Weißenburg: Regent kommt mit Krönchen wieder

16.2.2019, 06:08 Uhr
Weißenburg: Regent kommt mit Krönchen wieder

© Markus Steiner

Als Bevollmächtigten hat Zachert Berthold Galonska eingesetzt, der auf eine 46-jährige Erfahrung in der Textilbranche verweisen kann und der vermutlich schon in der kommenden  Woche zum Geschäftsführer berufen wird. Er war unter anderem Filialleiter für die Dykhoff AG, Produktmanager bei Schiesser, Marketingleiter bei Felina, Geschäftsführer bei der Kunert AG und zuletzt bei der Getzner Textil AG in Bludenz in Österreich Geschäftsführer, be­vor er sich als Unternehmensberater selbstständig machte. 

Galonska ist überzeugt, dass er durch seine jahrzehntelange Erfahrung einen Blick für Details und große Zusammenhänge entwickelt hat, der es ihm ermöglicht, den ins Trudeln geratenen Herrenschneider wieder fit für die Zukunft zu machen, das Image von Regent aufzupolieren und die Marke zu stärken. Seine Überzeugung: „Die Zukunft der deutschen Textilindustrie wird nicht an den Wühltischen entschieden.“ 

Der gelernte Textilkaufmann ist vielmehr überzeugt davon, dass Qualität, wie sie Regent seit 1946 bietet, auch noch viele Kunden begeistern kann. Deshalb soll das Krönchen im Markenlogo, das Philippe Brenninkmeijer eigenhändig mit der Flex vom Firmengebäude entfernt hatte, wieder zurückkommen. Für Galonska ist das ein logischer Schritt: „Ein Regent ohne Krone ist kein Regent.“

Der Textilexperte verspricht, dass er sehr genaue und differenzierte Unternehmensanalysen durchführen wird und aus diesen Ergebnissen zukunftsfähige Unternehmensstrukturen nach den Prinzipien des Lean Managements ableiten kann. Auch nach Meinung von Christian Hiller von Gaertringen, der künftig die Pres­se- und Öffentlichkeitsarbeit von Regent übernimmt, muss man die Mar­ke Regent nur wiederbeleben: „Sie hat nach wie vor großes Potenzial und ist noch immer deutschlandweit bekannt.“ 

Marke mit einem guten Klang

Hiller ist überzeugt: Die klassischen Anzugträger greifen heute eher zum maßgefertigten Anzug und nicht zur Billigware. Insofern stünden die Chancen für den europaweit geschützten Markennamen „Regent“ richtig gut: „Die Marke hat einen guten Klang.“ Die Nachricht, dass das Krönchen im Markenlogo wieder zurückkehren soll, hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr positiv aufgenommen – offenbar hing daran für sie auch ein ganzes Stück Identität. 

Insolvenzverwalter Hartmut Krüger, der alle drei Insolvenzen begleitet hat, ist „verhalten optimistisch“, dass es dieses Mal endlich aufwärts geht mit dem Weißenburger Edelschneider. Er habe den Mitarbeitern selbst immer Hoffnung geben wollen und sei nach wie vor überzeugt: „Regent hat tolle Produkte, eine super Qualität und viel Know-how“. Seiner Ansicht nach sei der Erfolg vor al­lem wegen mangelhaften Marketings ausgeblieben. 

Vor allem das soll sich durch  Berthold Galonska ändern, der viel Erfahrung mit Marketing in der Textilbranche hat. Dem Unternehmensberater kommt dabei, zieht Hiller von Gaertringen den Vergleich, eine ähn­liche Rolle zu wie in etwa Restaurant­tester Christian Rach. Man müsse auch bei Regent nur an den richtigen Stellschrauben drehen, um mit einem neuen Konzept das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur zu führen.

Galonska glaubt indes, dass vor allem Marketing und Organisation in dem Traditionsunternehmen noch Luft nach oben haben. Die „sehr gute Marke“ und die „sehr motivierten Mitarbeiter“ böten viel Potenzial, um Regent wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Eine kaufkräftige Klientel für hochwertige Maßanzüge gebe es noch immer. Nur müsse man diese Klientel eben anders ansprechen: „Der Wert des Produkts muss sichtbar sein“, glaubt Galonska. 

Der Marketingspezialist könnte sich vorstellen, den Anzügen künftig ein „personalisiertes Emblem“ zu verpassen. Zudem müsse man dringend an dem in die Jahre gekommenen Firmengebäude etwas verändern: „Das Image unserer Marke und das Gebäude passen nicht mehr zusammen.“ Zuerst will der neue Regent-Chef an einem neuen Vertriebskonzept und an einer Marketingkampagne feilen. 

Genau wie der neue Investor Olaf Zachert ist auch Galonska überzeugt, dass es dieses Mal klappt. Investor Zachert hat unter anderem mit den Gebrüdern Berentzen den insolventen Rhenser Mineralbrunnen saniert. Die Sanierung sei überragend verlaufen, kann man auf der Firmenhomepage von Rhenser nachlesen. 

Zachert ist bereits rückwirkend seit dem 1. Februar der neue Eigentümer von Regent, die Schlüsselübergabe ist bereits erfolgt. Bei der Vorstellung des neuen Ei­gentümers waren auch Phi­lippe Brenninkmeijer und Andreas Meier an­wesend, die sich als ehemalige Inhaber von der Belegschaft verabschiedet haben. Die inzwischen dritte Insolvenz ist nun wieder Geschichte. Jetzt will Regent wieder mit Krönchen in die hoffentlich erfolgreiche Zukunft starten.    
 

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