Streit um Kanuten auf der Altmühl schwelt weiter

2.8.2017, 13:00 Uhr
Streit um Kanuten auf der Altmühl schwelt weiter

© Peter Prusakow/Christian Hajek

Bislang hat sich von den zustän­digen Behörden noch niemand eindeutig positioniert in dem Interessenskonflikt zwischen Fischereivereinen und Bootsverleihern. Das Landratsamt Eichstätt will erst die Masterarbeit abwarten, die an der Universität Eichstätt am Lehrstuhl für Geografie erstellt wird und die Klarheit bringen soll, wie es mit den Fischbeständen in der Altmühl genau aussieht. 

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Konkret geht es um die Arten Nase und Barbe, die ihre Laichzeiten just in der Zeit haben, in der auf Deutschlands langsamstem Fluss am meisten los ist. Die Fischereiverbände haben deshalb die Ausweisung von Laichschutzgebieten in der Altmühl beantragt. Wo genau, weiß derzeit außer den Antragstellern und dem Landratsamt Eichstätt niemand. Das ärgert Akqua. Es sei nur schwer zu verstehen, dass der Antragsinhalt nicht herausgegeben werde, weil Akqua nicht unmittelbar verfahrensbeteiligt sei, schimpfte Akqua-Sprecher Christoph Martin jüngst in Zimmern. Die Kanufahrer würden gerne wissen, um welche Stellen es geht, die bis zum 15. Juni teilweise oder vielleicht sogar komplett gesperrt werden sollen.

Martin selbst ist seit 30 Jahren im Kanutourismus aktiv und ist vor allem enttäuscht von der Kommunikationskultur. Weder vor noch nach der Einbringung der Anträge hätten die Fischer Kontakt zu den Kanubetreibern gesucht. Mit diesem Verhalten, beklagt Martin, sei den Kanutouristikern die Chance genommen worden, von sich aus Schutzmaßnahmen für die Laichzonen in die Wege zu leiten.

Streit um Kanuten auf der Altmühl schwelt weiter

© Peter Prusakow/Christian Hajek

Stimmt alles so nicht, sagt dagegen Christian Hajek. Der Gewässerwart des Anglervereins Dollnstein, der hauptberuflich einen Anglershop betreibt, sagt, die Angler hätten bereits vor Jahren auf die Probleme aufmerksam gemacht. Als nach einem Fischmonitoring im Oktober 2015 dann offenkundig wurde, dass Barbe und Nase, die früher die Leitfische schlechthin in der Altmühl waren, stark dezimiert sind, hatten auch die Angler die Nase langsam voll und stellten den Antrag für die Laichschutzgebiete.

Schon weit davor, als der Zeltplatz an der Hammermühle bei Mörnsheim im Jahr 2011 eröffnet wurde, hätten die Fischer den Kontakt zum Naturpark Altmühltal gesucht. Deshalb betont Hajek: „Wir waren immer gesprächsbereit.“ Bislang habe es aber keinen offiziellen Ansprechpartner aufseiten der Kanufahrer gegeben.“ Und irgendwann sei die größte Geduld eben mal am Ende. Vor allem weil die Konflikte mit den Kanufahrern immer größer wurden.

Gegen Kanufahrer, die im Einklang mit der Naturparkverordnung bootswandern wollen, hätten die Angler noch immer nichts. Gegen Junggesellenabschiede, die lärmend und betrunken die Fische verschrecken und ihren Müll in den Fluss werfen, dagegen schon. Weil bislang konkrete Zahlen fehlen, drängen die Angler auf eine Verträglichkeitsprüfung für die Altmühl. Hajek und seine Anglerfreunde wollen, dass am Ende ein Regelwerk verabschiedet wird, in dem festgelegt ist, wie sich Bootsfahrer auf der Altmühl verhalten müssen. Schließlich müssten auch die Angler aufwendige und teure Prüfungen machen und viel Geld zahlen, um ihr Hobby ausüben zu dürfen, und werden regelmäßig kontrolliert.

