Weißenburger Tafelklavier vorgestellt

6.3.2017, 13:00 Uhr
Weißenburger Tafelklavier vorgestellt

© Weber

„Es ist nicht nur ein wunderschönes Möbelstück, sondern gleichzeitig ein wichtiger Teil Weißenburger Zeitgeschichte.“ Mit diesen Worten beschrieb Martin Weichmann, Vorsitzender des Frankenbundes, sichtlich stolz das Hammerklavier. Im Söller des Gotischen Rathauses zog es alle Blicke auf sich. Und das zu Recht: Zusammen mit dem Frankenbund und der Stadt Weißenburg ermöglichte die vhs eine erste öffentliche Kostprobe des hölzernen Schmuckstücks.

Für manche mag es nur ein schlichtes Musikinstrument sein, doch für Weißenburger hat es einen besonderen Wert: Das Hammerklavier entstand um 1850 herum – womöglich nur ein paar Straßen entfernt. Der Weißenburger Handwerksmeister Christian Friedrich Mautterer (1813 - 1881) widmete sich ab 1842 dem Instrumentenbau. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen, wie das dekorative Tafelklavier zeigt, das nach einer kleinen Odyssee schließlich in einem Thüringer Museum landete.

Rückkehr in die Heimatstadt

Dort machte vor einigen Jahren der Weißenburger Stadtarchivar Reiner Kammerl Bekanntschaft mit dem seltenen Exemplar. Für ihn stand sofort fest: „Das wäre bei uns in Weißenburg doch viel besser aufgehoben.“ Mit Hilfe von regionalen Stiftungen gelang es schließlich, das Mautterer-Klavier anzukaufen und seinen „mitleiderregenden, verdreckten Zustand“ in das zu verwandeln, was es heute ist: Ein glänzendes hölzernes Meisterwerk, dessen Klänge einen in das Weißenburg des 19. Jahrhunderts entführen.

So auch bei diesem Kammermusikkonzert: Bernward Lohrs Finger flogen fast schon liebevoll über die Tas-ten, mal melancholisch-verträumt, mal schwungvoll-fröhlich. Das Mautterer-Klavier erfüllte den Söller mit seiner kräftigen und zugleich weichen Klangfarbe, entlockte musikbegeisterten Zuhörern ein anerkennendes Lächeln und spendete seiner Heimatstadt ein Konzert im Originalklang.

Tatkräftige Unterstützung fand das hölzerne Meisterwerk in Cello und
Gesang. Sopranistin Corinna Schreiter eroberte mit ihrer Stimme die Lüfte der höchsten Töne und Markus Mayers schaffte es, das Publikum mit dem Violoncello in seinen Bann zu ziehen.

Nicht nur das Instrument kam aus der Region, sondern auch die Komponisten der fränkischen Kammermusik selbst: Johannes Dürrner (1810 - 1859) stammte einst aus Ansbach, Georg Jakob Strunz (1781 - 1852) aus Pappenheim.

Die Moderatoren Martin Weichmann und Reiner Kammerl hatten es sich zum Ziel gesetzt, die beiden regionalen Komponisten aus der Vergessenheit zu holen. Abwechselnd versorgten sie deshalb das Publikum mit historischem Hintergrundwissen. Detaillierte Briefe und wörtliche Zitate verrieten, wie viel Recherchearbeit hinter der Moderation gesteckt haben muss.

Die Krönung des Konzertes blieb trotzdem das Mautterer-Klavier, das selbst in der Pause sämtliche beeindruckte Zuhörer um sich versammelte und eine seltsame Faszination ausstrahlte. Ein Glanzstück, um das Flair der Romantik in die Gegenwart zurückzubringen. „Natürlich ist das kein riesiger Steinway-Flügel“, stellte Weichmann fest. „Aber auf Instrumenten wie diesem wurden all die alten Klassiker komponiert – und das hört man eben.“

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