Wutbürger und Wutstörche

21.3.2011, 00:00 Uhr
Wutbürger und Wutstörche

© Klaus Katheder

Seit Jahrzehnten nisten Störche auf dem Schlot der früheren Molkerei in Trommetsheim, Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. Weil der 15 Meter hohe Schornstein angeblich baufällig ist, soll er abgerissen werden. Vor ein paar Tagen wurde bereits der Horst in luftiger Höhe demontiert. Meister Adebar und seine Gattin sollten auf eine neue Nisthilfe auf dem Schlauchturm des benachbarten Feuerwehrhauses umziehen — in nur acht Metern Höhe und in Sirenennähe.

Doch das Storchenpaar ließ sich die Umquartierung nicht gefallen. Es begann kurzerhand damit, seinen zerstörten Horst wieder aufzubauen. Zweig um Zweig schleppten die Vögel an, um das traute Heim wiederherzustellen. Sie scheinen das Pendant zum viel beschriebenen Wutbürger zu sein – Wutstörche quasi, die sich den Ruin des eigenen Nestes durch Menschenhand nicht bieten lassen wollen.

Jetzt ist fraglich, ob der für den heutigen Montag geplante Abriss des Kamins überhaupt möglich ist. Denn die Großvögel wird beim Abbruch kaum jemand gefährden wollen. Auch unter den Trommetsheimern kocht die Stimmung hoch. Viele Bürger fordern die Sanierung des Schlots, zumindest ein neues Gutachten über dessen Standfestigkeit und Gefährdungspotenzial oder sogar einen Neubau. Dass der Storch in emsiger Arbeit sein Nest wieder herstellt, ist für einige von ihnen „ein Wink der Natur“ und „ein klares Zeichen dafür, den Schlot zu erhalten“.
 

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