Weißenburg: Regent meldet erneut Insolvenz an

28.11.2018, 06:00 Uhr
Weißenburg: Regent meldet erneut Insolvenz an

© Markus Steiner (Archivfoto)

Nach Informationen des Weißenburger Tagblatts wurden die Mitarbeiter gestern auf einer internen Betriebsversammlung über diesen Schritt informiert. Dass es nicht ganz so rosig läuft bei dem letzten verbliebenen deutschen Herrenschneider, der noch in Handarbeit produziert, dürften die Angestellten zumindest vermutet ha­ben. Denn der Betriebsrat verhandelte nach unseren Informationen offenbar bereits mit der Geschäftsführung über die Ausbezahlung des Weihnachtsgeldes, das dieser Tage überwiesen werden soll.

Die dritte Insolvenz

Die erneute Insolvenz ist die inzwischen dritte in nur fünf Jahren. Auch den neuen Inhabern ist es offenbar nicht gelungen, in einer auch wirtschaftlich vertretbaren Zeit das angestaubte Image aufzupolieren. Die Anzüge aus Weißenburg trugen einst Promis und Politikergrößen wie Roger Moore, Mario Adorf, Anthony Hopkins, die Klitschko-Brüder, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß und José Carreras oder sogar Adlige wie Prinz Willem-Alexander, der bei seiner Krönung zum König im Jahr 2013 einen Frack von Regent trug.

Philippe Brenninkmeijer, ein Spross der klangvollen und milliardenschweren Großfamilie, der unter anderem C&A gehört, und sein Kompagnon Andreas Meier, der Bauunternehmer in Eichstätt ist, waren angetreten, Regent zu retten. Mit neuen und schwereren Stoffen, einem frischeren Image, einer flachen Unternehmenshierarchie  und neuen Ideen.

Wie man seit vorgestern weiß, offenbar vergeblich. Wieder einmal. Brancheninsider glauben immer weniger daran, dass der einstigen Edelmarke noch einmal neues Leben eingehaucht werden kann. Der Wunsch, im Einzelhandel neu Fuß zu fassen, war offensichtlich schwerer als gedacht – auch wenn es gelang, dass die Marke Regent beispielsweise auch von der Modekette „Breuninger“ vertrieben wurde.

Der Turnaround, der Brennink­meijer bei seinem früheren Arbeitgeber „Huntsman“ in London gelungen ist, ließ sich in Weißenburg leider nicht realisieren. Die inzwischen dritte Insolvenz des Edelschneiders erhärtet den Verdacht, dass es heutzutage offenbar unmöglich ist, edle Anzüge in Handarbeit in Deutschland herzustellen. Der Traum, den Brenninkmeijer und Meier hatten, bleibt wohl eine Utopie, wie sie sich auch selbst ein­gestehen müssen: „Wir hatten es uns zum Ziel gesetzt, das Unternehmen Regent neu zu beleben. Hintergrund war unsere Leidenschaft für eine handgefertigte Konfektion, welche sich in Deutschland einzig bei Regent wiederfindet, sowie die Arbeitsplätze zu erhalten.“

Schwieriges Umfeld

Doch aufgrund eines „schwierigen Markenumfelds“ habe sich das Ziel nur langsam realisieren lassen. Vor allem auch, weil es Brenninkmeijer und Meier zufolge zum einen nicht genügend Kunden gibt, die auch bereit sind, den höheren Preis für regionale Produktion zu zahlen. Zum anderen verfügten auch nur wenige Händler über ausreichend geschultes Personal, um die hochklassigen Anzüge auch zu verkaufen.

Beiden Eigentümern falle es nicht leicht, den Schritt in die Insolvenz zu gehen. Vor allem weil sie ihre Mitarbeiter vor dieser erneuten Situation bewahren wollten: „Allerdings müssen wir akzeptieren, dass die am Anfang zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel unter den gegebenen Umständen für den angestrebten Turnaround nicht ausreichen.“ Um einer Zahlungsunfähigkeit zuvorzukommen, habe sich die GmbH dazu entschieden, die Insolvenz zu einem Zeitpunkt zu beantragen, an dem alle bis dato offenen Rechnung noch beglichen werden könnten.

Diese Situation erlaube es Regent, im Unterschied zu vorangegangenen Insolvenzen, eine möglichst gute Ausgangssituation für einen potenziellen Investor darzustellen. Erste ernsthafte Interessenten hätten sich bereits gemeldet. Brenninkmeijer und Meier dankten gestern ihrem gesamten Team: „Ihr habt in den vergangenen zwei Jahren viel geleistet und seid uns in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen.“

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