Weißenburger demonstrieren weiter für die Energiewende

28.5.2014, 12:00 Uhr
Weißenburger demonstrieren weiter für die Energiewende

© Markus Steiner

So äußerten nacheinander der Fürther Bundestagsabgeordnete Carsten Träger (SPD), die Ingolstädter Bun-destagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Linke) und der Feuchtwanger Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig (Grüne) ihre Thesen, wie die Energiewende gelingen kann. Eine These wurde gleich eingangs von Mutter Natur eindrucksvoll untermauert: Für passendes Wetter gibt es auch im hiesigen Landkreis keine Garantie. Hätten die Demonstranten keine Zuflucht im Eingang des Gotischen Rathaus gefunden, dann wären alle bereits nach wenigen Minuten pitsch-nass gewesen.
Die Verlässlichkeit von Wind und Sonne sowie die Unwägbarkeiten, die das Wetter naturgemäß mit sich bringt, ist indes wohl auch einer der wichtigsten Streitpunkte, wenn es um den Ausbau der erneuerbaren Energien geht. Dass Kernenergie langfris-tig keine Alternative sein kann, darin waren sich auch die drei Politiker in Weißenburg einig. Mit welchen Rohstoffen man aber in Zeiten, in denen weder Wind noch Sonne verfügbar sind, die Lücke schließt, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

Wertschöpfung vor Ort

Für das Bündnis für Energiewende im Landkreis ist klar, dass der Umbau vor allem mit einer Wertschöpfung vor Ort einhergehen soll, machte Uwe Döbler am Anfang klar. Carsten Träger betonte, dass man dabei vor allem drei Dinge im Auge behalten müsse: saubere Energie, Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit. Der SPD-Bundestagsabgeordnete forderte deshalb eine Reform der Fördersätze, die noch aus einer Zeit stammten, in denen die Erneuerbaren nur eine Rolle als Brückentechnologie spielten. Mit einem Anteil von 23 Prozent bei der Stromproduktion seien sie aber längst als Breitentechnologie zu sehen. Träger ist deshalb überzeugt: „Wir sind erst am Anfang und müssen noch viele Punkte auf dem Weg zur Energiewende abarbeiten.“

Eva Bulling-Schröter (Linke) ist der Ansicht, dass man noch kräftig „nachsteuern“ muss, um die im Bundestag beschlossenen Ziele für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erreichen. Unter anderem müsse man der Linken zufolge für eine bessere Wärmedämmung bei Gebäuden sorgen. Für völlig falsch hält Bulling-Schröter die Privilegisierung der Industrie: „219 von 246 Unternehmen bekommen unbegründet Rabatte.“ Weil die privaten Stromkunden keine Melkkühe seien, setzt sich Bulling-Schröter für eine dras-tisch reduzierte Stromsteuer von 0,1 Cent pro Kilowattstunde ein. Die umstrittene Gleichstromtrasse ist der Ingolstädterin zufolge überflüssig, wenn  der Strom bürgernah und demokratisch vor Ort erzeugt werde. Am Ende appellierte die Linken-Politikerin: „Wir müssen weiterkämpfen, damit wir nicht wieder bei der Atomenergie landen!“

Martin Stümpfig (B.90/Die Grünen), der für seine Fraktion Sprecher für Energie und Klimaschutz im Landtag  ist, ist überzeugt: „Es geht jetzt ans Eingemachte.“ Die heftigen Kontroversen darüber, ob der Strompreis einen Cent billiger oder teurer wird, sind seiner Ansicht nach aber nicht relevant. Stümpfig fände es sinnvoller, wenn man einen Mindestpreis pro Tonne Kohlendioxid zahlen müsste. Kritik äußerte der Grünen-Politiker auch an Seehofers 10-H-Regelung, die faktisch das Aus für Windräder bedeute. Die Grünen im Landtag wollten deshalb alles versuchen, diese Regelung wieder zu kippen: „Ich bin be-geistert von Windkraft.“

Stümpfig, der selbst zwei Jahre lang Entwicklungshelfer in Mali war, bekannte offen: „Ich bin von der Fachkompetenz in Berlin sehr enttäuscht.“ Stümpfig sieht aber auch noch Nachholbedarf bei den Politikern selbst: „Wir müssen den Menschen die Energiewende besser erklären.“ So sieht der Umweltingenieur beispielsweise die Gleichstromtrasse als völlig ungefährlich an: „Für Gleichstrom gibt es nicht einmal Grenzwerte.“ Die lediglich optische Beeinträchtigung beim Ausbau des Stromnetzes müsse man als Kröte eben schlucken. Jeder Bürger müsse sich hier an die eigenen Nase fassen.

Ein Stichwort, das auch den ÖDP-Kreisvorsitzenden Reinhard Ebert auf den Plan rief, der meinte, dass Energiesparen nur dann funktioniere, wenn Energie etwas kostet. Solange die Deutschen weiterhin Reiseweltmeister seien und pro Jahr über 60  Milliarden für Auslandsreisen ausgeben, könne niemand über zu teuren Strom klagen. Denn volkswirtschaftlich spiele der Faktor Energie seiner Überzeugung nach noch immer keine Rolle.

ÖDP-Kreisrat Simon Scherer war es vorbehalten, den Abgeordneten für ihr Kommen zu danken und auf das nächste Treffen hinzuweisen. Am 23. Juni um 18.00 Uhr trifft sich das Bündnis für die Energiewende erneut am Marktplatz. Anderntags findet für das Erneuerbare Energien Gesetz im Ausschuss für Wirtschaft und Energie die abschließende Beratung statt.

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