Weißenburg bekommt einen integrativen Kindergarten

22.3.2017, 12:00 Uhr
Weißenburg bekommt einen integrativen Kindergarten

© Robert Renner

Das Grundstück hat die Lebenshilfe von der Wohnungsgenossenschaft Eigenheim erworben. Es grenzt unmittelbar an die Ostseite des Römer­kastells. Das Landesamt für Denkmalpflege (LfD) ließ eine Grabungsfirma das Gelände untersuchen. Robert Frank vom LfD zufolge kamen der mittlere und der äußere Kastellgraben zum Vorschein. Sie verbleiben im Sinne des Denkmals im Untergrund und werden nicht weiter angetastet. Die Tagesstätte wird darüber gebaut.

Lebenshilfe-Geschäftsführer Martin Britz lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit den Archäologen der Grabungsfirma und der Denkmalpflege. Häufig heiße es ja, dass durch die archäologischen Arbeiten nichts mehr auf einer Baustelle vorwärts gehe. Britz: „Wir erleben es nicht so, dass sie blockieren.“ Durch die Denkmalpfleger würden die Relikte aus der Römerzeit für die Nachwelt dokumentiert und erhalten. Sie seien „immer bedacht, dass der Betrieb weitergehen kann“, pflichtete Jochen Halbmeyer von der Lebenshilfe-Verwaltung bei.

Das Römer-Thema soll symbolisch durch Natursteinplatten im Eingangsbereich der neuen Tagesstätte aufgenommen werden, schilderten er und Britz. Entworfen hat den Flachbau die Stopfenheimer Architektin Michaela Bittner, die für die Lebenshilfe auch schon die Tagesstätte für Senioren an der Südseite des Römerkastells geplant hat.

Die Kindertagesstätte sei dem Zweck gewidmet, sagte Britz. Das Gebäude wird in etwa Hufeisenform haben. Im Südteil werden die beiden Krippengruppen untergebracht, im nördlichen Trakt der Kindergarten.

Dazwischen entstehen Therapieräume, die der Lebenshilfe besonders wichtig waren, auch wenn es für diese keine finanzielle Förderung gibt. Das 1300 Quadratmeter große Grundstück werde relativ voll bebaut, dennoch sei es möglich, eine großzügige Außenspielfläche zu schaffen. Sie wird in den Garten des angrenzenden Lebenshilfe-Wohnheims gezogen, erläuterte der Geschäftsführer.

Die integrativen Krippengruppen sollen jeweils drei integrative und sieben Regelplätze erhalten. Es wird aber auch möglich sein, diese als Regelgruppen mit zwölf Kindern zu betreiben, wenn nicht genug integrative Plätze nachgefragt werden. Die integrative Kindergartengruppe soll Platz für fünf Kinder mit Förderbedarf und zehn weitere Mädchen und Buben bieten.

Für die neue Tagesstätte – die erste übrigens im Westen der Kernstadt – gab es schon vereinzelte Anfragen von Eltern bei der Lebenshilfe: „Wir merken jetzt, dass das Interesse größer wird“, schilderte Britz. Es würden immer mehr integrative Plätze nachgefragt, was aber auch nicht verwundere. Der Lebenshilfe-Geschäftsführer: „Inklusion funktioniert am besten da, wo es noch nicht um Leistung geht.“ Dort könne sich das Miteinander am besten entwickeln.

Der Bedarf für eine integrative Tagesstätte ist nach Einschätzung der Lebenshilfe auf jeden Fall gegeben und wurde ja auch vom Stadtrat schon so festgestellt. Dies wiederum war eine Voraussetzung dafür, dass das Projekt überhaupt angegangen werden konnte. Weißenburg habe in den vergangenen Jahren im Bereich der Kindertagesstätten viel entwickelt und getan, lobte Britz und fügte an: „Aber gerade der inklusive Ansatz fehlt bisher.“

1,8 Millionen Euro

Die Buchungs- und Öffnungszeiten stehen noch nicht endgültig fest. Minimum werden die in Weißenburg gewohnten Zeiten mit einem Beginn um 7.30 Uhr sein. „Eventuell öffnen wir auch schon früher“, sagte Jochen Halbmeyer. Das müsse aber noch endgültig geklärt werden. „Wir werden da ein bisschen ausprobieren, das kann man ja jederzeit anpassen.“ Man wolle sich auch ein Stück weit auf die Vorstellungen der Eltern einstellen.

Als einen realistischen Eröffnungstermin sehen Halbmeyer und Britz den Februar 2018 an. Der Bau wird inklusive des Grundstückskaufs rund 1,8 Millionen Euro kosten. Staatliche Zuschüsse werden in Höhe von 65 Prozent fließen, allerdings ist wegen der Therapieräume nicht die gesamte Summe förderfähig. Den Differenzbetrag zwischen den zuwendungsfähigen Kosten und den Gesamtkosten des Bauvorhabens trägt die Lebenshilfe.

Zusätzlich gewährt die Richtlinie zur Förderung von Investitionen im Rahmen des Investitionsprogramms „Kinderbetreuungsfinanzierung“ pauschal 9800 Euro pro Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren. Ein Integrativplatz wird dabei dreifach gewertet, sodass sich allein aus diesem Punkt ein Zuschuss von 313600 Euro ergibt. Alles in allem gibt es knapp 1,27 Millionen Euro an Fördermitteln. Die Stadt Weißenburg muss 200000 Euro an Eigenmitteln aufbringen.

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