Wie im Film: "Cybercops" fassen Internetbetrüger

30.4.2016, 15:14 Uhr
Wie im Film:

© Polizei Oberbayern Nord

Ins Rollen brachte den Stein der Ermittlungen eine 50-jährige Landwirtin aus dem Landkreis Neuburg Schrobenhausen. Vor rund einem Jahr entdeckte sie verdächtige Abhebungen auf ihrem für Notfälle gedachten Spendenkonto. Laut Polizei handelte es sich zwar um kleine Summen, dennoch erstattete die Frau Anzeige bei der Polizei.
 
Die für Cyberkriminalität zuständigen Ermittler stellten fest, dass ein Betrüger offensichtlich den Spendenaufruf der Landwirtin entdeckte hatte und fortan für seine kriminellen Zwecke nutzte. Seine Masche war simpel: Er nutzte die veröffentlichten Kontodaten als Zahlungsinformationen für Privatbestellungen bei einem großen Onlinekaufhaus. Die Schrobenhausenerin hatte Glück, denn die im Lastschriftverfahren abgebuchten Gelder konnten noch rechtzeitig auf ihr Spendenkonto zurückgebucht werden.

Ein Problem gab es jedoch noch: Die bestellten Artikel, waren nicht für den Betrüger selbst, er vertrieb diese weiter. Ein Großteil der Ware war bereits an verschiedene Empfänger in ganz Deutschland ausgeliefert worden. Diese wiederum hatten die Waren im Vorfeld gutgläubig bei dem Betrüger bestellt. Bei weiteren Ermittlungen stellten die Cybercops fest, dass dies nicht die einzigen Lieferungen waren, sie kamen einem jahrelangen Betrug auf die Spur.

Masche ging auf

Laut Polizei hatte der Täter im ganz großen Stil einen hoch professionellen illegalen Warenhandel mit verschiedensten Firmenidentitäten unter Fakepersonalien betrieben. Seine Ware bezahlte er mit den Daten willkürlich ausgesuchter Personen.
 
Die Masche des Täters, viele kleine Schäden im gesamten Bundesgebiet zu verursachen, war anscheinend über Jahre aufgegangen, denn oftmals wurden gerade wegen der vereinzelten Kleinstschäden weitergehende Ermittlungen nicht angestrebt. Die It-Spezialisten in Ingolstadt ließen jedoch nicht locker und konnten den Mann schließlich identifizieren.

Eine Wohnung voller Beweise

Am Dienstag den 12. April erfolgte dann der Zugriff: Gemeinsam mit Berliner Kollegen nahmen die Beamten den Betrüger vor seinem PC sitzend, in seiner unter falschen Namen angemieteten Berliner Altstadtwohnung fest.
Wie sich herausstellte, bestanden gegen ihn mehrere Suchanfragen verschiedenster Staatsanwaltschaften sowie zwei Haftbefehle.

Nachdem der Mann vor einiger Zeit in Frankfurt verurteilt wurde, war er in die Anonymität der Großstadt Berlin abgetaucht und lebte dort unter verschiedenen Namen. Neben zahlreichen gefälschten Ausweisdokumenten wurden in der Wohnung hunderte Prepaid-Telefonkarten sowie mehr als 160 Bankkarten aufgefunden. Bei seinem umfassenden Geständnis bestätigte der 50-Jährige, dass er die letzten Jahre als Vollzeitbetrüger "gearbeitet" hat und so monatlich vierstellige Beträge erwirtschaftete. Momentan wissen die Beamten von mehr als 2500 illegalen Transaktionen, die der Mann durchgeführt hat.