Kanu-Kompromiss am Runden Tisch

11.11.2017, 15:00 Uhr
Kanu-Kompromiss am Runden Tisch

© Naturpark Altmühlfranken

„Kanufahrer weg, Barbe kommt – so einfach ist es also nicht“, fasste Christoph Würflein, Geschäftsführer des Tourismusverbands Naturpark Altmühltal, am Ende der Diskussionsrunde im Mörnsheimer Haus des Gas­tes zusammen. Zum „Runden Tisch“ hatte der Tourismusverband alle eingeladen, die von der Thematik Bootwandern, Angeln und Naturschutz an der Altmühl betroffen sind, rund 80 Interessierte waren gekommen. Das bewies, welche Brisanz die Angelegen­heit hat. Schließlich hatten die Angler einst gefordert, den Bootsverkehr auf der Altmühl ganz einschränken zu wollen (wir berichteten).

Am Donnerstag wurde in Mörnsheim dagegen auf Kompromissbereitschaft gesetzt. „Wir haben ja alle ein Interesse daran, eine vernünftige Lösung zu finden, für den Tourismus und den Naturschutz“, betonte Robert Westphal, stellvertretender Landrat von Weißenburg-Gunzenhausen.

Wo die Probleme liegen, fasste Fischfachberater Ulrich Wunner vom Bezirk Oberbayern zusammen: Barbe und Nase, seit Jahren in der Altmühl unterrepräsentiert, brauchen zum Laichen überströmte Kiesbänke, die rar gesät sind. Wenn die scheuen Fische durch Kanufahrer von ihren Laichplätzen ferngehalten werden oder abgelegter Laich durch das Befahren der Kiesbänke zerstört wird, wird es für diese Fischarten eng.

Wunner betonte: „Der Fischereiberechtigte ist laut Gesetz zur Hege des Fischbestandes verpflichtet, es war also absolut richtig von den Fischern, sich diesbezüglich an das Landratsamt zu wenden.“ Eine wichtige Frage sei für ihn aber auch, inwieweit Barbe und Nase überhaupt noch in der Altmühl laichen. Dieser Frage geht David Ipelkofer in seiner Masterarbeit im Fachbereich Geografie an der Uni Eichstätt-Ingolstadt nach. Die Ergebnisse werden nächstes Jahr vorliegen.

Dieter Lillich, Landschaftsplaner und Berater für den Verbund der Kanutouristiker im Altmühltal (Akqua), ist sich sicher: „Die Altmühl stellt in ihrem heutigen Zustand kein geeig­netes Laichhabitat für strömungsliebende Fischarten dar.“ Auf Basis veröffentlichter Studien sieht er weniger den Bootstourismus als vielmehr die Altmühlregulierung, die suboptimalen Umgehungswege an den Wehren sowie die schlechte Wasserqualität als Hauptprobleme für die Fischfauna. Akqua-Sprecher Christoph Martin betonte: „Wir wollen ein zukunftsträchtiges Gesamtkonzept, das den Fortbestand der Kanubetriebe sichert, aber auch die Bedürfnisse anderer Altmühlnutzer berücksichtigt.“ Der Kanutourismus sei zwar ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, habe aber immer mit Herausforderungen, wie Wetter und einer kurzen Saison, zu kämpfen.

„Eine Vollsperrung unterhalb von Hagenacker oder der Hammermühle würde einen Totalausfall unserer touristischen Kernstrecke zwischen Solnhofen und Dollnstein bedeuten“, glaubt Martin. Ein weiteres Problem sei der starke Anstieg ortsfremder Anbieter, die mit großen Gruppen und teils nicht zulässigen Booten am Wochenende auf der Altmühl unterwegs sind. Klaren Regelungen und baulichen Eingriffen zum Schutz der Laichplätze stehe man offen gegenüber. Diese Aussagen wurden von den Vertretern der Angler- und Fischereivereine positiv aufgenommen. Auch sie signalisierten Kompromissbereitschaft und befürworten bauliche Schutzmaßnahmen. Sie sehen in den „Eventgruppen“ ebenfalls ein großes Problem.

„Das ist nicht tragbar“

Ein weiteres brachte Fischer Hans Walk ins Spiel – Stand-Up-Paddler, die bereits im März flussaufwärts paddeln: „Das ist nicht tragbar.“ Fischfachberater Ulrich Wunner erklärte, warum: „Beim Flussaufwärtspaddeln werden enorm feine Sedimente aufgewühlt. Wenn die kleinen Fische feinen Sand zwischen die Kiemen bekommen, verenden sie.“ Hier sei eine bessere Information der Bevölkerung wichtig. „Jetzt ziehen wir alle an einem Strang“, lobte Würflein alle Anwesenden am Ende des Abends. Ein nächster „Runder Tisch“ soll nach der Auswertung der Vorschläge im ersten Halbjahr 2018 stattfinden.

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