Zu laut: Münchnerin kämpft mit Petition gegen das Martinshorn

1.10.2018, 11:01 Uhr
Laut, aber nötig. Ein Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn im Einsatz (Symbolbild)

© Nicolas Armer/Symbolbild (dpa) Laut, aber nötig. Ein Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn im Einsatz (Symbolbild)

Besonders aus der Geräuschkulisse von Großstädten ist das Martinshorn (leider) nicht mehr wegzudenken. Es räumt Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst den Weg zum Einsatzort frei, warnt andere Verkehrsteilnehmer vor den Einsatzfahrzeugen und ebnet den Weg über rote Ampeln. Kurz gesagt: Wenn Sekunden zählen oder es gar um Leben und Tod geht, ist es unverzichtbar.

Eine Münchnerin allerdings fühlt sich vom Gebrauch des Martinshorns so sehr gestört, dass sie Ende Juli eine Online-Petition gegen den "unsachgemäßen und inflationären Gebrauch" des Warnsignals gestartet hat.

"Täglich wacht unser Baby durch den inflationären Gebrauch des Martinshornes auf bzw. kann gar nicht erst einschlafen. Die Martinshörner ertönen zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit - unabhängig der Dringlichkeit des Einsatzes bzgl. der Verkehrslage", schreibt die Frau und schließt mit dem Appell: "ich plädiere dafür, die MitarbeiterInnen der Polizei, Feuerwehr und des Rettungsdienstes für einen sinnvollen, zielführenden und sachgemäßen Einsatz des Martinshornes zu sensibilisieren."

Besonders Rettungskräfte sind angesichts der Petition empört. "Uns ärgert das einfach, weil es heißt: Ihr seid zu laut und Ihr seid alles Cowboys. Nein, das sind wir nicht! Wir sind Menschen, die helfen wollen. (...) Wir arbeiten für das Wohl des Bürgers und nicht, weil wir es toll finden, mit Martinshorn und Blaulicht nachts durch die Stadt zu fahren", sagt Christian Strohschein, der für das Bayerische Rote Kreuz in Aschaffenburg Einsätze fährt, gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Wobei er durchaus zugibt, dass die Anzahl der Einsatzfahrten zugenommen hat. Das hat allerdings einen einfachen Grund, erklärt Strohschein gegenüber dem BR: "Früher bist du zu Herzinfarkten und Schlaganfällen gerufen worden, wenn der Bürger wirklich Hilfe brauchte. Heute fahren wir Einsätze wegen eingerissener Fingernägel, Husten und Heiserkeit, weil die Bürger dann den Vorteil haben, dass sie nicht in der Klinik warten oder einen Termin beim Hausarzt machen müssen."

Neben der Ablehnung durch die Rettungskräfte hält sich die Unterstützung für die Petition auch direkt auf openpetition.de in überschaubaren Grenzen: Lediglich 49 Unterstützer hat die Petition derzeit am Montagvormittag - nötig für das Erreichen des Quorums wären 6500.

Die meisten Reaktionen anderer Nutzer auf die Forderung der Unbekannten sind - zurückhaltend formuliert - ablehnend: "Ja dann sollten wir doch alle medizinischen Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall während der Nacht- und Mittagsruhezeiten verbieten und die Arbeit den Bestattern überlassen, die machen wenigstens nicht so einen Krach während der Anfahrt", schreibt ein Nutzer. Und ein anderer fügt hinzu: "Herzlichen Glückwunsch an die Kindergärtner und Lehrer, die die Tochter von Frau W. dann später im Kindergarten bzw. der Schule betreuen dürfen. Zieht euch dann mal besser heute schon warm an!"

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