Wie eine Handy-App den Hunger in der Welt bekämpft

1.9.2016, 17:32 Uhr
Bisher verfaulen bis zu 40 Prozent der Ernte in Uganda oder fallen Insekten und Ratten zum Opfer. Die Einführung von Silos soll das ändern.

© Vanessa Vick Bisher verfaulen bis zu 40 Prozent der Ernte in Uganda oder fallen Insekten und Ratten zum Opfer. Die Einführung von Silos soll das ändern.

Einmal kurz mit dem Finger auf das Smartphone getippt, und schon ist Falida aus dem dürregeplagten Süden Malawis wieder für einen Tag satt. 40 Cent spendet man durch eine kurze Fingerbewegung in der App "ShareTheMeal" - genug, um ein Kind in einem Entwicklungsland einen Tag lang zu ernähren, inklusive aller dabei anfallenden Verwaltungskosten.

"Wir dachten uns: Wenn wir es schon so einfach machen, dann nutzen auch viele Leute dieses Hilfsangebot", erklärt der Österreicher Bernhard Kowatsch, der die App gemeinsam mit seinem Freund Sebastian Stricker entwickelt hat. Und es funktioniert tatsächlich: Seit die App im November 2015 weltweit an den Start ging, wurden über 7,8 Millionen Tagesmahlzeiten gespendet, mehr als 615.000 Menschen nutzen das Smartphone-Angebot.

Spenden halfen 20.000 Kindern in Jordanien

Und sie bewirken etwas damit: Zum Beispiel wurden genug Mittel gesammelt, um 20.000 syrische Flüchtlingskinder in Jordanien ein Jahr lang mit Schulmahlzeiten zu versorgen. Oder um 2000 Mütter und ihre Kinder im syrischen Homs sattzubekommen. Im Moment sollen die Smartphone-Nutzer ihren Finger für den Süden Malawis rühren: 58.000 Kinder sollen dort ein Jahr lang mit Schulmahlzeiten versorgt werden. "Das hat auch den Vorteil, dass die Eltern dann eher dazu bereit sind, ihre Kinder in die Schule zu schicken. So wird ihnen ein Zugang zu Bildung ermöglicht", meint Kowatsch. "Durch ShareTheMeal gehen keine anderen Spenden verloren. Das sind hauptsächlich neue Spender. Digital Natives zwischen 18 und 35 Jahren, die sonst eher nicht spenden würden" erläutert der Österreicher.

Smartphone-Nutzer sind aber auch ein anspruchsvolles Publikum. Sie verlangen Transparenz, Hintergrundinformationen und Abwechslung. Deshalb wählt das Team hinter der App immer wieder neue Regionen aus, für die gespendet wird. Wer spendet, bekommt außerdem kurz die Geschichte eines einzelnen Kindes vor Ort erzählt. Wie die von Falida eben.

"Müssen systematischer die Innovationen erkennen und fördern"

"ShareTheMeal" ist ein Erfolg - und es zeigt, was durch innovative Ideen möglich ist. Um solche Projekte verstärkt zu fördern, hat das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen im Juli in München den "Innovation Accelerator" gegründet. Bernhard Kowatsch leitet das Unternehmen, das Lösungen gegen den Hunger in der Welt entwickeln soll. Unter den 20 Mitarbeitern sind sowohl klassische Entwicklungshelfer, als auch Gründer von Start-up-Unternehmen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen. "Innovationen gab es natürlich schon vorher. Aber wir müssen systematischer die guten darunter erkennen und fördern", betont Kowatsch.

Zuvor gab es keine dezidierte finanzielle Unterstützung für Innovationen, Mitarbeiter des Welternährungsprogramms hatten zu wenig Zeit, sich speziell darum zu kümmern und niemanden, der ihnen dabei half. Das soll sich nun ändern: Dafür werden in München zum Beispiel einwöchige "Innovation Boot Camps" abgehalten. "Dort geht es darum, wie man aus einer groben Idee ein gutes Geschäftskonzept entwickeln kann", erklärt Kowatsch und fügt hinzu: "Manche Unternehmensgründer glauben am Anfang, man kann alle Ideen selbst umsetzen. Ich bin aber überzeugt, dass man gemeinschaftlich in einem Netzwerk zu besseren Lösungen kommt."

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