Vierfachturnhalle in Weißenburg auf den Weg

10.6.2018, 18:00 Uhr
Vierfachturnhalle in Weißenburg auf den Weg

© Diezinger Architekten

Nun dürfte aus dem Bau, dessen Vorgeschichte bereits bis 2009 zurückreicht, endlich etwas werden. Bis die ersten Baumaschinen anrücken, werden aber nochmals ein paar Monate ins Land gehen – und das kann die Sache noch teurer machen, als sie eh schon wird. Der Stadtrat hatte im März 2017 eine Obergrenze von 9,52 Millionen Euro und einen Bau nach dem Vorbild der Dreifachsporthalle in Rothenburg ob der Tauber beschlossen. Nach der aktuellen Kostenberechnung wird das Gebäude nun aber 11,2 Millionen Euro kosten. 

Der Grund sind im Wesentlichen die enormen Preissteigerungen im boomenden Baugewerbe. Allein im ersten Quartal 2018 musste nach Angaben des Statistischen Bundesamtes eine Teuerung um 1,7 Prozent hingenommen werden – mit steigender Tendenz. Pro Jahr klettern die Baupreise derzeit um acht bis zehn Prozent (wir berichteten).

Um signifikante Einsparungen zu erzielen, müsste umgeplant werden. Man könnte eine Drei- statt eine Vierfachhalle bauen oder eine reine Sporthalle ohne Tribünen, Foyer, Besuchertoiletten, Küche, Versammlungsstätte und Akustikmaßnahmen und so weiter. Dies würde aber die Sache erneut verzögern, und die Preissteigerung könnte wiederum die Ersparnis auffressen. Das wollte im Stadtrat dann aber doch niemand, wenngleich CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Drotziger bekundete: „Darüber könnte man nachdenken.“

Doch selbst die Christsozialen und die Grünen, denen die ursprünglich geplante Mehrzweckhalle mit geschätzten Kosten von 12,5 Millionen Euro (Stand: November 2015), zu teuer war und die stets auf kleinere Lösungen und Einsparungen gedrängt hatten, trugen die Entscheidung mit. Eine weitere Verzögerung zulasten des Schul- und Vereinssports wollte keiner verantworten und wäre wohl auch in der Bürgerschaft alles andere als gut angekommen.

Zu Beginn der Diskussion bat Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) darum, „an der Grundsatzentscheidung weiterhin festzuhalten“. Es sei richtig gewesen, den ursprünglichen Beschluss für eine Mehrzweckhalle
zu überdenken und „nochmals eine Schleife zu drehen“, auch um eine möglichste breite Zustimmung für das Projekt im Stadtrat zu bekommen. Die gebe es nun für die „Blaupause der Rothenburger Halle“. Es sollte nun nicht wieder umgeschwenkt  werden. Und für die Baupreisentwicklung könnten weder er noch die Verwaltung etwas. Der OB. „Jeder Monat weitere Verzögerung kostet bares Geld.“

Für die SPD machte Andre Bengel die Zustimmung deutlich. Er und sei­ne Fraktionskollegen freuten sich einerseits über die hohen Steuereinnahmen, die durch die Hochkonjunktur in den Stadtsäckel fließen. „Da können wir nicht auf der anderen Seite ein langes Gesicht machen, wenn auch die Ausgaben steigen.“ Der Sozialdemokrat: „Ich denke, wir sollten es jetzt angehen.“

Katrin Schramm von den Grünen stimmte ebenfalls zu, bezeichnete aber „die Zunahme der Baukosten“ von 9,52 auf 11,2 Millionen Euro als „höchst ärgerlich“. Die „entscheidende Größe“ sei für die Grünen aber der Eigenanteil der Stadt in Bezug auf die Mehrzwecknutzung. Hier sei der Anstieg um 300 000 Euro „zwar deutlich, gemessen an den Gesamtkosten des Projekts aber trotzdem noch überschaubar“.

Die derzeit heftigen Diskussion „mögen zwar dazu beitragen, den Frust über die neuerliche Kostensteigerung abzubauen“, meinte Schramm und stellte klar: „Sie ändern aber nichts an den Tatsachen. Die Baubranche boomt, die Preise steigen und weder der Stadtrat noch die Verwaltung haben darauf Einfluss.“ Gleichzeitig forderte sie, bei künftigen Projekten mehr auf Nachhaltigkeit sowie „kostensparende und unterhaltsschonende Maßnahmen“ zu setzen.

Die Kostensteigerung habe Fragen aufgeworfen „zumindest bei der CSU Weißenburg“, machte Fraktionsvorsitzender Drotziger deutlich. Die Verwaltung habe die Fragen allesamt beantwortet und damit weitgehend die Kostensteigerung erklärt. Dass die Weißenburger Halle mehr Fassadenfläche bekomme als die Rothenburger, dass ein Bodenaustausch nötig werde und dass das Aushubmaterial entsorgt werden müsse, hätte man aber auch schon früher wissen können. Dennoch werde die CSU „zähneknirschend“ die Kostenmehrung mittragen.

Der Bau sollte im Sinne der Sportler „sehr zügig ausgeführt“ werden. An OB Schröppel gewandt, sagte Drotziger: „Machen Sie das Projekt zur Chefsache.“ Das sei es längst, versicherte das Stadtoberhaupt. Kritik übte Drotziger erneut daran, dass der Stadtrat erst 15 Monate nach dem Grundsatzbeschluss über die gestie­genen Kosten informiert wurde.

Dies wollte der Rathauschef so aber nicht stehen lassen. „Den Vorwurf, ich würde Informationen zurückhalten, muss ich mit aller Entschiedenheit zurückweisen“, machte der OB deutlich. Er habe wenige Tage, nachdem die Summe von 11,2 Millionen Euro in der Verwaltung bekannt wurde, dies an den Stadtrat weitergegeben. Zuvor habe es keinen Grund gegeben, an den hochgerechneten 9,53 Millionen Euro zu zweifeln. Außerdem werde eine Kostenfeststellung erst gemacht, „wenn ein Planungsschritt fertig“ sei. Vorher ergebe dies keinen Sinn.

Schröppel lehnte einen Zusatz für den Beschluss ab, wonach die Verwaltung den Stadtrat quartalsweise über den Baufortschritt und die Kostenentwicklung zu informieren habe. Dies werde immer dann gemacht, wenn ein Schritt vollzogen, beispielsweise ein Leistungsverzeichnis bepreist sei. Alles andere bringe nichts.

Der CSU-Vorschlag wurde – wenn auch mit knapper Mehrheit – vom Stadtrat abgelehnt. Gerhard Naß (SPD) sieht „keine Veranlassung, der Verwaltung so etwas aufzuoktroyieren“. Auch seine Fraktionskollegin Inge Pfitzinger-Miedel stellte klar, dass sie sich von der Verwaltung gut informiert fühlt. Dort werde „sehr sorgfältig und genau gearbeitet“.

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