Wieder Ärger über die Weißenburger Stadtgärtnerei

20.3.2018, 11:20 Uhr
Wieder Ärger über die Weißenburger Stadtgärtnerei

© Robert Maurer

Jahrzehntelang war es eine friedliche Nachbarschaft, betont der Rentner. Die rund zwei Meter hohe dichte Ligusterhecke und ein darin befindlicher Zaun sorgten für eine saubere Trennung der beiden Grundstücke. Doch eines Tages rückte die Stadtgärtnerei an und setzte die Hecke auf Stock. Die einzelnen Pflanzen wurden ein Stück über dem Boden gekappt. Kemmelmeier zieht ein altes Foto von der Hecke hervor und zeigt, wie dicht diese gewachsen ist. „Das war nicht nur ein Sicht-, sondern auch ein Lärmschutz“, sagt er.

Doch von der prächtigen grünen Wand ist heute nichts mehr übrig. Denn das Verjüngen der Hecke hat nicht funktioniert. Die Pflanzen wollten sich nicht erholen. Inzwischen hat die Stadtgärtnerei junge Pflanzen neu gesetzt. Doch auch die sehen noch sehr kümmerlich aus. Sichtschutz bieten sie überhaupt nicht.

Den Zaun niedriger gemacht

Kritik am Vorgehen der Stadtgärtnerei hört man in Weißenburg immer wieder. Und nach dem radikalen Vorgehen im Birkenweg ist der Argwohn besonders groß. Der Fall der Kindergarten-Hecke liegt eigentlich schon gut drei Jahre zurück. Er hat sich nur in den vergangenen Wochen zugespitzt und für Ludwig Kemmelmeier passt er ins Bild einer Stadtgärtnerei, die gerne recht rigoros vorgeht. Deshalb hat er sich an unsere Redaktion gewandt. Dabei ist die Stadt Ludwig Kemmelmeier sogar ein bisschen entgegengekommen und hat ein grünes Sichtschutzgeflecht angebracht.

Verärgert blieb der Friseurmeister trotzdem. Denn: Nicht nur die Hecke ist weg, sondern auch der frühere Zaun wurde entfernt. Die Stadtgärtnerei befand, dass er in einem schlechten Zustand gewesen ist, und ersetzte ihn durch einen neuen. Doch der ist nicht mehr 1,60 Meter hoch, sondern nur noch 1,20 Meter. Dementsprechend endet auf dieser Höhe auch der Sichtschutz. Und genau in diesem Bereich des Gartens hat der Kindergarten einen Hügel für die Rutsche.

Wie oft in solchen Fällen eskaliert eine solche Nachbarschaftsstreiterei leicht, und man greift auch zu Argumenten, die man sonst selbst als Petitesse abgetan hätte. Im diesen Fall ist dies die Garage, die an der Grenze zum Kindergarten steht. Auf die Wand haben die Kinder ein Bild gemalt – ohne zu fragen. Das ist zwar schon zwei Jahrzehnte her, aber jetzt ist der Eigentümer deshalb bei der Polizei vorstellig geworden und hat die Sachbeschädigung angezeigt.

Und der Rentner zieht noch ein weiteres Foto hervor: „Das sind Brennnessel. Die sind 2,70 Meter hoch und die Samen sind immer auf unser Grundstück geflogen.“ Ebenso wie das Laub eines Baumes. Und nach Ansicht Kemmelmeiers ist es im Au­ßenbereich des Kindergartens auch viel lauter geworden, seit nicht mehr die Stockdorfer Schwestern dort die Verantwortung tragen, sondern die Stadt Weißenburg.

Auch gibt es einen Haselnussstrauch, der unter das Garagendach wuchs und dieses zu heben drohte, schildert Kemmelmeier. Der Weißenburger fackelte nicht lange und zwick­te die Äste ab – auch ohne zu fragen. Das wiederum verärgerte den Leiter der Stadtgärtnerei. Und seitdem scheint eine gütliche Einigung nicht mehr möglich.

„Keine Rechenschaft schuldig“

Nach etlichen Telefonaten in der Vergangenheit läuft die Auseinandersetzung inzwischen schriftlich. Dass er sich in seinen Schreiben zum Teil einer derben Wortwahl bediente, streitet der Rentner gar nicht ab. Er fühlte sich provoziert, begründet er. Er hat an die Stadt einen üppigen Fragenkatalog geschickt und von Oberbürgermeister Jürgen Schröppel nur eine Antwort erhalten, in der das Vorgehen der städtischen Mitarbeiter erläutert wurde, ohne auf die konkreten Fragen einzugehen. Auf ein zweites Schreiben reagierte der OB mit der Feststellung: „Die Stadt Weißenburg ist keinem Nachbarn dafür Rechenschaft schuldig, wenn sie eine Hecke, die sich
auf städtischem Grund befindet, entfernt.“

Kemmelmeier sieht auch das anders und verweist auf das Umweltinformationsgesetz (UIG) in Bayern. Das hat allerdings tatsächlich eine andere Aufgabe und soll sicherstellen, dass die Bevölkerung über „beschlossene politische Konzepte sowie Pläne und Programme mit Bezug zur Umwelt“ informiert wird.

Ludwig Kemmelmeier könnte sich vorstellen, das Problem mit ein paar Sichtschutzelementen aus Holz zu lö­sen. Zahlen sollte die natürlich die Stadt. Und die wiederum sieht keinen Grund dazu. OB Schröppel verweist auf das Gewebe, das die Stadt bereits als Zeichen des Entgegenkommens angebracht hat. Weitere Maßnahmen seien bei Einhaltung der baurechtlichen Vorgaben natürlich denkbar. Aber das sei dann ganz klar die Sache von Ludwig Kemmelmeier und würde nicht von der Stadt bezahlt. Eine einvernehmliche Lösung scheint mittlerweile ausgeschlossen.

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