Zwei Stunden Discofox-Party im Bergwald

28.5.2018, 11:45 Uhr
Zwei Stunden Discofox-Party im Bergwald

© Robert Maurer

Die kleine quirlige Schweizerin, die die zehnte Staffel von Deutschland sucht den Superstar (DSDS) gewonnen hat, zeigt von der ersten Sekunde an, dass sie für gute Laune steht. Selbst wenn sie von dem Schmerz singt, den Verflossenen auf der Straße mit einer anderen Frau zu sehen („Touché“) lacht sie breit und strahlt aus, dass sie den Abend sichtlich genießt. Das betont sie auch am Ende in ihrer Verabschiedung: „Wir werden alle noch tagelang mit einem Grinsen im Gesicht herumlaufen und uns an diesen wirklich tollen Abend mit Euch auf dieser wunderschönen Bühne erinnern.“

Und auch in ihrer Begrüßung ist sie voll des Lobes für die herrliche Kulisse. Ihre Freunde zu Hause in der Schweiz würden sie wegen ihrer Größe oft „Zwergli“ nennen. „Wenn ich hier so von der Bühne schaue mit all den Bäumen – so stelle ich mir Zwergli-Land vor“, lacht sie. Dass die eine oder andere improvisierte Zwischenmoderation ein bisschen in die Hose geht („Man sagt halt als Frau selten Nein.“ Da muss ihr eine der Back­groundsängerinnen beispringen und ergänzen: „Wenn man einen Ring geschenkt bekommt.“), unterstreicht nur umso mehr, dass der kleine Wirbelwind zutiefst sympathisch rüberkommt. Und spätestens als sie einmal durch das Publikum flitzt, um alle zu drücken, die ihren Weg kreuzen, hat sie selbst die Herzen jener Besucher geknackt, die von Ehefrau oder Freundin zum Konzertbesuch verpflichtet worden sind.

Dass Beatrice Egli ein Star zum Anfassen ist, macht sie schon vor dem Konzert deutlich, als sie sich beim „Meet & Greet“, das das Weißenburger Tagblatt zusammen mit dem Weißenburger Kulturamt verlost hat, bestens aufgelegt den drei Gewinnern samt Begleitung präsentiert und mit ihnen für Selfies zur Verfügung steht. Da erzählt sie dann auch, wie sie den Blick von der Ludwigshöhe hinab auf die Stadt genossen hat: „Da habe ich mir gedacht: Beatrice, Du bist die Königin.“ Und auch dabei hat sie dieses verträumte, gut gelaunte Dauergrinsen im Gesicht.

Es war ein Experiment, das Kulturamtsleiterin Andrea Persch mit der Buchung von Beatrice Egli gestartet hat. Zwar gab es in der Vergangenheit viele Operetten-Gassenhauer im Bergwaldtheater zu hören, doch einen Abend ganz im Zeichen von 4/4-Takt und Discofox war dann doch etwas ganz anderes. Nach dem Erfolg der „Schlagernacht in Weiß“ in Döckingen in den vergangenen Jahren hatte sie sich gedacht, es müsste auch in Weißenburg ein Potenzial hierfür geben.

Ein anderes Publikum

Der Plan ging nur zum Teil auf. Mit rund 700 Besuchern war der Andrang deutlich geringer als erhofft, doch diejenigen, die gekommen waren, hatten zwei Stunden pures Vergnügen. Und: Unter den Besuchern war so mancher, der entweder noch nie oder zumindest schon lange nicht mehr im Bergwaldtheater gewesen ist.

Altersmäßig ist das Publikum bunt gemischt. Während es die jungen Schlagerfans vor die Bühne zieht, um der blonden Powerfrau zuzujubeln, bleiben die Älteren eher auf den Bänken und singen still mit. Und die Altersgruppe dazwischen lässt die Musik tatsächlich direkt in die Beine gehen und nutzt die Tanzfläche aus.

Beatrice Egli, die erst im Herbst auf große Deutschlandtour gehen wird, singt sich einmal durch das vor we­nigen Wochen erschienene Album mit dem passenden Titel „Wohlfühlgarantie“ und mischt den einen oder anderen Titel der erfolgreichen Vorgängeralben „Kick im Augenblick“, „Bis hierher und viel weiter“ sowie „Pure Lebensfreude“ dazu. Und so heißt es dann im Bergwaldtheater „Herz an“, „Keiner küsst mich“, „Traumpilot“, „Wahrheit oder Pflicht“ „Ich liebe die Musik“, „Sieben Mal Herz – Sieben Mal Schmerz“ oder „Die längste Nacht“.

Coverversionen von Klaus Lages „1000 Mal berührt“ oder von Ella Endlichs „Küss mich, halt mich, lieb mich“ runden den Mix ab. Auch der 70er-Jahre-Kracher „Funkytown“ darf im Abschlussmedley anklingen. Nach exakt 90 Minuten verabschiedet sich der Schlagerstar, lässt sich aber noch ein paar Zugaben abringen, be­vor nach knapp zwei Stunden endgültig Schluss ist.

Sehr beeindruckend ist die bestens aufgelegte Vier-Mann-Band um Produzent Joachim Wolf (nach ihrem DSDS-Erfolg hatte sie zunächst Dieter Bohlen produziert). Die Musiker sind voll bei der Sache und liefern ebenso wie die beiden hervorragenden Backgroundsängerinnen punktgenau ab. Auch technisch gibt es überhaupt nichts zu mäkeln. Der Sound klingt oft sogar besser als auf den etwas dünnen CDs und selbst Beatrice Eglis Marsch durch die Zuschauerreihen ist frei von jeglichen Rückkopplungen.

Die 29-Jährige (ihr 30. Geburtstag steht im Juni an) verlässt sich im Bergwaldtheater zu Recht auf ihren Charme und ihre tanzbaren Discofox-Nummern. Im Vergleich zu anderen Schlagerstars wie Helene Fischer oder Andrea Berg, die gefühlt alle zehn Minuten ein neues Outfit auf der Bühne tragen, belässt sie es bei zwei Kostümwechseln während der ganzen Show. Anfangs trägt sie einen hoch sitzenden, kurzen roten Glitzerrock mit T-Shirt, später Jeans mit grünem Glitzer-T-Shirt und am Ende ein grün-lila schimmerndes Glitzerkleid. Ohne Glitzer geht es halt in der Schlagerwelt nicht.

Keine Kommentare