Obergrenze gefordert

Bootsfahren darf bislang dagegen jeder. Hajek könnte sich vorstellen, dass jeder Bootsmieter künftig einen Vertrag unterschreibt, in dem auch eine Haftungsklausel enthalten ist. Zudem wollen die Fischer nach Möglichkeit ein Höchstkontingent für Boote auf der Altmühl. Das fehlt bislang komplett. Hajek hat es spaßeshalber einmal getestet: „Ich habe einmal die Genehmigung für 1001 Boote beantragt – auch das wäre kein Problem gewesen . . .“

Selbst Akqua-Sprecher Martin gesteht, dass die erhöhte Frequenz von Paddlern auf der Altmühl auch Probleme mit sich bringt. Immerhin gibt es rund 650 Kanus zwischen Gunzenhausen und Beilngries, die von gewerblichen Kanuverleihern angeboten werden. Akqua wolle deshalb konstruktiv an Lösungen mitarbeiten. Inzwischen sind elf von 16 Kanuge­werblern entlang der Altmühl von Gunzenhausen bis Beilngries Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, die jetzt alle an einem Strang ziehen wollen – trotz des Wettbewerbs.

Vor allem die Monate Mai und Juni mit den Feiertagen, Brückentagen  und den Pfingstferien gehören zu den Hauptgeschäftszeiten der Kanuverleiher. Martin berichtet, dass an einem Juni-Wochenende in Solnhofen Veranstalter aus Nürnberg, Ingolstadt, München und Schwabmünchen mit bis zu zwölf Booten auf der Altmühl unterwegs waren. Während die örtlichen  Bootstouristiker jedes Boot anmelden, kennzeichnen, vom TÜV überprüfen und schifffahrtsrechtlich genehmigen lassen müssen, sind private Kanuten und ortsfremde Kanuverleiher nicht an diese Auflagen gebunden.

Ein Umstand, der Anglern wie den hiesigen Bootsverleihern stinkt. Letztere fürchten, dass sie am Ende die Leidtragenden sind, sollte es zur Vollsperrung kommen. Das hätte vermutlich auch für den Tourismus negative Folgen. Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn bezeichnete die Kanuver­leiher als eine der „starken Säulen des Tourismusgeschäftes“ im Naturpark. Dennoch habe natürlich auch der Naturschutz im Altmühltal ein starkes Gewicht. Sinn riet deshalb beiden Seiten zu mehr Gelassenheit.

Sein Solnhofener Amtskollege Manfred Schneider scheint weniger gelassen zu sein und hat in einem Schreiben dem Eichstätter Landrat Anton Knapp geschildert, was eine Kanusperre bedeuten würde: „Der Kanutourismus ist ein wesentlicher Bestandteil unseres kommunalen Tourismuskonzeptes.

Er fungiert als Publikumsmagnet und sorgt ganz wesentlich für die Auslastung unserer touristischen Leistungsträger hier am Ort.“ Ohne Kanutouristen müssten Lebensmittel- und Getränkemärkte schließen, was auch massive Nachteile für die Lebensqualität der Solnhofener hätte. Deshalb bittet Schneider den Landrat, die Anträge der Fischerei vor diesem Hintergrund zu bewerten und sich dafür einzusetzen, dass der Kanutourismus auf der Altmühl „nicht massiv durch Restriktionen
der öffentlichen Hand beeinträchtigt wird“.

Die Fischer wollen dagegen vor al­lem eines: Regeln für den ihrer Ansicht nach aus dem Ruder gelaufenen Bootstourismus, der nicht mit einem Naturpark im Einklang steht. „Es gibt überall Regeln, nur bei uns nicht“, klagt Hajek. „Manche führen sich hier auf, als wäre die Altmühl ein Spaßbad. Wir sind hier aber in einem Naturpark.“

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