Der Landkreis ist in Trauer

24.8.2011, 08:05 Uhr
Der Landkreis ist in Trauer

© Stephan

Während die Landkreis-Politik sich beim Tag der Behörden auf der Kirchweih ein Stelldichein gab, lag Landrat Franz Xaver Uhl in Würzburg im Sterben. Auch Weißenburgs Landtagsabgeordneter Gerhard Wägemann (CSU) war im Bierzelt – allerdings nicht lange: „Ich weiß nicht, was ich für eine Gefühl hatte, aber ich hab’ meiner Frau gesagt, sie soll mich abholen.“ Um 21.00 Uhr erhielt Wägemann zu Hause per SMS die Nachricht von Uhls Tod.

Eine schlaflose Nacht später ist Wägemann immer noch schockiert. Mit belegter Stimme würdigt er die Verdienste seines „engsten politischen Weggefährten“. „Er ist ihm hervorragend gelungen, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, eine Gemeinsamkeit über Fraktionsgrenzen hinweg. Er hat viele Initiativen auf den Weg gebracht, die dem Landkreis deutlich helfen werden aus seiner schwierigen Situation zu kommen.“

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© Renner

Der Landtagsabgeordnete trauert aber nicht nur um einen Kollegen, sondern auch um einen Freund. „Seit er 2007 bei mir im Büro saß und ich ihn gefragt habe, ob die Landrats­kandidatur nicht etwas für ihn wäre, ist eine so intensive und enge Freundschaft entstanden“, erzählt Wägemann. Bei der Beerdigung soll er für die versammelte Politik sprechen. „Das wird die schwerste Rede, die
ich je gehalten habe“, schluckt der Weißenburger.

Wie groß die Bestürzung allerorten ist, war gestern auch in der Redaktion unserer Zeitung spürbar. Immer wieder riefen Leser an und erkundigten sich fassungslos, ob die Meldung stim­me. Auf Facebook ging noch am Vormittag die Seite „In Gedenken an Franz Xaver Uhl“ online. Am frühen Nachmittag äußerte sich der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer: „Ich bin tief betroffen vom Tod Franz Xaver Uhls. Dass Franz Xaver Uhl den Kampf gegen die schwere Krankheit verloren hat, erfüllt mich mit tiefer Trauer.“

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© Archivfoto: Maurer

„Der plötzliche Tod von Landrat Franz Xaver Uhl macht auch die SPD im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen fassungslos“, hatte zuvor schon die Haundorfer Landtagsabgeordnete Christa Naaß mitgeteilt. Uwe Döbler, 2008 Gegenkandiat von Uhl, traf die Nachricht vom Tod des Landrats unvorbereitet: „Ich war sehr überrascht. Nach allem, was ich wusste, war er auf dem Weg der Besserung“, so Döbler. Er machte klar, dass dies nicht die Zeit sei für politische Überlegungen. „Es ist ein schwerer Schlag für die Familie und ich möchte ihr mein Mitgefühl aussprechen.“

Ein Wir-Gefühl

Zweieinhalb Jahre im Amt genügten dem 55-jährigen Uhl, um Weißenburg-Gunzenhausen auf den Kopf zu stellen. Mit beeindruckender Dynamik und Energie kämpfte er an zahlreichen Fronten dafür, den Landkreis zukunftsfähig machen. Dass es ihm da­bei gelang, den im Kreistag vertretenen Parteien ein neues Wir-Gefühl einzuimpfen, ist seine vielleicht größte Leistung. Immer öfter scharten sich die einst zerstrittenen Lager hinter dem Landrat und bewiesen eine „Wir-Gegen-Den-Rest-Da-Draußen“-Mentalität.

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© Archivfoto: Steiner

Den ersten großen Aufreger präsentierte Uhl fast pünktlich sechs Monate nach seinem Dienstantritt. In einer mitreißenden Rede verkündete er im Wildbadsaal den Einstieg in das Regionalmanagement. Seitdem schossen fast im Halbjahres-Turnus Großprojekte aus der Pipeline des Landratsamtes. Die neuen Schulbauten in Weißenburg (Förderzentrum, Gymnasium und FOS) werden noch Jahrzehnte an das Wirken Uhls erinnern. Auch die Treuchtlinger Fachhochschule wird stets mit seinem Namen in Verbindung bleiben. Er holte alle Parteien ins Boot und beendete in einem Rundumschlag jahrzehntelange Investitionsstaus.

Der Landrat hatte bereits die Leukämie-Diagnose bekommen, da verkündete sein Stellvertreter den nächs­ten politischen Coup. Weißenburg-Gunzenhausen will in Zukunft eine eigene Energiepolitik betreiben, sich mittelfristig komplett selbst aus erneuerbaren Ressourcen versorgen und langfristig sogar Energie exportieren.
In seiner zu kurzen Amtszeit hat Uhl vieles auf den Weg gebracht, was das Gesicht Weißenburg-Gunzenhausens nachhaltig verändern wird. Die Früchte seiner Arbeit kann er nicht mehr ernten. Franz Xaver Uhl starb am Montagabend im Universitätsklinikum in Würzburg.

„Wir werden ihn vermissen . . .“, postete eine junge Frau auf Facebook. „Franz Xaver Uhl wird uns fehlen“, schieb der Bayerische Ministerpräsident.

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