Zu viele Hürden am Weißenburger Bahnhof

20.3.2018, 08:18 Uhr
Zu viele Hürden am Weißenburger Bahnhof

© Robert Renner

Außerdem soll als kurzfristig machbare Maßnahme der Einbau von zwei Treppenliften an der Unterführung zu den Bahnsteigen geprüft und die Kos­ten dafür ermittelt werden. In die Untersuchung wird der Bau von Treppenrampen für Fahrräder und Koffer wie am Pleinfelder Bahnhof einbezogen.

Voraus ging der Beratung im Bauausschuss ein Antrag der CSU, dem in Teilen ein Vorschlag von Wolfgang Hauber (Freie Wähler) zugrunde lag. Der hatte beim Termin im integrativen Musikbahnhof im Zuge des Besuchs von Landtagsabgeordnetem Manuel Westphal ins Spiel gebracht, einen Aufzug von der Bahnbrücke nach Steinleinsfurt auf den darunter liegenden Bahnsteig zu  bauen, um Barrierefreiheit zu bekommen.Generell war bei dem Termin mit Westphal

die mangelnde Barrierefreiheit am Weißenburger Bahnhof beklagt von verschiedenen Seiten worden. In der Folge stellte die CSU-Stadtratsfraktion dann ihren Antrag, demzufolge sich eben die Stadtverwaltung mit den zuständigen Stellen der Deutschen Bahn erneut in Verbindung setzen soll.

Sollte die Bahn nicht bereit sein,  geeignete Maßnahmen vorzunehmen, soll „die Stadt Weißenburg in einem ersten Schritt die Treppen der Unterführung mit Rampen – analog zum Pleinfelder Bahnhof, wo dies ohne großen Kostenaufwand geschehen ist, damit zumindest Personen mit Fahrrädern oder Rollkoffern einen leichteren Zugang zu den Gleisen 3 und 4 haben – ausstatten“, schrieb CSU-Fraktionschef Klaus Drotziger.

Außerdem wollte die CSU von der Stadtverwaltung geprüft haben, ob der im Integrierten Stadtentwick-lungskonzept (ISEK) „zur touristischen Erschließung des Kastells und der römischen Thermen“ vorgeschlagene barrierefreie Fußgängerüberweg möglich ist. Denn auch dieser könnte nach den Vorstellungen der CSU „durch Anbau eines Lifts so ergänzt werden, dass ein barrierefreier Zugang zu den Gleisen 3 und 4 entsteht“.

In seinem Anschreiben zu dem Antrag wies Drotziger auf „die ihm Rahmen des Besuchs“ von Abgeordnetem Westphal geführten Gespräche hin, die die Auffassung der Weißenburger CSU gestützt hätten, „dass in dieses Thema Bewegung kommen muss“.

„Kein Schlaf des Gerechten“

Das wollte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel so nicht stehenlassen. Er habe das Thema „immer auf dem Schirm gehabt“, sagte er und verwies auf den Schriftverkehr mit der Bahn und anderen Stellen, den er den Sitzungsunterlagen beigefügt hatte. „Damit keiner meint, dass ich den Schlaf des Gerechten schlafe“, verdeutlichte der OB. Doch seitens der Bahn habe es bisher stets die gleiche Antwort gegeben, nämlich dass die Barrierefreiheit der Bahnhöfe nach ihrer Nutzungsfrequenz ausgebaut würde.

Auch die von der CSU vorgeschlagenen seitlichen Rollbänder für Koffer und Fahrräder an den Aufgangstreppen der Bahnhofsunterführung sei schon in der Stadtverwaltung diskutiert worden. Die Rampen würden aber die Treppen und damit die Fluchtwege verengen. Außerdem seien sie nicht ungefährlich. Eine einzelne Schiene wie in Pleinfeld sei außerdem für Rollstuhlfahrer und Kinderwägen nicht geeignet. Daher habe die Stadtverwaltung die Treppenlift-Variante geprüft.

Diese sind Diplom-Ingenieur Hermann Auernhammer von der Stadtverwaltung zufolge sehr aufwendig umzusetzen. Einen ähnlichen Lift gibt es in den Römischen Thermen. Dessen Hersteller gibt nach Aussage von Auernhammer die Fahrzeit eines Lifts in der Bahnunterführung mit fünf Minuten an.

Wenn ein Rollstuhlfahrer also am Bahnhof ankomme, müsse er zunächst den Treppenlift aus der Unterführung nach oben holen, weil der Lift aus Wetterschutzgründen dort abgestellt werden müsse. Für die Abfahrt brauche er weitere fünf Minuten und auf der Bahnhofseite müssten für die Auffahrt nochmals fünf Minuten gerechnet werden. Alles in allem sei der Rollstuhlfahrer also vom Bahnsteig bis zum Bahnhof über eine Viertelstunde unterwegs. Die beiden Lifte seien in der Unterführung aber auch vor Vandalismus nicht geschützt, gab Auernhammer seiner Skepsis Ausdruck.

Problematisch sei auch der Bau eines rund sieben Meter hohen Aufzugs von der Bahnbrücke hinab auf den Bahnsteig. Die Brücke sei nicht schwingungsfrei, der Aufzug müsse also freistehend daneben gesetzt werden, was die Sache entsprechend teuer mache. Der Bahnhof könne nur über den Umweg über die Anselm-Kreuzung erfolgen, weil die Rampe neben dem Bahnhofsparkplatz zu steil für Rollstuhlfahrer sei.

Minister anschreiben

Und die Oberleitungen gelte es zu berücksichtigen, machte Auernhammer deutlich. Während des Aufzugbaus müssten vermutlich beide Gleise gesperrt werden. Die im ISEK vorgeschlagene Passerelle sei ebenfalls wegen der Oberleitungen, aber nicht nur deswegen, „extrem kostenintensiv“. „Eine Realisierung der Idee ist bisher nicht absehbar“, schreibt Auernhammer in den Sitzungsunterlagen.

OB Schröppel schlug daher vor, den zuständigen Regionalbereichsleiter der Bahn, Günther Pichler, erneut zu einem Ortstermin nach Weißenburg zu bitten. Inge Pfitzinger-Miedel (SPD) regte an, parallel dazu die zuständigen Minister anzuschreiben, schließlich habe der Freistaat im Zuge der Behördenverlagerung Dienststellen mit entsprechendem Besucheraufkommen nach Weißenburg verlagert. Entsprechende Verbesserungen der Infrastruktur seien in der Folge aber auch nötig, begründete sie.

Für Karl-Heinz Degen (CSU) wäre die beste Lösung, Aufzugsschächte am Bahnsteig und am Bahnhof einzubauen. Dies sollte der Bahn auch vorgeschlagen werden, meinte er.

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