Zeuge belastet Neonazi-Anführer Tino Brandt im NSU-Prozess

28.6.2016, 09:31 Uhr
Der mutmaßliche NSU-Terrorhelfer Tino Brandt könnte das Oberlandesgericht München bewusst getäuscht haben.

© dpa Der mutmaßliche NSU-Terrorhelfer Tino Brandt könnte das Oberlandesgericht München bewusst getäuscht haben.

Ein Mitgefangener des früheren Thüringer Neonazi-Anführers und V-Mannes Tino Brandt soll am Dienstag im Münchner NSU-Prozess als Zeuge aussagen. Der Mann hatte Brandt zufällig auf einem Hofgang in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim kennengelernt. Bei einem Gespräch soll Brandt ihm gesagt haben, er wisse viel mehr über den NSU-Terror als er dem Richter verrate. Der Mithäftling hatte den Inhalt des Gesprächs schriftlich niedergelegt.

Brandt hatte in den 1990er Jahren den "Thüringer Heimatschutz" gegründet, zu dem auch die "Kameradschaft Jena" mit den drei späteren mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gehörte. Die drei waren 1998 in den Untergrund gegangen. Mundlos und Böhnhardt sollen in den folgenden Jahren zehn Menschen gezielt ermordet haben. Neun ihrer Opfer waren türkisch- oder griechischstämmige Gewerbetreibende. Nach ihrem Auffliegen 2011 sollen sich die beiden Männer das Leben genommen haben. Zschäpe ist im NSU-Prozess wegen Mittäterschaft angeklagt.

Den Mitgefangenen soll Brandt getroffen haben, als er zu seiner ersten Zeugenvernehmung im NSU-Prozess im Juli 2014 von Gera (Thüringen) nach München gebracht worden war. Brandt saß zu dieser Zeit wegen Verdachts des Kindesmissbrauchs in Untersuchungshaft. Inzwischen ist er deswegen rechtskräftig verurteilt und inhaftiert. Ein weiteres Verfahren gegen ihn wegen Versicherungsbetrugs ist noch offen.