Umfrage zu den Plagiats-Vorwürfen gegenüber Karl-Theodor zu Guttenberg

22.2.2011, 08:54 Uhr
Umfrage zu den Plagiats-Vorwürfen gegenüber Karl-Theodor zu Guttenberg

Gerhard Wägemann, CSU-Bezirksvorsitzender und Landtagsabgeordneter: Ich bin vorgestern erst aus Singapur zurückgekommen und habe alles über die Vorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg nur aus den Medien erfahren. Deshalb traue ich mir auch keine gesicherte Stellungnahme zu. Wenn ihm aber der Doktortitel tatsächlich aberkannt würde, dann wäre damit auch sein Ansehen deutlich beschädigt, weil er ja bislang immer als absolut geradlinig galt. Meiner Ansicht nach hat aber der Doktortitel auch nichts unmittelbar mit seinem Ministeramt zu tun. Das heißt, wenn der akademische Titel aberkannt wird, müsste er nicht automatisch auch sein Ministeramt abgeben. Wenn er sein Amt aber benutzt haben sollte, um Mitarbeiter für seine wissenschaftliche Arbeit zu missbrauchen, dann wäre das noch eine andere Dimension. Ich frage mich aber schon, warum ausgerechnet jetzt die Anschuldigungen erhoben werden, wo die Arbeit doch schon seit Jahren als Buch veröffentlicht vorliegt. Warum fiel das bislang keinem auf? Da gibt es meiner Meinung nach Bestrebungen, um ihn mit aller Macht zu Fall zu bringen. Das soll aber keine Entschuldigung sein, wenn an den Vorwürfen wirklich etwas dran ist.

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Peter Gallenmüller, CSU-Kreisvorsitzender: Ich glaube, im Moment sollte man sich mehr zurücknehmen in der Öffentlichkeit. Jeder erlaubt sich derzeit ein Urteil, ohne sich jemals mit Guttenbergs Doktorarbeit auseinan­dergesetzt zu haben. Man sollte erst die Prüfung durch die Universität Bayreuth abwarten. Falls da herauskommt, es wurde nicht sauber gearbeitet, dann sind die Konsequenzen zu ziehen. Seine Glaubwürdigkeit wäre dann allerdings schon erschüttert und er müsste auch als Politiker die Konsequenzen ziehen, weil Politik ja vor allem mit Glaubwürdigkeit zu tun hat. Wenn es allerdings nur um ein paar fehlende Fußnoten geht, dann könnte man die allerdings auch nachträglich ergänzen. Falls der wissenschaftliche Dienst des Bundestags aber tatsächlich als Ghostwriter tätig gewesen sein sollte, dann würde das schon am Fundament rütteln und ein Rücktritt wäre angebracht. Der müsste ja trotzdem nicht das endgültige Aus der politischen Karriere bedeuten. In Bayern gibt es dafür ja mehrere Beispiele.

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Christa Naaß, SPD-Landtagsabgeordnete: Es geht vor allem um die Frage, ob Karl-Theodor zu Guttenberg genauso behandelt wurde wie die anderen Studierenden. Darauf muss man sich jetzt konzentrieren. Falls er dann den Doktortitel verlöre, dann muss er sich auch fragen, was für berufliche Konsequenzen das bei anderen hätte. Er ist als Verteidigungsminister in einem Spitzenamt und müss­te vor allem für sich die Konsequenzen ziehen. Schließlich steht aber auch der Ruf der Universität Bayreuth auf dem Spiel und der der Prüfungskommission. Mittlerweile sind es ja gravierende Vorwürfe, die im Raum stehen. Das hat aber nicht mit persönlichen Dingen zu tun, sondern nur mit dem Anspruch, dass jeder gleich behandelt werden muss. An seiner Stelle würde ich deshalb auch politische Konsequenzen ziehen, weil er sonst unglaubwürdig wäre als Politiker. Das ist für mich im Wesentlichen ein ähnlich gelagerter Fall wie der Rücktritt der evangelischen Bischöfin Margot Käßmann nach ihrer Alkoholfahrt. Auch sie wäre unglaubwürdig gewesen, wenn sie im Amt geblieben wäre.  Jetzt sollte man sich auf Guttenbergs Fehler und auf die Bewertung durch die Universität Bayreuth konzentrieren.

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Doris Reimann, Verkäuferin in Weißenburg: Unglaubwürdig als Politiker wird Guttenberg durch die Vorwürfe für mich nicht. Ich finde es nicht richtig, dass bei den Großen immer gleich alles so aufgepuscht wird. Fehler macht doch jeder einmal. Als Politiker macht er seine Arbeit doch gut und würde sie wohl auch ohne Doktor-Titel weiterhin gut machen. Ein biss­chen abgeschrieben hat doch jeder in seinem Leben schon mal.

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Harald Zell aus Weißenburg: Ich denke, dass man erst prüfen muss, ob die Stimmung, die derzeit gemacht wird, überhaupt gerechtfertigt ist. Ich halte das, was momentan in den Medien verbreitet wird, für Vorverurteilung. Wobei ich nicht ausschließen mag, dass die Vorwürfe eventuell auch stimmen. Falls ja, würde seine Glaubwürdigkeit sehr darunter leiden – vor allem nach seinen Dementis. Für mich ist Politik vor allem auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, zumal er als Verteidigungsminister ja ein leitendes Amt in der Regierung innehat.