Weißenburger SPD-Urgestein ausgezeichnet

12.10.2015, 10:24 Uhr
Weißenburger SPD-Urgestein ausgezeichnet

© Renner

Zu der Feier fanden sich zahlreiche Weggefährten Kreißls ein – über die Parteigrenzen hinweg. So war der CSU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Peter Gallenmüller ebenso gekommen, wie die Stadträte Fritz Felleiter (CSU) und Heinz Gruber (Freie Wähler), Winfried Kucher und Renate Gagsteiger vom Grünen-Ortsverband, sowie FDP-Stadtrat Alexander Kohler und Liberalen-Urgestein Adolf Mödl. Außerdem Thomas Strobl von den Freien Wählern, der auch Kreißls Kollege in dessen Rechtsanwaltskanzlei war, und TSV-1860-Vorsitzender Claus Wagner.

Natürlich hatten sich auch zahlreiche Genossen eingefunden: Ursel Stief, die ebenfalls Trägerin der Georg-von-Vollmar-Medaille ist, genauso wie Landratstellvertreter Peter Krauß, Unterbezirksvorsitzender Sascha Wächtler, Unterbezirksgeschäftsführer Michael Rehbogen, Kreisvorsitzender Harald Dösel, Kreistagsfraktionschef Joachim Federschmidt, Ortsvereinsvorsitzender Sven Emmerling, die Stadträte Gerhard Naß, Inge Pfitzinger-Miedel, Gabi Schlör, Elisabeth Pecoraro und Uwe Döbler sowie Stadtratsfraktionsvorsitzender Andre Bengel und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel.

Dass die Fraktion samt OB fast geschlossen antrat, war insofern bemerkenswert, weil Kreißl und seine Parteifreunde sich bekanntlich zerworfen hatten. Im Dezember 2011 wurde er einstimmig als Stadtratsfraktionsvorsitzender abgewählt. Doch dieser Tiefpunkt in Kreißls politischer Karriere  wurde an diesem Abend von allen Rednern ausgeklammert.

Lediglich Kreißl selbst konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Aufgabe eines Fraktionsvorsitzenden sei es, die Fraktion hinter dem Oberbürgermeister zusammenzuhalten. Dies sei nicht immer eine einfache Aufgabe gewesen, merkte er an.

Auffallend war, dass keiner der amtierenden Mandatsträger des Ortsvereins ein Grußwort sprach, und Rainer Messerer quasi als Grandseigneur der Weißenburger SPD die Laudatio hielt. Kreißl ist seit 1970 Sozialdemokrat. Er trat. 30 Jahre, von 1984 bis 2014, saß er für sie im Stadtrat und ebenso lange im Kreistag von Weißenburg-Gunzenhausen. Insgesamt 17 Jahre war er Kreistagsfraktionschef, die Stadtratsfraktion führte er von 2008 bis 2011 und den SPD-Ortsverein lenkte er knapp zehn Jahre bis 2002.

All diese Eckpunkte von Kreißls politischem Wirken fanden sich in Messerers Würdigung wieder. Gleichzeitig zeichnete er ein facettenreiches, mit Anekdoten gewürztes Bild seines politischen Weggefährten und Freund.
Der entstamme einer „durch und durch sozialdemokratisch geprägten Familie“. Sein Eintritt in die SPD sei nur konsequent gewesen, in einer Zeit, die vor allem durch „Veränderungen in den Großstädten“ geprägt gewesen sei. Doch die hätten sich bis in die Provinz ausgewirkt, und so sei 1972 eine Juso-AG in Weißenburg entstanden. Wie Kreißl später anmerkte, hatte sie rund 40 Mitglieder, der SPD-Ortsverein zählte damals 350 Genossen.

Messerer berichtete vom ersten gemeinsamen Kommunalwahlkampf mit Kreißl 1972, als es galt den in Weißenburg unbekannten OB-Kandidaten Günter W. Zwanzig bekannt zu machen. Er erinnert aber auch an Kreißls Werdegang in der Partei. Der habe sich die „Ochsentour“ gegeben. Man könne aber auch sagen, er habe „von der Pike auf gelernt“, was es bedeute in einer Partei wie der SPD aktiv zu sein. Kreißl war im Ortsverein zunächst Revisor, dann Schriftführer und Kassier.

1978 kandidierte er erstmals für den Stadtrat. Vier Jahre später gelang ihm der Einzug in den Stadtrat und den Kreistag, und Kreißl sei ab diesem Moment „mittendrin, statt nur dabei“ gewesen, konstatierte Messerer. Der Laudator: „In all dieser Zeit kumulierte er sein nahezu enzyklopädisches kommunalpolitisches Wissen.“
Ins Gedächtnis rief Messerer aber auch Treffen mit Gerhard Schröder und Willy Brandt in Weißenburg. Letzteren Namen griff Walter Kolbow auf. Brandt habe, wie von Vollmar, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität als Tugenden angesehen. Darüber hinaus habe Brandt Frieden als besonderen Grundwert angesehen.

Nur wer sich all diesem verschreibe, dürfe die Georg-von-Vollmar-Medaille tragen. Kreißl habe dies getan und intensive Basisarbeit geleistet. Kolbow dankte ihm für seinen „unendlichen Einsatz in der kommunalpolitischen Arbeit“.  SPD-Unterbezirksvorsitzender Sascha Wächtler merkte an, dass derartiges Engagement viel Selbstbewusstsein erfordere. Wächtler: „Sozialdemokrat ist man und bleibt man, wenn man mit dem Herzen dabei ist.“

Für den TSV 1860 Weißenburg gratulierte Claus Wagner. Dass die Ehrung im Sportheim stattfand, komme nicht von ungefähr, meinte der Vereinschef und verwies auf Kreißls Engagement im Sport und dessen Verdienste um den Sportheimbau.

Kreißl selber dankte besonders seiner Familie für ihre Unterstützung und ihr Verständnis. Sein Dank galt ferner jenen, die ihn „solidarisch und freundschaftlich“ begleitet hätten.  Es habe aber auch Ereignisse in seiner politischen Laufbahn gegeben, die „nicht so schön“ gewesen seien. Doch er „habe die Eigenschaft gehabt, immer wieder aufzustehen“. Kreißl: „Ich habe ausgeteilt, ich habe eingesteckt. Es war ein bewegtes Leben, es war ein schönes Leben.“
 

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