterstützt mich total. Wir sind jetzt seit vier Jahren verheiratet und sprechen uns ständig ab. Sie ist der Chef zu Hause, ich auf dem Platz.

Fußball, Familie, Vollzeitjob als Industriekaufmann bei Aluminium Technik Weißenburg. Vor kurzem haben Sie ein Haus gebaut. Wie bringt Sie das alles zeitlich unter einen Hut?

Tobias Grimm: Fußballbegeistert ja, fußballverrückt nein

© Uwe Mühling

Grimm: Ich sehe das einfach als Planungssache. Ich musste auch zurückstecken. Mit Anfang oder Mitte 20 hätte ich auch zweimal am Wochenende einen Trinken gehen können. Aber da habe ich meine primären Ziele anders gelegt, weil es mir Spaß gemacht hat, für die Jungs da zu sein und Vorbild zu sein.

Mit 20 hatten Sie ihren dritten Kreuzbandriss, Ihre Karriere als aktiver Spieler mussten Sie früh beenden. Wie kam es, dass Sie Trainer wurden?

Grimm: Das ging damals beim ESV mit Charlie Bösel los, der jemanden für den Jugendbereich gesucht hat. Ich bin dann so reingerutscht und habe mit der U9 angefangen. Das sind die Jungs, die ich die ganze Jugend begleitet habe und jetzt in der U19 trainiere.

Viele nennen Sie Grimmbo. Wie ist der Spitzname entstanden?

Grimm: Der ist noch aus der Schulzeit. Damals gab es den Hip-Hopper Das Bo. Ich hatte eine ähnliche Frisur wie er, also Ohren frei und kurz. Sein Lied „Türlich, Türlich (sicher, Dicker)“ war zu der Zeit mein Slang und so wurde aus mir der Grimmbo.

Was ist das Beste an der Arbeit als Trainer?

Grimm: Da gibt es viel. Am besten ist es, wenn etwas so umgesetzt wird, wie es der Trainer gesagt hat. Für mich war es bei meinen bisherigen Stationen wichtig, eine Bindung zum Verein zu bekommen und zu den Spielern einen engen Draht zu haben.

Umgekehrt gefragt: Was nervt?

Grimm: Schlechte Serien, schlechte Trainingseinheiten und unverständliche Niederlagen: wenn Kleinigkeiten den Matchplan kaputt machen.

Mit 28 Jahren wurden Sie Trainer der „Ersten“ beim FC Nagelberg. Wie war es, sich vor teilweise Ältere hinzustellen?

Grimm: Selbstbewusstsein ist bei mir eigentlich schon gut vorhanden, sonst kann man als Trainer auch gar nicht bestehen. Trotzdem war natürlich ein Kribbeln da. Ich habe versucht, den Kontakt zur Mannschaft schnell auf eine ehrliche Art zu bekommen. Es war ein Lernprozess und nicht immer  leicht: Als wir mal acht Spiele in Folge verloren haben, hinterfragt man sich selbst und von außen hieß es: Ist er vielleicht doch nicht der Richtige? Zum Glück haben wir dann eine sehr gute Rückrunde gespielt.

Sind Sie eher der Kumpel-Typ oder ein strenger Trainer?

Grimm: Das ist ein schmaler Grat. Tendenziell der Kumpel-Typ, aber wenn es sein muss, muss man natürlich auch mal dazwischen hauen. Dennoch bin ich ein Trainer, der auf die Spieler zugeht und den Kontakt sucht.

Hat sich jemals die Frage gestellt, die U19 in Treuchtlingen aufzugeben?

Grimm: Nein, im Endeffekt liegt es an mir, wie ich mich organisiere, dass es keine Überschneidungen gibt. Gerade in der Vorbereitung ist das schwierig, wenn ich mit beiden Mannschaften dreimal die Woche trainieren und einmal spielen möchte. In Wettelsheim wussten sie, dass mir die Jugendarbeit am Herz liegt und haben mir gesagt, dass es kein Problem wäre, solang Wettelsheim an erster Stelle steht und ich von der Belastung her damit klarkomme.

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