Vom Jura direkt ins Weltall

26.5.2016, 07:27 Uhr
Vom Jura direkt ins Weltall

© Weber

Im nächsten Jahr wird ein Satellit mit den Pflanzen ins Weltall geschossen. Mit an Bord: ein Bodenfeuchte-Sensor, entwickelt von zwei
Jugendlichen vom Weißenburger Jura. Lukas Kamm und Thomas Maier haben ihn  im Physik-Pluskurs des Werner-von-Siemens-Gymnasiums entwickelt. Drei Jahre später soll er nun eine effektive Pflanzenbewässerung ohne Wasserverschwendung gewährleisten.

Nach zahlreichen Preisen bei Jugend forscht, dem Bundes-Umweltwettbewerb und der Inespo in Ams­terdam (wir berichteten) folgt nun der bisher größte Erfolg der beiden Juraner: Ihre Erfindung fliegt im Mai 2017 für anderthalb Jahre ins Weltall, um die Feuchtigkeit der im Satellit gezüchteten Tomatenpflanzen zu kontrollieren und ihr korrektes Wachstum sicherzustellen.

Der Karrieresprung zum Weltraum-Satelliten kam für die beiden Jung­erfinder überraschend. „Das war ein totaler Zufall“ – mit diesen Worten beschreibt Kamm die letztjährige Nacht der Wissenschaften an der Universität Erlangen. Dort war die Erfindung ausgestellt und konnte die Aufmerksamkeit eines Professors auf sich lenken. Und da die Technische Fakultät Erlangen in das Forschungsprojekt „Eu:Cropis“ des DLR involviert ist, verschaffte dieser kleine Zufall den beiden Juranern eine große Chance.

Trittbrett zur Weltraumforschung?

Eine Gärtnerkarriere im All steht nicht auf dem Plan – während Thomas Maier bereits in Erlangen studiert, konzentriert sich Lukas Kamm derzeit auf seine Abiturprüfungen und will sich danach einem Physikstudium widmen. Konkretere Zukunftspläne gibt es noch nicht. „Forschung wäre aber schon schön“, gibt der Nenns­linger zu.

Für seine beruflichen Pläne ist der aktuelle Erfolg keineswegs hinderlich. Im Gegenteil: Verglichen mit gleich­altrigen Mitstudenten kann der junge Erfinder schon besondere Resultate vorweisen. „Das öffnet natürlich Tü­ren“, bestätigt Kamm. Die bereits geknüpften „Connections“ zu Führungspersonen im Weltallbereich können sich in Zukunft noch als hilfreich erweisen.

Der 18-Jährige betrachtet sein Erfinderdasein nicht nur als Hobby, sondern auch als Nebenjob. „Andere Leu­te gehen abends kellnern, ich sitze eben über meinem Bodenfeuchtesensor“, meint Kamm schulterzuckend. Das habe durchaus auch nervige Seiten: Am Wochenende beispielsweise, wenn „die Freunde was unternehmen, während man selbst am Verzweifeln ist, warum dieses und jenes schon wieder nicht so funktioniert, wie es eigentlich sollte“. In solchen Situationen hat der Abiturient sein Projekt gedanklich schon oft auf den Mond geschossen. Ohne die leiseste Ahnung zu haben, dass sein Bodenfeuchtesensor tatsächlich per Satellit ins Weltall fliegen könnte.

„Cool und nervig zugleich“

Sowohl finanzielle Vergütung als auch freie Zeit fließen direkt ins Projekt: Zurzeit arbeiten die beiden jungen Forscher daran, ihren Sensor nach den Vorstellungen der NASA zu optimieren. Da müssen Kamm zufolge viele Kleinigkeiten berücksichtigt werden, um ihn „satellitentauglich zu kriegen“.
Drei Jahre an der gleichen Thematik zu arbeiten, ist den Beschreibungen des 18-Jährigen zufolge „cool und nervig zugleich“: Es habe zwar Vorteile, immer tiefer in die Materie einzusteigen, aber er verspüre auch langsam wieder Lust auf ein neues Projekt. Doch erst muss die Weiterentwicklung des Sensors bis zur Deadline im Oktober abgeschlossen werden. Und dann können die beiden
jungen Forscher aus Nennslingen und Thalmannsfeld nur noch gespannt aufs nächste Frühjahr hinfiebern, wenn ihre Erfindung die Erde verlässt.

 

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