Weißenburg: Abgesagter Abischerz war ein Scherz

20.6.2015, 06:00 Uhr
Weißenburg: Abgesagter Abischerz war ein Scherz

© Zöllich

Die Schüler enttäuscht, die Lehrer vermutlich erleichtert, der Elternbeirat stinksauer: Die Absage des diesjährigen Abischerzes hat hohe Wellen geschlagen. Erst wenige Tage vor dem Termin hatte die Schulleitung verkündet, dass die traditionsreiche Veranstaltung ausfällt (wir berichteten). All das war jedoch Teil des Plans: Der Abischerz 2015 sollte eine absolute Überraschung werden.

Schuldirektor Dieter Theisinger und sein Stellvertreter Wolfgang Haasler haben die Flunkerei knallhart durchgezogen. Weder das Lehrerkollegium noch der Elternbeirat waren eingeweiht. Dementsprechend ablehnend fiel auch die Reaktion des Elternbeiratsvorsitzenden Maximilian Hetzner zur offiziellen Absage aus. „Ich bin recht verärgert, dass man einfach so mit dieser Tradition bricht“, hatte er gegenüber unserer Zeitung erklärt.

Der Schuldirektor hat auch im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt sowie im Interview mit einem regionalen Radiosender seine Rolle unbeirrt gespielt. „Es ist gut, dass die Interviews telefonisch waren“, erklärte er dann gestern belustigt. „Im persönlichen Gespräch hätte ich mir das Lachen wohl nicht verkneifen können; so ein guter Schauspieler bin ich dann doch nicht.“

Abiturienten stürmten die Schule

Für die Schüler und Lehrer des Werner-von-Siemens-Gymnasiums begann der Unterricht am Freitag zunächst wie geplant. Sie sollten ja im Glauben gelassen werden, dass der Abiturscherz ausfällt. Kurz vor der zweiten Stunde verkündete der Konrektor Wolfgang Haasler in einer Durchsage scheinbar hochoffiziell die Durchführung eines unangekündigten, bayernweiten Grundwissenstests. Im ersten Moment dürften einige Schüler recht geschockt gewesen sein.

Doch schon nach wenigen Minuten stürmten die Abiturienten, die sich bis dahin auf dem Parkplatz an der Wiesenstraße versammelt hatten, jubelnd das Schulgebäude. „Der Abischerz 2015 geht los!“, ertönte es aus den Lautsprechern. Auf einer Bühne im Pausenhof durften sich die Schüler dann wie gewohnt bei ihren Lehrern für die jahrelange Qual während der Schulzeit rächen. 

Getreu dem diesjährigen Motto „Circus Abigalli“ wurden bekannte Spiele aus der Pro-7-Fernsehshow „Circus Halligalli“ aufgegriffen. So mussten beispielsweise einige Lehrer miteinander Rangeln, was sehr zur Erheiterung der Schüler beitrug.

Die beiden Deutschlehrer Jan „JC“ Cumme und Philipp Enz sollten in einem Rap-Battle gegeneinander antreten, das letzterer eindeutig für sich entscheiden konnte. Schulleiter Dieter Theisinger schließlich musste sich beim Maßkrugstemmen mit dem Kollegen Simon Scherer messen und am Ende geschlagen geben.

Wirkung nicht verfehlt

Trotz des gelungenen Scherzes: Die ärgerlichen Vorkommnisse aus den Vorjahren, wie etwa die versteckten Schweineinnereien, habe es tatsächlich gegeben, sagt Theisinger. Die Botschaft der vermeintlichen Absage sei also durchaus ernst. Zudem wünscht sich die Schulleitung keine Saufgelage mehr auf dem Pausenhof oder grölende Horden Abiturienten in den Klassenzimmern.

Offenbar hat es funktioniert. „Es ist besser als in den vergangenen Jahren“, stellte Theisinger gestern mit Blick  über den Schulhof fest. Insgesamt also eine Win-Win-Situation: Für die Schulleitung, die den Ernst der Lage kommunizieren konnte, aber auch für die Abiturienten, die letztendlich ihren verdienten Abischerz bekommen haben.

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