Grzega ist der Leiter

11.7.2012, 08:55 Uhr
Grzega ist der Leiter

© Stephan

Spätestens mit Grzegas Vorstellung wird aus dem Konzept greifbare Realität. Während im Wieserhaus, dass das Europäische Haus beherbergen soll, noch die Baumaschinen krei­schten, legte Grzega, wenige Meter entfernt, im Büro des Pappenheimer Bürgermeisters seine Vorstellungen auf den Tisch. Die sind allemal ehrgeizig. „Europaweit einzigartig“, nennt er das Europäische Haus in Pappenheim. „Das traue ich mich behaupten.“

Das liegt vor allem daran, dass Grzega die Europaidee ernst nimmt. „Bei Vielem, wo Europa drauf steht, ist nicht wirklich Europa drin“, meint der Sprachwissenschaftler. Der Dialog zwischen zwei Ländern sei nicht von vorneherein ein europäischer. In der kleinen Altmühlstadt soll es dagegen bald international zugehen. Zu Seminaren, Diskussionen, Fortbildungen etc. sollen stets Vertreter der fünf geo-kulturellen Gebiete am Tisch sitzen. Das bedeutet etwa, dass die Entwick­lung zur Nachhaltigkeit der Landwirtschaft mit Deutschen (Zentrum), Franzosen (Westen), Ungarn (Osten), Finnen (Norden) und Italienern (Süden) stattfinden soll. Ein Ansatz, der so noch nirgends verfolgt wird, wie Grzega betont.

Treffpunkt für Bürger und Politiker

Inhaltlich steht das Europäische Haus auf drei Säulen. Sprache/Kommunikation, Landes- und Kulturkunde sowie Politische Fragen in kleinstädtischen und dörflichen Regionen. Diese drei Bereiche sollen in den konkreten Seminaren, Fortbildungen und Veranstaltungen nach Möglichkeit miteinander verknüpft werden.
Grzega sieht den Sinn des Europäischen Hauses in der europapolitischen Bildung und Mitwirkung der Bürger. Die Basis dafür sind Sprachen. Deshalb werden in Pappenheim auch Sprachkurse angeboten. Grzega will dort unter anderem das von ihm entwickelte „Basic Global English“ lehren. Eine Art abgespeckte und schnell zu erlernende Form des Englischen, die sich weniger an korrekter Grammatik, als an der einfachen Verständigung orientiert.

Noch in diesem Jahr sollen erste Sprachkurse angeboten werden. Dabei wird auch das Konzept des „Selbst-Lernens“ über das Internet eine große Rolle spielen. Grzega betont, dass keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten geschaffen werden soll. Vielmehr sollen die Sprachkurse an konkreten Themen angebunden sein. Ihr Ziel ist letztlich, die Kommunikation über die Ländergrenzen der EU hinweg zu ermöglichen. Um das möglichst schnell sicherzustellen, werden die Kurse mit innovativer Didaktik angeboten. Die Erkenntnisse in Pappenheim sollen auch wissenschaftlich für die Entwicklung von Sprachlernprogrammen genutzt werden.

Grzega sieht seine Einrichtung außerdem auch als Dienstleister für Europapolitiker. „Aus unserer Arbeit soll eine Art Handlungsempfehlung für Politiker entstehen“, so der Treuchtlinger. Auch die sollen das Angebot des Europäischen Hauses regelmäßig nutzen. „Es soll ein Treffpunkt nicht nur für europäisch interessierte Bürger, sondern auch für die Europapolitiker werden“, erklärte Helmut Selzer bei Grzegas Vorstellung. Selzer hatte das Konzept für die Einrichtung entwickelt und wird ihr weiter als Berater zur Seite stehen.

Innerhalb der genannten Bereiche soll stets der ländlich-kleinstädtische Raum im Mittelpunkt stehen. „Es werden europäische Themen an altmühlfränkischen Beispielen behandelt“, erklärte Grzega. Die deutsche Perspektive wird dann durch die Teilnehmer der anderen vier Georegionen ergänzt. Das Projekt wird von der EU massiv finanziell unterstützt, aber auch an der Stadt Pappenheim bleiben Kosten hängen. Für Bürgermeister Uwe Sinn keine Frage, dass das sinnvoll inves­tiertes Geld ist. Durch das Europäische Haus werden viele Gäste nach Pappenheim kommen, die alle ir­gendwo übernachten und essen müssen, sagte Sinn. Außerdem werde der Name Pappenheim bekannt und die Stadt positioniere sich auf einem zukunftsweisenden Themengebiet.

Auch Landrat Gerhard Wägemann, der eigens zur Einführung von Grzega kam, zeigte sich von dem Projekt sehr angetan. Er sieht in dem Haus einen weiteren Baustein in der Bildungsregion Altmühlfranken. „Alles, was zusätzliche Angebote in den Landkreis bringt, ist eine gute Idee“, so der Landrat.

Das Projekt steht nun vorerst bis Ende 2015 auf sicheren Füßen. Dann läuft die Förderzusage der EU aus. Bis dahin müsse das Europäische Haus in Pappenheim zur festen Institution geworden sein. Dann, so sind sich alle einig, gibt es auch weitere Förder-
gelder.

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