Hochschule für Weißenburg

10.11.2011, 08:40 Uhr
Hochschule für Weißenburg

Neue Werkstoffe entwickeln, Produktionsverfahren optimieren, Messungen im topmodernen Labor, Seminare, Workshops und berufsbegleitende Studiengänge. Das sind in Schlagworten die Aufgaben, die TTZ und Studienzentrum („Professional School“) erfüllen wollen. Ziel soll es sein, den Landkreis als Kunststoffregion zu profilieren und so Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der
Region zu verbessern. „Das wird ein Leuchtturm, der weit über die Region strahlt“, sagte Andreas Gebhardt (Firma Alfmeier), Sprecher des Indus­trie- und Handelskammergremiums (IHKG) im Landkreis.

Für die hiesigen Kunststoffunternehmen bringt die Ansiedlung einen riesigen Standortvorteil. Sie können ihre Mitarbeiter qualifizieren. Zudem haben sie kurze Wege zu einer bestens ausgestatteten Forschungs- und Entwicklungseinrichtung. „Wir haben den Anspruch, zur deutschlandweiten Spitzengruppe zu gehören“, versprach Professor Dr. Peter Sperber, Vize­präsident der Hochschule Deggendorf, gestern bei der Präsentation im Landratsamt in Weißenburg.

„Das ist etwas, was wir uns als Mittelständler in dieser Form nicht leisten könnten“, freute sich IHKG-Ehrenvorsitzender Dr. Karl-Friedrich Ossberger auf künftige Möglichkeiten. Für den Weißenburger Unternehmer ist das TTZ ebenso wie für Andreas Gebhardt eine Weiterentwicklung des „K-Messwerks“, das es bislang nur
als „virtuelles Netzwerk“ gibt. „Jetzt bekommt es vier Wände“, sagte Gebhardt plakativ.

Professor Dr. Gerhard Mammen, Präsident der Hochschule in Ansbach, schätzt „vorsichtig“ mit 300 bis 350 Studienplätzen. Allerdings handle es sich nicht um normale Studenten, da es vor allem um berufsbegleitende Qualifizierungen gehen wird. Hierbei steht für ihn auch nicht der Abschluss in Form eines Zertifikats im Vordergrund, sondern die Bereitschaft, sich tatsächlich auf ein lebenslanges Lernen einzulassen.

Das Grundgerüst für TTZ und „Profeesional School“ steht, dennoch fehlen noch wichtige Beschlüsse. Georg Fahrenschon hat als eine seiner letzten Amtshandlungen als Bayerischer Finanzminister einen Brief an Stimmkreisabgeordneten Gerhard Wägemann geschickt. Tenor: Der Freistaat Bayern wird das Vorhaben im Nachtragshaushalt berücksichtigen. Beantragt sind 7,5 Millionen Euro als Anschubfinanzierung für fünf Jahre. Formal muss der Landtag diese Ausgabe noch absegnen. Nach Ablauf der fünf Jahre muss sich die Einrichtung selbst tragen. Sprich: Es sind mindestens Aufträge mit einem Volumen von rund einer Million Euro nötig, machte Sperber deutlich.

Stadt Weißenburg und Landkreis müssen sich um ein Grundstück sowie um das Gebäude kümmern und beides gratis zur Verfügung stellen. In Teisnach im Landkreis Regen, wo die Hochschule Deggendorf ein Optik-Zentrum betreibt, kostete das vergleichbare Gebäude wegen der hohen Anforderungen der Hochschule (Nivellierung, Klimatechnik) fünf Mil­lionen Euro, erklärte Sperber. Für Weißenburg gibt es noch keine Kos­tenschätzung. Auch wie sich Landkreis und Stadt die Ausgaben teilen wollen, sei noch offen, betonten Landratstellvertreter Robert Westphal und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel.

Damit müssen sich nun Stadtrat und Kreistag auseinandersetzen. Ges­tern wurden die Fraktionsspitzen informiert, um keine Zeit zu verlieren. Denn nun muss alles sehr schnell gehen, sonst ist ein Einzug im Herbst nächsten Jahres nicht zu schaffen. Hochschulen, Wirtschaft und Politik sind an einem strammen Terminplan interessiert, betonten sie ges­tern.

Ein geeignetes Areal hat OB Schröppel im neuen Industriegebiet West bereits im Auge. Dort wäre auch Platz, um in einem zweiten Schritt ei­ne Art Gründerzentrum anzusiedeln. 2 500 Quadratmeter Nutzfläche werden für den Technologietransfer nötig sein. Der Schulungssektor erfordert weitere 1 000 Quadratmeter. Für den Bereich Technik wird die Hochschule in Deggendorf, für die Schulungsmaßnahmen Ansbach zuständig sein. Eine solche Kooperation der Hochschulen ist bislang bayernweit einzigartig.

Alle zusammen

Überhaupt ist Kooperation das Schlüsselwort des Projektes, wie ges­tern alle betonten. Perteiübergreifend mit Unterstützung der Wirtschaft zogen alle an einem Strang in dieselbe Richtung, so Westphal. Er habe viele Gruppen durch das Optik-Zentrum in Teisnach geführt, erinnerte sich Sperber. Doch Weißenburg habe hinterher „deutlich mehr Druck als die anderen Delegationen“ aufgebaut, um eine ähnliche Einrichtung zu bekommen. Namentlich nannte er Landrat Franz Xaver Uhl und Stimmkreisabgeordneten Gerhard Wägemann.

Dass das grüne Licht aus München nicht ganz einfach zu bekommen war, ließ der CSU-Landratskandidat in seinem kurzen Statement durchblicken. Schließlich war das Förderprogramm eigentlich ausgelaufen, und andere Gebiete hatten ebenfalls Interesse. Ausschlaggebend waren dann die wenig erfreulichen Aussichten, die
die demografische Entwicklung für Weißenburg-Gunzenhausen prophezeit. Doch auch seine persönlichen Kontakte seien von Vorteil gewesen, sagte der Weißenburger. Er betonte aber ausdrücklich, dass „geistiger Vater“ des Vorhabens der verstorbene Franz Xaver Uhl ist.

Der in der Größe mit dem Weißenburger Vorhaben vergleichbare Technologiecampus in Teisnach läuft hervorragend, berichtete Sperber. Die anfangs zehn Mitarbeiter haben zwi­schenzeitlich 20 Kollegen bekommen, für die die Büroflächen nicht mehr
reichen. Im Umfeld des Optik-Zent­rums haben sich mehrere neue Firmen gegründet. Rund 300 Arbeitsplätze sind dort entstanden. Der OB hofft, dass nun nicht die „Bedenkenträgerei“ siegt, sondern dass alle „die Chance erkennen und wahrnehmen“.

Keine Kommentare