Weißenburger Weihnachtsfreude: Maja kann wieder hören

24.12.2017, 08:22 Uhr
Weißenburger Weihnachtsfreude: Maja kann wieder hören

„Was, darf ich das jetzt behalten?“. Maja ist erstaunt, die Freude ist ihr aber ins Gesicht geschrieben. „Und ich darf es gleich mitnehmen?“, fragt sie in der Weißenburger Niederlassung von „Hörgeräte Hoffmann & Wudtke“ und kann es kaum glauben, dass die sogenannte FM-Anlage nun ihr gehört. Zuvor hatten die beiden Hörgeräte­akustik-Meister Regina Schiller und Richard Stoeber das knapp 2 600 Euro teure Gerät angepasst und eingestellt.  Zudem übernahm „Hörgeräte Hoffmann & Wudtke“ spontan die Hälfte der Gerätekosten und spendete damit 1 300 Euro, damit Maja nun wieder problemlos hören kann.

Rasch Abhilfe geschaffen

Eigentlich hätte die Krankenkasse die Kosten für das spezielle Hörgerät übernehmen müssen, doch die weigerte sich, das Attest eines Weißenburger HNO-Arztes anzuerkennen. Selbst nach einer von der Kasse verlangten ausführlichen Untersuchung und einem Gutachten einer Fachärztin an der Universitätsklinik in Erlangen hieß es: kein Kostenersatz, Antrag abgelehnt. Dabei hatte die Medizinerin bescheinigt, „dass wir die Versorgung mit einer FM-Anlage dringend empfehlen, um dem Kind eine adäquate schulische Teilhabe zu sichern“. Sprich ohne das spezielle Hörgerät wird die junge Weißenburgerin weiter in ihrer schulischen Entwicklung gehemmt werden.

Mittlerweile ist Klage am Sozialgericht eingereicht, so Alexandra Trögl. Die Leiterin der Weißenburger Caritas-Kreisstelle betreut den Fall von Maja Santoro und freut sich mit dem Mädchen, dass mit der Spendenaktion so rasch Abhilfe geschaffen werden konnte. „Das ist wirklich toll.“

Denn bis eine Entscheidung des Sozialgerichts vorliegt, können Monate vergehen – und es ist keinesfalls sicher, dass die Krankenkasse letztlich zur Zahlung verurteilt wird. Die Hör­probleme werden aber nicht besser und Maja könnte weiterhin nur eingeschränkt am Unterricht teilnehmen. Ihr Problem ist nicht, dass sie schlecht hören würde, sondern eine sogenannte „auditive Teilleistungstörung Hören im Störgeräusch und dichostisches Hören“. Das Mädchen nimmt deshalb die Umgebungsgeräusche so laut wahr wie die Worte des Lehrers oder ihrer Geschwister und Mutter. Das herauszufiltern, was gerade gesprochen wird, ist ihr fast unmöglich. Nach zwei Jahren an der Grundschule wird Maja aktuell an der „Altmühlfranken-Schule“ in Weißenburg  in ihrer weiteren Entwicklung gefördert. Am Sonderpädagogischen Förderzentrum wird im Unterricht speziell auf ihre Hörprobleme eingegangen.

Mit der nun vorhandenen FM-Anlage soll Maja nun wieder weitgehend normal am Unterricht teilnehmen können. Der Lehrer wird den Sender der FM-Anlage tragen oder vor sich auf dem Schreibtisch haben, Maja das kleine und so gut wie unsichtbare Hörgerät am Ohr. Erst einmal kann das Gerät aber über die Weihnachtsfeier- und Ferientage zu Hause aus­getestet werden.

Bislang gab es auch dort immer wieder Schwierigkeiten, denn Maja nahm irgendwann gar nichts mehr wahr, sondern schaltete einfach ab, da „alles gleich laut auf sie hereinprasselt“, erzählt ihre Mutter Melanie Santoro.
Sie ist „überglücklich“, dass die FM-Anlage nun endlich gekauft werden konnte. Als alleinerziehende dreifache Mutter, die selbst krank und auf Hartz IV angewiesen ist, hätte sie sich das teure Hörgerät niemals leisten können.

Ende der Stürze

Melanie Santoro hofft, dass sich mit der FM-Anlage auch die von den Hörproblemen ausgelösten Gleichgewichtsstörungen ihrer jüngsten Tochter nun bessern werden. Bislang stürzt Maja mindestens einmal am Tag, oft auch mal heftiger. Was bei anderen Kindern allenfalls eine Abschürfung oder blaue Flecken zur Folge hat, kann für Maja überaus gefährlich werden: Sie hat das sogenannte „Von-Willebrand-Syndrom“ – eine milde Form der Bluterkrankheit. Das ständige Hinfallen des Mädchens sorgt nicht gerade für ein entspanntes Familienleben. „Ich muss da ständig hinterher sein und aufpassen, dass nichts Größeres ist“, so die Mutter, die ebenfalls unter dieser Bluterkrankheit leidet.

Der Spendenüberschuss wird Ca­ritas-Kreisstellenleiterin Alexandra Trögl zufolge für die nötigen Batterien verwendet. Wiederaufladbare Akkus können mit dem FM-Gerät nicht verwendet werden, da diese zu rasch in der Leistung nachlassen. „Wir wissen aktuell nicht, wie viel Geld wir für
die Batterien benötigen“, so Trögl. Um Majas schulische Defizite auszugleichen, soll mit einem Teil der noch vorhandenen Spendengelder ein Tablet mit speziellen und vom Förderzentrum empfohlenen Lernprogrammen angeschafft werden. „Super wäre es, wenn Maja mit dem Hörgerät und den Lernhilfen der Schritt zurück in die Grundschule gelingen würde.“

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