Zu modern: LaBrassBanda sollen nicht bei Trachtenfest spielen

1.7.2014, 17:12 Uhr
Ein Auftritt der Kultband LaBrassBanda bei einem Trachtenfest im oberbayerischen Ruhpolding (Landkreis Traunstein) sorgt für Dissonanzen

© dpa Ein Auftritt der Kultband LaBrassBanda bei einem Trachtenfest im oberbayerischen Ruhpolding (Landkreis Traunstein) sorgt für Dissonanzen

Sie treten barfuß auf, lassen das T-Shirt lässig über die Lederhose hängen und blasen auch ansonsten den Staub aus der bayerischen Volksmusiktradition. Ein Auftritt der Kultband LaBrassBanda bei einem Trachtenfest im oberbayerischen Ruhpolding (Landkreis Traunstein) sorgt daher für laute Dissonanzen. Altgediente Mitglieder des Bayerischen Trachtenverbandes um den Ehrenvorsitzenden Otto Dufter planen, das Gastspiel der jungen Musiker am 23. Juli im Rahmenprogramm des Gautrachtenfestes zu boykottieren.

Der einstige Chef von nahezu 300 000 Trachtlern im Freistaat hält den Auftritt der Blasmusiker um Frontmann Stefan Dettl an der Trompete für unvereinbar mit den traditionellen Werten des weiß-blauen Trachtenwesens. Und auch der amtierende Verbandschef Max Bertl meint, dass die Musik der Band nicht zu einem Trachtenfest gehört. Gleichzeitig räumt er aber ein, LaBrassBanda gar nicht zu kennen.

"Das hat mit uns nichts zu tun"

"Das ist bayerische Rockmusik, das hat mit uns nichts zu tun", sagte Dufter der "Süddeutschen Zeitung". "Wir stehen für traditionelle Volksmusik." Dem stets mit einem dicken Gamsbart am Hut auftretenden Ehrenvorsitzenden passt die Lässigkeit nicht, mit der die jungen Musiker auf der Bühne ihr Publikum regelmäßig zu Jubelstürmen hinreißen. Rasta-Locken seien nicht die Sache der Trachtler, schimpfte Dufter in der Zeitung.

Diese Äußerungen stoßen bei der Band auf Unverständnis. "Uns liegen die echte Tradition und das Pflegen der bayerischen Tracht schon immer sehr am Herzen", ließ Dettl am Dienstag wissen. "Und den meisten Leuten, die zu unseren Konzerten kommen, auch." Er sprach von fehlendem Respekt, "nicht nur uns gegenüber, sondern vor allem gegenüber vielen engagierten Trachtenvereinsmitgliedern, denen man keine eigene Meinung, kein selbstbestimmtes Heimatgefühl, keine angemessene Einstellung zum Brauchtum zutraut".

Dettl wirft Dufter, Bertl und Co. vor, ihr Urteil gefällt zu haben, "ohne unsere Musik überhaupt zu kennen, ohne zu wissen, wie sehr wir an unserer bayerischen Heimat hängen". Alle Lieder der Band würden auf Bairisch gesungen, "alles, was wir spielen, hat seine Wurzeln in der klassischen Volksmusik". Die Äußerungen Dufters hätten viele aktive Trachtler vor den Kopf gestoßen, gibt Dettl zu bedenken.

"Musik passt nicht zu einem Gautrachtenfest"

Er verlangte eine Reaktion der aktiven Spitze im Trachtenverband. Und die folgte prompt. Zwar habe die Musik durchaus ihre Berechtigung, sagte Verbandschef Bertl der Nachrichtenagentur dpa. "Die jüngeren Trachtler sollen das hören", meinte er. "Aber die Musik passt nicht zu einem Gautrachtenfest." Schließlich sei dieses Treffen das wichtigste Ereignis des Verbandes im ganzen Jahr.

Sepp Obermeier vom "Bund Bairische Sprache" kann darüber nur den Kopf schütteln. Die Ablehnung der auch im Fernsehen bestens bekannten Band strafe die bayerische Gastfreundschaft Lügen, die dem Ferienort Ruhpolding in Werbeprospekten bescheinigt wird. Schließlich handle es sich bei den Mitgliedern von LaBrassBanda um Absolventen von Musikhochschulen. Obermeier verwies auf den Spruch des Komponisten Gustav Mahler, den sich die Band zu eigen gemacht hat: "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."

LaBrassBanda war beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2013 mit dem Titel "Nackert" angetreten. Die aus Übersee am Chiemsee stammende, vor sieben Jahren gegründete Band belegte dabei den zweiten Platz. Sie hat mehrere Alben produziert und in Hunderten von Konzerten ein Riesen-Publikum erreicht. Derzeit tourt LaBrassBanda durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

 

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