Wächterpreis geht an Weißenburger

24.4.2015, 17:00 Uhr
Wächterpreis geht an Weißenburger

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Für den in Weißenburg lebenden Uwe Ritzer ist die Auszeichnung ein weiterer Meilenstein seiner journa­listischen Karriere. 2013 hatte Ritzer, der bis Ende 2004 Chefredakteur des Weißenburger Tagblatts war, schon den dritten Wächterpreis bekommen für seine Enthüllungen im Fall Gustl Mollath. Schon 2007 war ihm zusammen mit den SZ-Journalisten Hans Leyendecker, Klaus Ott und Markus Balser der Henri-Nannen-Preis für die beste investigative Leistung zugesprochen worden. Das Quartett hatte die Schmiergeldaffäre bei Siemens aufgedeckt.

Erst im vergangenen Jahr zeichnete das „Netzwerk Recherche“ Uwe Ritzer und seinen SZ-Kollegen Olaf Przybilla mit dem „Leuchtturm-Preis“ aus – auch für die Veröffentlichungen im Fall Mollath. Beide zusammen schrieben zu dem Fall auch ein Buch, das 2013 erschienen ist.

Die Jury des Wächterpreises der Tagespresse würdigte mit dem mit 10000 Euro dotierten ersten Preis die Arbeit von Uwe Ritzer und Bastian Obermayer, die nach mehrwöchigen gemeinschaftlichen Recherchen auf­deckten, dass der ADAC bei der Wahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“ im Sinne der eigenen kommerziellen Interessen die Stimmen der Mitglieder massiv manipuliert hatte.
„Weiter legten die beiden Journalis­ten offen, wie der ADAC bei seinen Service-Leistungen für die Club-Mitglieder zuerst eigene Geschäftsinteressen verfolgte“, hieß es in einer Pressemitteilung der Jury. In Folge dieser Veröffentlichungen verlor der ADAC nicht nur über 300000 Mitglieder, sondern auch jede Menge an Glaubwürdigkeit. Die verantwortlichen Spitzenmanager mussten aufgrund der nachgewiesenen Manipulationen gehen.

Den zweiten Preis erhalten Sönke Iwersen und Jan Keuchel (Handelsblatt). Ihre Artikel führten der Öffentlichkeit ein riesiges ärztliches Betrugssystem mit Labor-Abrechnungen vor Augen. Dazu gehörte, dass die erfolgreiche Arbeit der eingesetzten polizeilichen Sonderkommission (Soko Labor) von der Justiz bis hinauf zur damaligen Justizministerin ausgebremst wurde, bis fast alle Betrugsfälle verjährt waren.

Mit dem dritten Preis werden Uschi Ach (Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung) und Marc Rath (Magdeburger Volksstimme/Stendaler Volksstimme) ausgezeichnet. Beide haben jeweils in ihrer Region begangene massive Wahlfälschungen bei Kommunalwahlen aufgedeckt. In beiden Fällen wurden sowohl die Kommunalaufsicht als auch die Staatsanwaltschaft tätig. Die Wahlen müssen wiederholt werden.

Die Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury unter dem Vorsitz von Dr. Hermann Rudolph, dem He­rausgeber a. D. des Berliner Tagesspiegels, ausgewählt. Die weiteren Jury-Mitglieder sind Hans Eggert (Dresden), Dr. Laurent Fischer (Bayreuth) und Roland Hof (Darmstadt). Die Stiftung vergibt den Wächterpreis der Tagespresse nunmehr zum 46. Mal. Alle ausgezeichneten Geschichten sind seit 2003 ausführlich einschließlich der dazugehörigen Rechercheprotokolle dokumentiert (www.waechterpreis.de).

Übergeben werden die Auszeichnungen am Dienstag, 19. Mai, bei einer Feierstunde im Kaisersaal des Frankfurter Römers.Gastrednerin ist die Politikwissenschaftlerin und Professorin Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan, Mit-Gründerin und Präsidentin der Humboldt-Viadrina-Governance-Platform (Berlin). Sie wird zu dem Thema „Die demokratische Verantwortung der Medien“ sprechen.

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