Weißenburger-Dekanat bietet Asylunterkunft an

23.11.2015, 13:00 Uhr
Weißenburger-Dekanat bietet Asylunterkunft an

© Leykamm

Bei der sollte es ohnehin ganz all­gemein um die Zukunft des Freizeit­heims gehen. Die Flüchtlingswelle hatte die Diskussion unter andere Vorzeichen gestellt. Der Dekanatsbezirk wollte ein Zeichen setzen und suchte nach Immobilien, die zur Beherbergung von Flüchtlingen dienen könnten. Nur ein Gebäude kam infrage: das in Kattenhochstatt.

Bei einer einberufenen Gemeindeversammlung wurden offene Bedenken geäußert, es fielen sogar hetzerische Worte (wir berichteten). In der Folge trat dann ein weiteres Mal der Dekanatsausschuss zusammen – zu einer Sitzung mit einer „langen und relativ emotionalen Debatte“, wie Pfarrer Hans Rohmer nun verlauten ließ. Doch das Ergebnis war klar und deutlich. Das Gremium sehe keine Notwendigkeit, seinen bereits gefass­ten Beschluss zu revidieren, und wolle weiterhin das Gebäude dem Landreis als Asylunterkunft zur Verfügung stellen.

Ausschlaggebend seien unter an­derem Gedanken wie diese gewesen: „Man muss doch etwas tun“ oder „Wir können die Menschen doch nicht auf der Straße stehen lassen“, zitierte Rohmer. Geändert hat sich indes die Zahl der Flüchtlinge, die untergebracht werden sollen. Lange war von 40 jungen Männern die Rede gewesen, was aber nie gestimmt habe, bekräftigte der stellvertretende Dekan Frank Zimmer. Nun sind es noch 30. Die Zusammensetzung sei noch nicht defi­nitiv geklärt, wie Präsidiumsmitglied Gabriele Auernhammer mitteilte. Das Haus solle bewusst nur zu 80 Prozent ausgelastet werden, um interne Spannungen zu vermeiden, so Zimmer. Nun müssen noch Behördliches und der Brandschutz geregelt und der Beherbergungsvertrag unterzeichnet werden.

Einzug frühestens im Februar

„Der frühestmögliche Einzugstermin wäre der 1. Februar“, stellte Zimmer in Aussicht. In der Diskussion kam erneut die Gemeindeversammlung in Kattenhochstatt zur Sprache. Ängste sollten ernst genommen werden, aber Befürchtungen, dass hier männliche Flüchtlinge „hormongesteuert durchs Dorf laufen“, seien überzogen, meinte Pfarrer Joachim Piephans. Natürlich könne es mal „krachen“, wenn Menschen auf engem Raum lange Zeit zusammen leben müssten. Aber die Gefahr würde auch bei „20 gebürtigen Niederbayern“ bestehen, so sein Beispiel.

Als Hausherr hätte er sich bei der Gemeindeversammlung Gedanken gemacht, ob er sein Hausrecht ausübe. Dekanin Ingrid Gottwald-Weber hielt dies für keine gute Idee. Sie würde lieber „eine Nacht lang streiten, als jemanden aus der Versammlung zu werfen“. In Kattenhochstatt hätten sich seiner Ansicht nach vor allem die lauthals hetzerisch zu Wort gemeldet, die er nicht gekannt habe, so Rohmer. Ob es sich um Kirchgänger gehandelt habe, kam die Gegenfrage. „Das kann ich definitiv verneinen“, erklärte der Geistliche.

Dass es gut funktionieren kann, Flüchtlinge in kirchlichen Gebäuden aufzunehmen, belegten zahlreiche Beispiele aus den einzelnen Kirchengemeinden. Pfarrerin Beate Krauß schilderte den Fall eines Kirchenasyls im Heidecker Gemeindehaus im vergangenen Jahr. Eine äthiopische Christin fand hier Unterschlupf, die von einem zwölfköpfigen Helferteam ein Vierteljahr betreut wurde. Man sei von ihrem „starken, hoffnungsfrohen Glauben und von ihrem bescheidenen Wesen, ihrer Freundlichkeit und ihrer Lernbereitschaft“ beeindruckt gewesen.

Der hohe Aufwand erlaube allerdings keine Wiederholung eines solches Unterfangens. Überwiegend Un­terstützung aus der Bevölkerung erfahren hat der Kirchenvorstand Burgsalach, als er eine Vermietung des leer stehenden Pfarrhauses als Flüchtlingsunterkunft für acht Personen beschloss. Derzeit werde mit dem Landratsamt ein auf ein Jahr befristeter Mietvertrag erstellt, führte Pfarrer Michael Jacobsen aus. „Eigentlich warten wir schon lange auf einen solchen Schritt“, habe er oft von seinen Gläubigen zu hören bekommen.

In der Kirchengemeinde Pleinfeld hat sich laut Pfarrer Uwe M. Bloch ein Arbeitskreis für Flüchtlinge gegründet, der die Unterkunft in der Mackenmühle unterstützt: mit Deutschkursen, Kinderbetreuung und vielem mehr. Zudem startet dort gerade ein Sprachkurs, für den das Gemeindehaus zur Ver­fügung gestellt wird. In Thalmässing wiederum hat man schon Asylgottesdienst gefeiert, die Flüchtlinge gestalteten den Weihnachtsmarkt oder einen Musikabend mit. Diakon Lothar Michel berichtete, dass fast alle Männer im Verein Fußball spielen, zwei sind zudem Mitglied bei der Feuerwehr.

Probleme mit der Bürokratie

Auch in Weiboldshausen soll ein leer stehendes Pfarrhaus insgesamt 20 Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Hier sorgt man selbst für die Einrichtung und will „Zimmerpaten“ installieren. Probleme gab es bislang nur mit der Kirchenbürokratie, so Pfarrer Joachim Piephans. Schließlich zeigte sich die Dekanin selbst für die Weißenburger Gemeinde erfreut über den immer noch wachsenden Unterstützerkreis, der derzeit rund 200 Mitglieder zählt: „Wir erleben das gemeinsame Engagement mit so unterschiedlichen Menschen und auch die Begegnungen mit den Flüchtlingen als sehr bereichernd.“

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