Weißenburger Diakonieviertel ist auf der Zielgeraden

19.12.2018, 08:03 Uhr
Weißenburger Diakonieviertel ist auf der Zielgeraden

© Jan Stephan

Über Geschmack lässt sich streiten. Und so gehen die Meinungen auseinander, was etwa die drei Blöcke auf dem ehemaligen Benderareal östlich der Nürnberger Straße angehen. Die einen sprechen von Fassaden in DDR-Farben, die anderen finden die drei Blöcke zurückhaltend elegant und durchaus gelungen. Die einen empfinden die strahlend weißen Balkonberge, die sich hinter der Diakonie auftürmen, als bedrohlich protzig, die anderen als urbane Städtelandschaft mit Stil.

Die ästhetischen Meinungsverschiedenheiten sind so weit normal. Zumal sie sich bei den genannten Projekten die Waage zu halten scheinen. Ein Eindruck, den man beim Diakonie-Neubau in der Schulhausstraße nicht hat. Hier hört man Beschwerden über die Fassadengestaltung und findet kaum Verteidiger. „Ja, die Leute finden das nicht gut, und ich muss sagen, sie haben recht“, erklärte Diakonie-Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer nun überraschend deutlich gegenüber unserer Zeitung. „Innen sind wir mit dem neuen Gebäude glücklich, außen werden wir uns daran gewöhnen.“

Nicht so wie gewünscht

Ruffertshöfer stellt klar, dass man für die Gestaltung nichts könne. Der Gestaltungsbeirat der Stadt habe den ursprünglichen Entwurf der Diakonie abgelehnt und sich für einen Klinkerbau ausgesprochen, um an die verschwundenen Industriegebäude in diesem Bereich zu erinnern. „Das haben wir abgelehnt, weil es zu teuer geworden wäre. Dann hätten wir die ganze Sache bleiben lassen“, so der Diakonie-Geschäftsführer. Am Ende einigte man sich nach einem kleinen Architekten-Wettbewerb auf die nun vorliegende Gestaltung. Zumindest vonseiten der Diakonie schweren Herzens.

Der Gestaltungsbeirat habe in direkter Nachbarschaft zum Ellinger Tor ein zurückhaltendes Gebäude schaffen wollen. Eines, das in seiner Farbigkeit an den Sandstein des Ellinger Tors und die Stadtmauer erinnert und keinen Kontrapunkt zu dem Wahrzeichen der Stadt setzt. Zudem sollte es kein Dach geben, um weiter den Blick auf das historische Zentralschulgebäude zu ermöglichen. Ruffertshöfer: „Das hat uns alles sehr viel mehr gekostet, mit dem Ergebnis, dass wir ein Gebäude haben, das außen nicht so aussieht, wie wir uns das vorstellen.“

„Wir nehmen das jetzt demütig hin“, stellt Ruffertshöfer fest. Ihm sei es aber wichtig, dass die Bevölkerung wisse, dass man sich das auch anders gewünscht habe. Das gilt auch für einen anderen Aspekt. „Die Leute denken, wir werfen mit Geld um uns. Ich möchte aber schon sagen, wir haben zweckmäßig gebaut, aber nicht üppig, wir haben gute Qualität gebaut, aber keinen Luxus.“ Mit den weißen Wohnungsblöcken hinter der Diakonie habe man direkt nichts zu tun, betonte der Diakonie-Geschäftsführer. Der Nürnberger Bauträger KIB errichte die Wohnungen. Die Diakonie biete für 75 der 93 Wohnungen lediglich als Dienstleister verschiedene Betreuungs- und Pflegeleistungen an. Bereits im Juni soll der erste Bauabschnitt auf dem Gelände zwischen Schwärzgasse und Schulhausstraße bezugsfertig sein. Im November folge dann der zweite Abschnitt und die Fertigstellung der Grünanlagen. Und dann, so erzählen es Ruffertshöfer die Experten, werde auch der Diakonie-Neubau mit seiner Fassade seine Wirkung entfalten. Ruffertshöfer wirkt nicht ganz so überzeugt.

Haus für Kinder kommt noch

Inhaltlich immerhin sei man glück­lich, dass alle Dienste – mit Ausnahme der Flüchtlingsberatung – nun an einer Stelle versammelt seien. Das schaffe viel mehr Begegnung unter den Mitarbeitern, die bislang über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. Auch die Zentrale Diakoniestation befindet sich bereits seit einigen Monaten in der Nürnberger Straße und damit fast in Rufweite. Mittelfristig werde nun noch in der Schwärzgasse das Haus für Kinder (wir berichteten) hinzukommen, für das die Diakonie den Zuschlag bekommen hat und das über 100 Betreuungsplätze bieten soll. Dann wäre das „Diakonie-Viertel“ komplett.

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