Weißenburger Musikbahnhof erlebte enormen Andrang

17.9.2017, 16:54 Uhr
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© Robert Renner te

Und nicht nur er empfand so, sondern auch viele Gäste und alle Redner die zuvor bei der offiziellen Eröffnung im neuen Veranstaltungsraum „Gleis 1“ das Wort ergriffen hatten. Nach dem ersten Stück der Girlie-Band „Velvet Roses“ begrüßte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel als Hausherr die dicht an dicht stehenden Zuhörer.

Das Stadtoberhaupt blickte kurz auf die jüngste Geschichte des 1869 eröffneten Bahnhofs zurück und konstatierte, dass die Sanierung samt Umbau „im Stadtrat nie strittig“ war. 720000 Euro wurden von der Stadt seit 2012 in das Gebäude gesteckt.

Der 19. Oktober 2012 sei einer der schönsten Tage in seiner bisherigen Amtszeit gewesen. Damals habe er nach viel „Auf und Ab und vielen
Frustrationen“ bei Notar Helmut Stigler den Kauf des Bahnhofs vollzogen. Jetzt, fünf Jahre später, sei das „überregional bedeutende Projekt“ fertig.
Begonnen hatte es mit einer technischen Sanierung des Gebäudes, dem  Einbau von Toiletten und dem Wiedereröffnen der Wartehalle. Es folgten die Idee der Musikschule, die Räume für eine Rock-Pop-Abteilung zu nutzen, und die Weiterentwicklung des Projektes zum integrativen Musikbahnhof. Dazu wurde die Lebenshilfe ins Boot geholt, die im früheren Wartebereich ihr Café Lebenskunst betreibt.

Der OB dankte der Sparkassen-Kulturstiftung sowie „vielen Sponsoren im Hintergrund“ und verwies auf die  Unterstützung durch das europäische Förderprogramm Leader. Landrat Gerhard Wägemann als Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Altmühlfranken der hiesigen Leader-Region befand, dass die Einweihung des Musikbahnhofs „nicht nur für
die Stadt bedeutend ist, sondern für das gesamte Umland“. Er hob Carolin Tischner hervor, die als Leader-Managerin im Landratsamt das Projekt
begleitet hat, und Erich Herreiner, den Leader-Koordinator Nördliches Schwaben und Altmühlfranken aus Nördlingen,. Zum 1. August  habe dieser gut 135000 Euro für den Musikbahnhof bewilligt.

Während der Grußworte wurde der Andrang immer größer und ein Mann in dem eigentlich nur 70 Zuhörer fassenden „Gleis 1“ bat, doch noch etwas enger zusammen zu rücken. „Machen wir also noch ein bisschen mehr auf Sardine“, kommentierte der Landrat launig und stellte fest: „Jetzt ist richtig was los im Bahnhof.“ Ihm als LAG-Vorsitzendem dankte für die Musikschule Vorsitzende Rita Smischek.

225000 Euro habe ihr Verein investiert, was zu 60 Prozent durch Leader bezuschusst worden sei. Ohne das europäische Förderprogramm wäre es nicht gegangen, stellte sie fest, nicht ohne aber auf einen „Wermutstropfen“ hinzuweisen. Das Verfahren sei so hochbürokratisch, „dass es ehrenamtlich kaum zu bewältigen“ sei. Sie dankte ihren Mitstreitern aus dem Musikschulverein, „die mehrmals mit vielen Aktenordnern nach Nördlingen“ zum Leader-Koordinator gefahren seien.
Smischek dankte ferner dem OB und dem Stadtrat, allen beteiligten Handwerkern, Architektin Annette Joppien, die in Abstimmung mit Schulleiter Willberg und Ingenieur Hermann Auernhammer vom Stadtbauamt den Umbau konzeptioniert hat, sowie Thomas Hofmann. Der in Berlin lebende gebürtige Weißenburger hat den Schall- und Hallschutz geplant.

Der Dank der Vorsitzenden galt außerdem allen Sponsoren. Neben der Sparkassen-Kulturstiftung nannte sie die Bock-Stiftung, Karl Friedrich Ossberger, Rudolf Dürr, Karl-Heinz Durst und Harald Höglmeier sowie den Förderverein der Musikschule, der 10000 Euro beigesteuert habe.

Trotzdem konnte nicht alles finanziert werden, was eigentlich gebraucht wird. Immer wieder habe man in der Musikschule die eigene Wunschliste auf Notwendigkeit überprüft und manches herausgestrichen. „Gerne finanzieren wir in einem zweiten Schritt mit Ihnen zusammen die weitere Ausstattung. Sprechen Sie uns an, wir freuen uns“, warf sie schmunzelnd in die Runde.

Auf das gemeinsame Projekt mit der Musikschule freut sich die Lebenshilfe Weißenburg. Am Eröffnungsprogramm beteiligte sie sich mit dem Chor Ton-Art und der Jongliergruppe Jollipops. Geschäftsführer Günther Laubinger dankte der Stadt und dem Landratsamt für die gute Begleitung und erinnert daran, dass das bereits im April fertig gestellte Café Lebenskunst das erste abgeschlossene Leader-Projekt in Altmühlfranken war und mit 26000 Euro gefördert wurde. In diesem sind ihm zufolge drei reguläre und vier „interessante Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap“ entstanden, von denen zwei schon besetzt sind.

Mit dem Café Lebenskunst ist vor knapp einem halben Jahr wieder Leben in den Weißenburger Bahnhof eingekehrt, befand denn auch Landrat Wägemann. Mit der Musikschule folge jetzt ein „zweiter, richtiger Schub“.

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