"Verschworener Haufen mit gesunder Portion Jugend forscht"

12.5.2014, 09:48 Uhr

© Rainer Heubeck

„Ganz locker“ soll es losgehen, verspricht der 45 Jahre alte Erfolgscoach, dessen Team weitgehend zusammenbleibt und einen alten Bekannten als namhafte Verstärkung hinzubekommt: Die Rück­kehr von Stefan Schmoll ist perfekt. Nach zwei Jahren bei den Giants Nördlingen in der 2. Bundesliga ProB wird der 24-jährige Treuchtlinger nächste Saison wieder für seinen Heimatverein spielen. 2012 hatte er den VfL als damaliger Topscorer (Schnitt: 24,6 Punk­te) verlassen. In Nördlingen zählte Schmoll zu den Leistungsträgern mit zuletzt gut elf Punkten pro Spiel. Über dessen Rückkehr, die zurückliegende Spielzeit des VfL sowie über die Zukunft des Basketball-Projekts im Altmühltal, das auf Amateure und heimische Talente setzt, sprachen wir zwischen den Basketball-Jahren ausführlich mit Trainer Stephan Harlander.

© Uwe Mühling

Herr Harlander, Sie haben die sechs­te Saison als Trainer der VfL-Baskets hinter sich. Würden Sie sagen, dass es mit Rang fünf in der 1. Regionalliga auch die bislang erfolgreichste war?

Stephan Harlander: Von der Platzierung her auf jeden Fall. Und auch sportlich war es bislang die beste und stabilste Leistung. Aber es ist trotzdem immer etwas schwierig zu sagen, ob man einen Aufstieg wie vor einigen Jahren oder jetzt diesen fünften Rang höher einstuft.

Auf jeden Fall war es eine Saison ohne jegliche Abstiegssorgen und erstmals mit einem positiven Verhältnis von 15:9 Siegen. Wo sehen Sie die Hauptgründe für diese bemerkenswer­te Entwicklung?

Harlander: Wichtig war für uns zum einen, dass wir über einen großen
Zeitraum verletzungsfrei geblieben sind. Einzige Ausnahme war hier Marius Lang, der längere Zeit ausfiel. Wir hatten sonst zwar auch Verletzungen, doch am Spieltag haben die Jungs häufig auf die Zähne gebissen und durchgehalten. Insgesamt haben wir uns weiter verbessert, sind erfahrener geworden und das taktische Verständnis ist noch besser geworden. Wir haben immer wieder neue Basketball-Bausteine hinzugefügt – und das ist das Elixier für mich.

Wichtig waren sicherlich auch die Fans. Rund 600 kamen im Schnitt zu den Heimspielen in die Turnhalle der Senefelder-Schule.

Harlander: Die Fans haben auch extrem zu uns gehalten, wenn wir hinten standen. Diese Saison haben sie einmal mehr dazu beigetragen, dass wir wirklich einen Heimvorteil hatten und in der „Sene“ nur vier Spiele verloren haben – eines davon unglücklich in der zweiten Verlängerung gegen Vilsbiburg, zwei gegen die Topteams von Bayern München und Würzburg. Einziger echter Ausrutscher war Herzogenaurach.

Nach zwei Jahren in Nördlingen wird zur neuen Spielzeit Stefan Schmoll zum VfL zurückkehren. Wie haben Sie seine Entscheidung pro Treuchtlingen aufgenommen?

Harlander: Das ist eine coole Nachricht. Ich freue mich sehr, dass er wieder für uns spielt, vor allem auch deshalb, weil seine Entscheidung weniger mit dem Nördlinger Abstieg zu tun hatte, sondern weil er sie schon vorher im Herzen getroffen hatte. Stefan ist einer von uns, wir freuen uns alle total, dass er wieder da ist. In der ProB hat er Topleistungen gezeigt und ist eine große Verstärkung für uns. Der Jo­sef (gemeint ist Spartenleiter Josef Ferschl, die Redaktion) und ich haben Verständnis, wenn ein Spieler weg­gehen und etwas Neues ausprobieren will. Manchmal muss man woanders hingehen, um zu sehen, wie schön es daheim ist. Bei Stefan ist es so, dass er einfach diesen Spirit der VfL-Familie hat. Stefan hilft uns auf jeden Fall weiter.

Wie sieht es mit den Akteuren aus, die letzte Saison den fünften Rang geschafft haben? Bleibt das Team zusammen?

Harlander: Weitgehend ja. Man geht immer davon aus, dass Spieler wie Volker Lang oder Claudio Huhn au­tomatisch bleiben. Aber es ist keineswegs selbstverständlich, dass solch gute Spieler bleiben. Es zeigt aber de­ren Charakter. Es werden alle unsere „alten“ VfL-Spieler ebenso am Ball bleiben wie unsere jungen Talente. Überragend ist auch der Verbleib von Tim Eisenberger. Er studiert zwar ab dem Wintersemester in Köln, wird aber am Wochenende kommen, am Freitagabend mittrainieren und dann spielen. Das ist ein richtiger Aufwand für ihn.

Und wie sieht es bei Peter Maischak aus, der bekanntlich aus Rostock stammt und zuletzt zwei Spielzeiten zu den Leistungsträgern zählte?

Harlander: Bei Peter ist die Sache noch offen. Hier wird eine Entscheidung in der nächsten Zeit fallen.

Sollte auch Maischak noch bleiben, hätten Sie mit ihm, Lang, Eisenberger, Schmoll und Huhn eine Gilde von fünf Spielern, die im Schnitt zweistellig punkten. Dürfte man dann als VfL auch nach ganz oben schielen?

Harlander: Das wäre natürlich eine Bombentruppe, mit der man unter die Top drei kommen könnte. Wichtiger für mich ist aber die Homogenität in der Mannschaft und mit dem absoluten Fokus auf die Entwicklung unseres gesamten VfL mit seinen jungen Spielern. Bei all diesen Gedanken darf man aber eines nicht vergessen: Die 1. Regio wird mit den Absteigern Nördlingen und Leitershofen auf keinen Fall schwächer – im Gegenteil. Hinzu kommen auch die starken Aufsteiger Rosenheim und Erfurt. Wir dürfen uns also keinesfalls ausruhen auf diesem fünften Platz. Vom Spieler bis zum Trommler, vom Sechsjährigen bis zum Senior, von der Imbissverkäuferin bis zur Kassiererin am Eingang müssen sich alle wieder voll reinhängen, um den coolen Erfolg der vergangenen Saison zu bestätigen. Die Liga schläft nicht. Als VfL müssen wir erst einmal wieder von vorne anfangen und sehen, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Also erst mal nicht mit einer noch höheren Liga liebäugeln?

Harlander: Wir sind hier in Treuchtlingen in der schönen Situation, dass wir nicht auf Teufel komm raus zum sportlichen Erfolg verdammt sind. Man kann nie etwas ausschließen. Wir sind aber vor allem eines hier beim VfL: ein verschworener Haufen mit einer gesunden Portion Jugend forscht.

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