Von Solnhofen nach China – Fußballreise ins Reich der Mitte

25.8.2017, 08:36 Uhr
Von Solnhofen nach China – Fußballreise ins Reich der Mitte

© Audi Schanzer Fußballschule/FC Ingolstadt

Der 54-jährige Vochezer kennt als Fußballer und Trainer alle Vereine und Sportplätze in der Umgebung. Seit dieser Saison trainiert er den A-Klassisten DJK Raitenbuch. Davor war er für seinen Heimatverein TSG Solnhofen, den FC Berolzheim, den SSV Oberhochstatt und den FC Gunzenhausen tätig. Als er vor sechs Jahren mehr oder minder zufällig über einen Freund zur Audi Schanzer Fußballschule kam, sah er darin eine neue Herausforderung.

Den Jahresurlaub hergenommen

Seitdem begleitet er vor allem in den Pfingst- und Sommerferien diverse Camps nicht nur in der Region, sondern ging fortan mit auf Reisen und war beispielsweise bei einem Trainingslager in Köln, in den neuen Bundesländern oder im benachbarten Österreich dabei. „So lernt man immer wieder neue Leute und Trainer kennen. Man kann sich fachlich austauschen und weiterentwickeln“, sagt er. Als er dann im vorigen Winter gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, die Fußballschule bis nach China zu begleiten, stand für den im positiven Sinne Fußballverrückten sofort fest, wo er heuer seinen Jahresurlaub verbringen wird: nämlich im Reich der Mitte.

„Da musste ich nicht zweimal überlegen“, sagt er. Und diese Entscheidung hat er auch im Nachhinein nicht bereut. Er würde es immer wieder tun, zumal er mit den anderen Trainern und den Begleitern von Anfang an auf einer Wellenlänge lag. „Wir haben zusammengepasst wie die Faust aufs Auge. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber wir haben auch den nötigen Ernst nicht vermissen lassen“, fasst er den Gemeinschaftsgeist innerhalb der Reisegruppe zusammen.

Von Solnhofen nach China – Fußballreise ins Reich der Mitte

© Audi Schanzer Fußballschule/FC Ingolstadt

Der zusammengewürfelten Truppe gehörten Dirk Behnke (Leiter der Audi Schanzer Fußballschule), Dominik Herrmann (Mitarbeiter der Audi Schanzer Fußballschule, ehemaliger Trainer der TSG Solnhofen und DFB-Stützpunkttrainer in Weißenburg), drei Vertreter des FC Ingolstadt 04 sowie acht Trainer aus Passau, München oder Wolnzach an. Das Team traf sich zunächst in Hünfeld bei Fulda zu einem ersten Kennenlernen. Mit 54 Jahren war Vochezer der Senior unter den Fußballertrainern; alle anderen waren erst Mitte 20. „Ich habe mich mit allen super verstanden. Schon das Vorbereitungscamp war überragend“, sagt er.

Vier Tage später steuerte der Jet dann von Frankfurt aus die chinesische Hauptstadt Peking an – und die Deutschen tauchten fortan ein in eine fremde Kultur mit anderen Sitten, Lebens- und Essgewohnheiten. „Das Land ist unfassbar groß. Das kann man sich gar nicht vorstellen“, berichtet der Solnhofener, dem abseits des Fußballtrainings auch viel Zeit für Freizeitaktivitäten blieb.

Ein Besuch der Chinesischen Mauer stand genau­so auf dem Programm wie eine Besichtigung der Verbotenen Stadt im Zentrum der Weltmetropole, wo bis zur Revolution 1911 die chinesischen Kaiser der Dynastien Ming und Qing lebten und regierten. Der „einfachen“ Bevölkerung war der Zutritt verwehrt – was den Namen Verbotene Stadt erklärt. All das hat ebenso wie die Gastfreundschaft der Chinesen nicht nur bei ihm, sondern auch bei seinen Kollegen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Alle waren freundlich, nett und zuvorkommend“, sagt er und ergänzt: „Die Reise war top organisiert.“

Feierabend-Bier und Würmer

Zum Fachsimpeln traf man sich täglich bei einem Feierabend-Bier in ei­ner Stehkneipe. Mit der chinesischen Küche konnte sich der B-Lizenz-Inhaber dagegen nicht wirklich anfreunden und gibt zu: „Manche haben alles gegessen, ich eher nicht.“ Bei ihm kamen deshalb meistens Schweinefleisch und Hühnchen sowie viel Gemüse und Salat auf den Tisch. Besonders angetan war er allerdings von den Süßspeisen. Zumindest einmal hat aber auch er seinen inneren Schweinehund überwunden und gegrillte Ma­den und Würmer probiert.

In Erinnerung werden ihm aber vor allem die leuchtenden Augen der Kinder bleiben. Mit Spaß, Feuereifer und voller Tatendrang waren die sechs- bis zwölfjährigen Teilnehmer bei den einzelnen Camps dabei. Bei den Übungen – und auch im täglichen Leben – stand immer ein Dolmetscher zur Seite, der den Kindern die Anweisungen gab. Da aber die Sprache des Fußballs international ist, konnte auch das Trainerteam mit Händen und Füßen sowie Anfeuerungsrufen und Klatschanimationen das letzte Prozent aus den Nachwuchsfußballern herauskitzeln und resümiert: „Das war ein extrem glückliches Erlebnis, wie die Kinder gelacht und sich gefreut haben.“

Innerhalb Chinas reiste die Ingolstädter Delegation zunächst von Peking mit der Hochgeschwindigkeitsbahn nach Qingdao. Von da an trennten sich die Wege: Vochezer flog weiter nach Guangzhou zum Camp- Standort Foshan, von dort nach Changchun und schließlich über Peking zurück nach München. In jeder Stadt wurde ein Trainingslager durchgeführt. Gelandet auf deutschem Boden, hatte er als „Fußballbotschafter“ nach rund drei Wochen jede Menge an neuen Erfahrungen und
Erlebnissen im Gepäck – und eine Strecke von über 22000 Kilometern hinter sich gelassen.

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